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Nachricht vom 07.12.2024
Region
Nicole nörgelt … über die zerbrechliche Weihnachtsidylle
Wie jedes Jahr kommt sie ganz plötzlich und unerwartet – die idyllische und harmonische Weihnachtszeit. Und mit ihr auch die Frage, wie man in diesem Jahr dem einen oder anderen Pflichtbesuch vielleicht entgehen kann. Bevor man die herbeigesehnte freie Zeit mit Menschen verbringen musss, bei denen man das ganze Jahr froh ist, sie nicht sehen zu müssen.
(Symbolfoto)GLOSSE! Zu allem Überfluss muss man diesen Menschen noch mit Weihnachtsgeschenken Freude bereiten, denn das wird schließlich erwartet. Auf die Frage: "Was wünschst du dir denn?" kommt grundsätzlich die Antwort: "Nichts, ich habe doch schon alles." Aber wehe, man nimmt denjenigen dann beim Wort, denn niemand hat ja gesagt, dass nichts schenken auch wirklich so gemeint ist. Hier stellt sich einem dann die Frage, wie viel das "wir schenken uns dieses Jahr nichts" denn kosten soll.

Auf in die Geschenkeschlacht
Kauft man dann ein teures Geschenk, läuft man Gefahr, dass der andere wütend wird, weil er vielleicht nur eine Kleinigkeit besorgt hat. Kauft man aber nur eine Kleinigkeit, weil ja eigentlich "nichts schenken" gesagt wurde, kann der Schuss auch nach hinten losgehen. Allein das kann einem schon die gesamte besinnliche Vorweihnachtszeit verderben. Statt sich also den vorweihnachtlichen Gefühlen hinzugeben, sucht man Wochen vorher nach Ideen, bestellt Geschenke, von denen man glaubt, dass sie das Gegenüber erfreuen oder bastelt liebevolle, persönliche Dinge für die Leute, von denen man weiß, dass sie einfach schon alles, aber wirklich alles besitzen. Und was passiert? Entweder werden die Sachen aus Höflichkeit heimlich einige Tage nach Weihnachten umgetauscht oder sie landen in irgendeiner Abstellkammer.

Besuchsmarathon
Des Ärgers und der Probleme jedoch noch nicht genug, kommt als nächstes die Frage auf, wie man sich in diesem Jahr um die Pflichtbesuche bei der buckeligen Verwandtschaft und somit auch den Geschenkewahnsinn drücken kann. Denn schließlich soll ja niemand zu kurz kommen und so enden die drei vermeintlich freien Tage in einem Terminmarathon, neben dem jeder Vollzeitjob wie der Aufenthalt auf einer Wellness-Farm anmutet.
Option eins – man setzt sich klammheimlich in den Süden oder in die Berge zum Skilaufen ab. Dort kann man dann mit dem auserwählten Teil der Lieben wirklich friedliche Feiertage verbringen.
Option zwei – man sucht nach fadenscheinigen Ausflüchten, warum es leider in diesem Jahr absolut nicht möglich ist, zu Besuch zu kommen oder – noch schlimmer – Besuch zu empfangen. Sehr beliebt hier sind der Wasserrohrbruch, die längst überfällige Renovierung oder die defekte Heizung (bei letzterem ist Vorsicht geboten, nicht dass die besorgte Verwandtschaft einen dann einlädt, damit man nicht erfriert).
Option drei (die wahrscheinlich dankbarste) – man muss leider an den Feiertagen arbeiten. Diese Option betrifft insbesondere Menschen, die im Krankenhaus, bei der Polizei, der Feuerwehr oder im Rettungsdienst tätig sind. Hier kann man ohne Probleme zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: der Arbeitgeber ist dankbar für jeden, der freiwillig an den Feiertagen arbeiten kommt, mehr Geld gibt es auch noch und man entgeht dem lästigen Pflichtbesuch.
Option vier (die denkbar schlechteste) – man ergibt sich in sein Schicksal und setzt sich der Verwandtschaft aus. Das endet dann im besten Falle mit vielseitigem Geheule am Tisch und im schlechtesten mit Tranchiermessern, die in irgendwelchen Leuten stecken oder Herzinfarkten ausgelöst durch Stress. Hier kommen dann übrigens die netten Mitmenschen aus Option drei ins Spiel. Dazu aber an anderer Stelle mehr (vielleicht in einer Kolumne zum vierten Advent).

Back to the roots
Wie auch immer, mit Besinnlichkeit und dem ursprünglichen Weihnachtsgedanken hat das heute leider nicht mehr viel zu tun. Vielmehr werden die Menschen immer gehetzter und statt einfach mal ein nettes Wort oder eine freundliche Geste für einen Mitmenschen zu haben, rennen alle nur gereizt durch die Gegend – auf der Jagd nach dem besten Geschenk, den schicksten Klamotten und dem nobelsten Essen. Liebe Leser, muss das wirklich sein und braucht man das alles, um glücklich zu sein? Oder reicht es nicht einfach auch mal, sich oder seinen Liebsten ein kleines bisschen Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken? Das kostet übrigens gar nichts und muss auch nicht vorher gekauft werden.

In diesem Sinne, nehmen Sie sich einen kurzen Moment Zeit und überlegen, was Ihnen wirklich wichtig ist. Und vielleicht sitzen dann irgendwann mal wieder alle gemeinsam bei Würstchen und Kartoffelsalat ohne erzwungene Idylle. Das muss auch gar nicht an den Feiertagen sein – das geht spontan ganz einfach so genauso gut oder sogar besser.

Ihre Nicole
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