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Nachricht vom 08.02.2025
Region
Nicole nörgelt … über vermeintliche Stars im Dschungel und Reality-TV
Alle Jahre wieder ist es im Januar soweit: Diverse Promis oder wenigstens die, die sich für solche halten, ziehen nach Australien in den Dschungel ein, um sich allen möglichen – teilweise sehr seltsam anmutenden – Prüfungen zu stellen und in einem Lager mitten im australischen Dschungel ihre innerstes Seelenleben für die Öffentlichkeit auszukippen.
(Foto: Pixabay)GLOSSE! Und alle Jahre wieder stelle ich mir die Frage, was einen erwachsenen Menschen dazu bewegen kann, sich derart in aller Öffentlichkeit zum Affen zu machen? Ist es Geld, der vermeintliche Ruhm, die Sucht, sich zu profilieren oder was sonst? Was kann einen erwachsenen Menschen dazu bewegen, sich in Schlamm, Schleim und Dreck zu suhlen, sich dabei mit Kakerlaken, Mehlwürmern und anderem Viehzeug überschütten zu lassen und eklige Dinge zu essen, nur um sich dann eventuell nicht von Reis mit Bohnen zu ernähren? Gut, dem einen oder anderen steht eine solche Diät ganz gut zu Gesicht, aber mal ganz ehrlich – was zur Hölle finden die sogenannten Promis daran? Die Dschungel-Krone kann es ja wohl kaum sein. Ich denke, da lockt statt der Abenteuerlust doch vielleicht ein ganz kleines bisschen der schnöde Mammon …

Zickenkrieg, Tränen und Geschrei
Doch das Beste ist natürlich, wenn dann nach den ersten Tagen rührseliger Harmonie und dem "wir halten alle zusammen"-Modus der erste richtige Zickenkrieg ausbricht und hierbei spielt tatsächlich das Geschlecht gar keine Rolle. Da sind Kerle dabei, die jeder Frau den Rang ablaufen, wenn es um überkandideltes Getue, Schminke und irgendwelche exotischen Phobien geht. Natürlich ist auch das keine Überraschung und vom Sender wohl durchaus eingeplant, denn was soll schon sonst da raus kommen, wenn man ein Dutzend vollkommen unterschiedlicher Menschen auf engem Raum unter fragwürdigen Privatsphäre-Bedingungen zusammenpfercht.

Die Welt der Prominenten
Kommen wir mal zu der Aussage Promis – speziell in diesem Jahr kannte ich die sogenannten Promis außer Zehnkämpfer Jürgen Hingsen, Boris Beckers Ex-Frau Lilly und "Der Alte"-Kommissar Pierre Sanoussi-Bliss (und das auch nur, weil ich alt bin) noch nicht einmal. Zwei oder drei aus diversen Zeitungsberichten, aber die restlichen Influencer und was sie so alle sind oder sein wollen, sagten mir einfach mal gar nichts. Gut, das ist nicht weiter verwunderlich, denn ich gehöre zu der Gruppe Menschen, die Influencer für das ungefähr Überflüssigste (direkt nach Magenschmerzen) auf diesem Planeten hält. Und hört man den achso gefeierten Reality-Stars nur zwei Minuten zu, bin ich mir tatsächlich ziemlich sicher, dass sie nichts können – außer gerade so selbständig atmen.

Was bewegt die eigentlich die Zuschauer, sich solche Sendungen anzuschauen? Ich glaube, es ist der ureigenste Instinkt, den wir weder unterdrücken, noch verleugnen können – die Sensationslust und der Spaß daran, andere leiden zu sehen. Denn seinen wir mal ehrlich zu uns selbst – auch wenn man eigentlich weiß, dass es in manchen Situationen unanständig ist hinzuschauen, so können wir uns doch nicht zurückhalten, weil alles, was anders als die Normalität ist, unsere ureigene, tief in uns verwurzelte Neugier weckt. Was grundsätzlich auch gar nicht schlimm ist, denn diese Neugier ist das, was uns in der Evolution (das Ding mit vom Affen zum Mensch und so) über die Jahrhunderte erlaubt hat, uns weiter zu entwickeln.

Comedy für alle
Allerdings, egal was man von Trash-TV, in diesem Fall dem Dschungelcamp hält, ich musste feststellen, dass insbesondere der Teil, in dem die "Dschungel-Stars" zu Wort kommen, für jede Menge Spaß zu Hause sorgen kann. Heidewitzka, die schaffen es ja tatsächlich in zwei Sätzen mehr orthografische Fehler zu produzieren, als andere in einer 50-seitigen Abhandlung. Ganz besonders wild wird es, wenn der Versuch der Verwendung von Fremd- und Fachwörtern gemacht wird. Statt Luxusartikeln könnten die meisten wohl besser ein deutsches Wörterbuch gebrauchen. Und die hochqualifizierten Aussagen über die Mit-Camper und ihre diversen Probleme sind echt zum Schreien komisch. Da wird so ein Feierabend auf der Couch doch glatt zur Comedy-Show.

Und genauso muss man es leider auch sehen, denn wenn ich mir ernsthaft Gedanken darum mache, dass Reality-Stars wie Sam Dylan, Alessia Herren, Yeliz Koc und Maurice Dziwak (wer zur Hölle diese Herrschaften auch sind und was auch immer sie meinen, in ihrem Leben bisher geleistet zu haben) die Generation nach uns sind und als solche junge Menschen beeinflussen, dann wird mir echt Angst und Bange. Und das Allerschlimmste daran ist, dass die auch noch felsenfest davon überzeugt sind, dass sie ein Segen für die Menschheit sind.

Aber bitte, es muss ja niemand fernsehen, wenn er nicht will. Doch man sollte vielleicht überlegen, seine eigenen Kinder von so einem Abendprogramm fernzuhalten und ihnen zu zeigen, dass Influencer und Reality-Star keine besonders tollen Berufe sind, vor allem keine, die der Gesellschaft irgendetwas nützen. Denn leider schauen immer mehr Menschen jeden Tag dauerhaft ins Handy, um ja nichts zu verpassen, was es auf Instagram, TicToc und Co so gibt, aber vergessen dabei, mal nach links und rechts zu schauen und den Menschen neben sich zu sehen. Leute, das wahre Leben findet im Hier und Jetzt statt und nicht auf Instagram, TicToc oder im "vermeintlichen" australischen Dschungel. Denn ich stelle jetzt mal die gewagte These auf, dass Dschungelprüfungen hin oder her, kein Fernsehsender es sich leisten kann, dass dabei irgendein Mensch ernsthaft zu Schaden kommt.

Wie real die ganzen Reality-TV-Shows sind, die sich da so auf diversen Kanälen tummeln, das muss einfach jeder für sich entscheiden.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen viel Spaß bei weiteren Folgen des Dschungel-Camps oder anderen Reality-TV-Shows. Amüsieren Sie sich und haben Sie Spaß, denn das ist wohl der einzige wertvolle Teil dieser Sendung – Ihre Lacher auf der Couch.

Ihre Nicole

Definition einer Glosse
Als Glosse wird ein kurzer journalistischer Text bezeichnet, in dem sich der Autor mit aktuellen Nachrichten auf satirische Art und Weise auseinandersetzt. Die Themen einer Glosse können sowohl gesellschaftlich wichtig als auch witzig oder kurios sein.
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Quelle: 1738976400