NR-Kurier |
Ihre Internetzeitung für den Kreis Neuwied |
|
Nachricht vom 21.03.2025 |
|
Region |
Die Verbandsgemeinde Puderbach und die Suche nach einem neuen Bürgermeister |
|
Gleich vier Kandidaten wollen nach der Wahl am 6. April die Nachfolge des bisherigen Verbandsgemeinde-Bürgermeisters Volker Mendel antreten. Damit sich die Bürger der Verbandsgemeinde selbst ein Bild von dem potentiellen Bürgermeister machen können, der in Zukunft die Geschicke der Verbandsgemeinde leiten soll, fand am 20. März um 18 Uhr ein Informationsabend im Gemeinschaftshaus in Puderbach statt. |
|
Puderbach. In der zweiten Veranstaltung der Reihe "Bürger fragen – Politiker antworten" hatte der CDU-Ortsverband Puderbach die vier Kandidaten und die Bürger der Verbandsgemeinde zu einer Veranstaltung ins Puderbacher Gemeinschaftshaus eingeladen. Zunächst begrüßte Hans-Martin Born die Gäste und zeigte sich erfreut darüber, dass mehr als 200 Bürger den Weg zu der Veranstaltung gefunden hatten, was ein reges Interesse an der Wahl zeigt.
Der Informationsabend fand in Form einer von Lars Tenorth moderierten Podiumsdiskussion statt. Als erstes stellten sich die Kandidaten in einer kurzen Runde selbst vor. Danach stellte Moderator Lars Tenorth acht angefangene Sätze in den Raum, von denen jeder Kandidat zwei vervollständigen sollte, bevor die Bürger Fragen an die Kandidaten stellen konnte. So wurde ein interessanter Austausch angeregt, der es den Besuchern ermöglichte, mehr über die Pläne und Vorhaben der Kandidaten für die Zukunft der Verbandsgemeinde zu erfahren. Denn schließlich bricht mit dem neuen Bürgermeister der Verbandsgemeinde auch eine ganz neue Ära an.
Nach eigenen Angaben treten alle Kandidaten parteilos an. Sie werben mit Kompetenz, einem Abbau der Bürokratie, einer effektiveren Verwaltung, einer Verbesserung für Infrastruktur und Verkehr und Unterstützung für Unternehmen und Gewerbe. Wie genau sie diese Ankündigungen und Pläne umsetzen wollen, dazu konnten sie sich an diesem Informationsabend äußern.
Die vier Kandidaten
Dr. Patrick Rudolph ist 44 Jahre alt und in Puderbach aufgewachsen. Nach dem Abitur am Martin-Butzer-Gymnasium in Dierdorf, versah er seinen Zivildienst als Rettungssanitäter auf der Rettungswache in Herschbach, bevor er Wirtschaftswissenschaften und öffentliches Gesundheitswesen studierte und mit der Promotion in Volkswirtschaftslehre in der Schweiz abschloss. 2006 begann er seine Tätigkeit bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), wo er bis heute tätig ist. Seit 2019 ist er kommunalpolitisch im Gemeinderat Puderbach engagiert. Seit seinem 13. Lebensjahr engagiert er sich ehrenamtlich zunächst in der Kirche, später im Sportverein und auch in der Kommunalpolitik. Seine politischen Prioritäten liegen in der Erhöhung der Lebensqualität vor Ort bezüglich KiTas, Feuerwehr, medizinischer Versorgung und Gewerbe, in einem guten gesellschaftlichen Zusammenhalt und somit der Unterstützung und bürokratischen Entlastung des Ehrenamtes. Weiterhin möchte er die Klimaziele erreichen und vor allem die Handlungsfähigkeit der Gemeinden erhalten, beziehungsweise wiederherstellen, in dem sie bei der Erfüllung ihrer Pflichtaufgaben unterstützt werden.
Herward Geimer ist 48 Jahre alt und in Raubach aufgewachsen. Er absolvierte eine Ausbildung als Maschinenbaumechaniker, bevor er zum Grundwehrdienst, dessen Abschaffung er de facto sehr bedauert, eingezogen wurde. 2005 hatte er die Möglichkeit, ins elterliche Immobilienbüro einzusteigen und orientierte sich somit beruflich um. In dieser Zeit bildete er sich zum Sachverständigen weiter und begann, sich kommunalpolitisch zunächst im Gemeinderat in Raubach, dann als Beigeordneter und schließlich im Verbandsgemeinderat zu engagieren. Seit 2019 ist er Vorsitzender des Gewerbevereins und in dieser Kandidatenrunde der einzige, der nicht aus der Verwaltung, sondern aus der freien Wirtschaft kommt. Herward Geimer will die Verwaltung digitaler und bürgerfreundlicher gestalten, die Infrastruktur sanieren, Unternehmen stärken und Bürokratie abbauen. Er setzt auf aktive Bürgerbeteiligung und eine wirtschaftsnahe, pragmatische Entwicklung der Verbandsgemeinde.
Sven Schür ist 50 Jahre alt und lebt in Steimel. Nach dem Realschulabschluss machte er eine Ausbildung zum Holzmechaniker und ging nach der Bundeswehrzeit zunächst ins Ausland. Durch eine Weiterbildung in der Abendschule von 2009 bis 2013 kam er 2020 als staatlich geprüfter Hochbautechniker zur Verbandsgemeinde, nachdem er beruflich bundesweit und im Ausland tätig war – unter anderem in seinen fünf Jahren als Bauleiter und Supervisor im Industrieanlagenbau und in seinen 18 Jahren Tätigkeit als Konstrukteur im Bereich Fertighäuser. Seit über vier Jahren übernimmt er in den Verbandsgemeindeverwaltungen Puderbach und Rengsdorf-Waldbreitbach nun schon die Projektsteuerung und -leitung für Neubauten und Sanierungsmaßnahmen. Mehr als vier Legislaturperioden ist Schür kommunalpolitisch tätig, bereits seit seinem 15. Lebensjahr ist er Mitglied beim Verkehrs- und Verschönerungsverein Steimel und seit 2024 dort auch Ortsbürgermeister. Sven Schür setzt sich für eine unabhängige und bürgernahe Verbandsgemeinde ein. Seine Schwerpunkte liegen auf der Förderung von Wirtschaft, Bildung und Ehrenamt, einer nachhaltigen Energieversorgung, effizienter Verwaltung sowie einer gesicherten medizinischen Versorgung. Er möchte den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern stärken und die Lebensqualität für alle Generationen erhalten.
Alexander Mohr ist 47 Jahre alt und lebt mit seiner Familie in Linkenbach, wo er einen Aussiedlerhof bewirtschaftet. Er ist gelernter KFZ-Mechaniker, lebt seit 1998 im Kreis Neuwied und hat nach dem Fach-Abitur studiert. Seit 2013 ist er Beamter und Ingenieur im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr, wo er als ziviler Sachbearbeiter tätig ist. Er selbst sagt aus, dass er weder politisch noch beruflich in der Verbandsgemeinde verankert ist und nicht über kommunalpolitische Erfahrung verfügt, aber ein großes Interesse an der Politik hat. Alexander Mohr setzt auf eine starke Zusammenarbeit der Ortsgemeinden, den Erhalt von Schulen und Kitas sowie eine bürgernahe Verwaltung. Er möchte den Haushalt sanieren, ortsansässiges Gewerbe stärken und sachlich sowie parteiunabhängig handeln.
Die Vertrauensfrage
Eine zentrale Eingangsfrage, die Lars Tenorth an alle vier Kandidaten stellte, war die folgende: "Viele Menschen haben in der letzten Zeit das Vertrauen in die Politik und die Politiker verloren. Wie wollen Sie dieses als Verbandsgemeindebürgermeister wiederherstellen?" Patrick Rudolph stellte fest, dass das Vertrauen nur darüber zurückgewonnen werden kann, dass für die Gemeinden, die ein Viertel der staatlichen Aufgaben mit nur einem Siebtel der Einnahmen finanzieren müssen, eine Handlungsfähigkeit wieder hergestellt wird. Außerdem muss die Kommunikation verbessert werden, damit die Bürger verstehen können, unter welchen Zwängen die Kommunalpolitik steht. Alexander Mohr betonte, dass es insbesondere die Kommunikation sei, die verbesserungswürdig sei, denn zwischen Bürgern und Politik gäbe es zu wenig Informationsfluss. Man müsse miteinander statt übereinander reden und die Bürger müssten das Gefühl haben, dass ihre Sorgen auch wahr- und ernstgenommen würden. Herward Geimer hegte Zweifel daran, dass das Vertrauen in die Kommunalpolitik fehlt. Allerdings sei das grundlegende Problem, dass weder in der Verbandsgemeinde noch in den Ortsgemeinden finanzielle Beinfreiheit herrsche und daran müsse sich etwas ändern. Steuererhöhungen seien nicht die Lösung, doch man müsse dafür sorgen, dass mehr Steuern durch gute Arbeitsplätze und Attraktivität für die Firmen fließen können. In den Augen von Sven Schür fehlt es nicht am Vertrauen, denn 16 Ortsgemeinderäte wurden bei der letzten Wahl ohne Probleme besetzt. Somit sei eine Rückgewinnung des Vertrauens nicht notwendig.
Die Frage nach den Finanzen
Die Frage, die in der offenen Fragerunde immer wieder aufkam, war die nach der maroden Finanzlage der Verbandsgemeinde und den Haushaltsproblemen der Ortsgemeinden. Die Bürger interessierte es, wie diese Problem langfristig durch einen neuen Verbandsgemeindebürgermeister gelöst werden können. Alle vier Kandidaten waren sich darin einig, dass die Pflichtausgaben der Gemeinden seit vielen Jahren die Einnahmen komplett oder nahezu komplett auffressen. Bei der Umsetzung gab es verschiedene Lösungsansätze. Da bei den Pflichtausgaben so gut wie nicht gespart werden kann und auch die Einnahmen in naher Zukunft nicht mehr werden, kann laut Patrick Rudolph nur auf mehreren Ebenen Einsparpotential gesucht werden, wobei gleichzeitig nach oben Druck auf Bund und Land ausgeübt werden muss. Darin stimmten Alexander Mohr und Sven Schür zu. Herward Geimer brachte noch den Vorschlag ein, mit Hilfe einer Datenbank die Gemeinden besser mit IHK, HWK und Gewerbevereinen zu vernetzen, um dem möglichen Problem der Firmennachfolgen zeitnah entgegenzuwirken.
Eine weitere Frage drehte sich um die Symbiose von Jugend und Kultur im Alten Bahnhof, der nur noch bis 2029 in der Förderung ist. Bis dahin muss entschieden werden, wie weiter mit dem Gebäude verfahren wird, das sich aktuell noch im Besitz der Ortsgemeinde Puderbach befindet. Mohr, Rudolph und Geimer waren sich einig, dass es sich um ein gutes Konzept handelt, bei dem man allerdings längerfristig den Aspekt der Kostendeckung mit in Betracht ziehen müsse. Sven Schür, der ebenso wie Alexander Mohr noch nie selbst im Alten Bahnhof war, meinte, das aktuelle Programm spreche zu wenige Leute an und sagte, dass das kulturelle Angebot des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Steimel schließlich auch ohne Zuschüsse auskäme. Man müsse nur den Mut haben, neue Wege zu gehen. Alexander Mohr brachte an dieser Stelle das Beispiel des maroden Jugendheims in Urbach, dessen Sanierung 1,4 Millionen Euro kosten soll. An dieser Stelle müsse man von der "Goldrandlösung" absehen und manchmal auch rigorose Schritte gehen, um sich von der Belastung zu trennen.
Insgesamt wurden viele Fragen gestellt, deren Beantwortung im Detail zu weit führen würden, die aber allesamt zeigten, dass in der Verbandsgemeinde Puderbach ein reges Interesse an der Politik und der Zukunft besteht. (Ulrike Puderbach) |
|
Nachricht vom 21.03.2025 |
www.nr-kurier.de |
|
Quelle: 1742518800 |
|
|
|
|
|