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Nachricht vom 22.01.2013 |
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Region |
„Hotel Deutschland“ – Eine Reise ohne Rückkehr |
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Neuwied. Die Migrations- und Integrationsexpertin, Buchautorin und Politikerin Dr. Lale Akgün war auf Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung zur Ausstellungseröffnung „50 Jahre Gastarbeiter aus der Türkei“ in die Kreisverwaltung Neuwied gekommen. Die Ausstellung ist vier Wochen in Neuwied zu sehen. |
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Der Publizist und Fotograf Mehmet Ünal befasst sich seit Jahrzehnten mit der Thematik, als ausländische Arbeitskraft in Deutschland tätig zu sein und er hat sich fotografisch dem Thema „Aufbruch und Ankommen“ gewidmet. Zu sehen sind eindrucksvolle Momente aus der Lebens- und Arbeitswelt der türkischen Gastarbeiter, die zugleich eine Zeitreise von den Anfangsjahren bis in die heutige Zeit ist.
Landrat Rainer Kaul dankte Dr. Gräfe, Leiter der Friedrich-Ebert-Stiftung Rheinland-Pfalz, dass die Ausstellung nunmehr für vier Wochen nach Neuwied geholt werden konnte. Insbesondere sei sie geeignet für die Schulen, um das Thema Integration zu thematisieren.
Landrat Kaul sagte bei der Eröffnung: „Die Ausstellung zeigt, dass viele Einwanderer hier angekommen sind und ihren Platz gefunden haben. Und das, obwohl in der Anfangszeit sowohl deutsche Politik als auch die Gastarbeiter selbst der Fehleinschätzung unterlagen, dass der Aufenthalt in Deutschland nur vorübergehender Natur sei. Viele sind auch Jahrzehnte später noch in diesem Traum gefangen und sie erziehen auch ihre Kinder in dieser Vorstellung. Viele von den Jüngeren wissen, auch wenn sie hier geboren wurden, nicht so recht, wohin sie gehören.“
Davon, dass die Aufnahmegesellschaft Einwanderern, auch wenn sie schon mehr als 50 Jahre in Deutschland leben, immer noch den Status „Ausländer“ zuweise, berichtete Dr. Lale Akgün humorvoll, teils sarkastisch aufgrund ihrer eigenen Erlebnisse, die sie auch in ihren Romanen verarbeitet. Dies zeige, dass auch hier noch Handlungsbedarf in Bezug auf Einstellung und Haltungen besteht.
Mehr als 70 Gäste fanden sich im Foyer und Kunstflur der Kreisverwaltung Neuwied ein. Dabei ging es nicht nur um die künstlerische Würdigung der Ausstellung, sondern auch um die richtigen Maßnahmen und unerlässlichen staatlichen Hilfen zur Sicherstellung von Chancengleichheit in Bildung, Ausbildung und Beruf. Die Vorsitzende des Beirates für Migration und Integration, Dilorom Jacka, wies darauf hin, dass auch eine Integration von außereuropäischen Einwanderern erschwert werde, da ihnen das kommunale Wahlrecht - anders als den EG-Ausländern - verwehrt werde.
Zeitzeuge Ilhan Sandayuk, der vor 35 Jahren nach Deutschland kam, wurde von der Integrationsbeauftragten Andrea Oosterdyk über seinen Werdegang in Deutschland, seine Schwierigkeiten, aber auch seine Erfolge, befragt. Viele Facetten wurden in den abwechslungsreichen Wortbeiträgen beleuchtet und „wir haben in kurzer Zeit viel gelernt“, so eine Besucherin der Ausstellung.
Beim leckeren türkischen Büffet, zubereitet von den Frauen der Fatih-Moschee im Rheintalweg, und süßem Tee wurde noch bis spät in den Abend diskutiert. Eine gelungene Veranstaltung, so das Resümee von Veranstaltern und Organisatoren. |
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Nachricht vom 22.01.2013 |
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