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Nachricht vom 01.12.2013 |
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Empfang für DTM-Champion Mike Rockenfeller |
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Neuwied. Mike Rockenfeller ist seit dem Gewinn der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft in diesem Jahr der bekannteste Neuwieder. Seine Heimatstadt ehrte ihn jetzt mit einem gemeinsam mit der Sparkasse veranstalteten Empfang. Und dem NR-Kurier gab der Star ein ausführliches und sehr persönliches Interview. |
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Neben Vertretern der Stadt Neuwied waren viele persönliche Wegbegleiter des 30-Jährigen gekommen: Sein Fanclub der ersten Stunde, Familie und Freunde. Auch sein Teamchef Ernst Moser war der Einladung gefolgt und ermöglichte es so, den Foyer-Bereich der Sparkasse in eine Boxengasse zu verwandeln.
Denn mit im Gepäck hatte DTM-Champion Mike Rockenfeller das Siegerauto von Phoenix-Racing, den original Audi RS 5 DTM.
Gerne erklärte Mike Rockenfeller den Gästen die Besonderheiten des Rennboliden. Sein fahrerisches Geschick musste der Rennfahrer allerdings ohne die gewohnten 460 PS unter dem Gesäß und nur mit reiner Muskelkraft unter Beweis stellen.
Dabei steckte er die wohl lustigste Niederlage seiner Karriere gegen Timo Ehlscheid ein. Der Rockenfeller-Fan beherrschte sein Bobbycar einfach besser.
Oberbürgermeister Nikolaus Roth gratulierte Mike Rockenfeller zum Gewinn der DTM und überreichte ihm ein Bild des Neuwied-Bildbandes, für das Mike Rockenfeller vor dem Neuwieder Schloß porträtiert worden war.
Der NR-Kurier hat kurz vor dem Empfang exklusiv ein Interview vom DTM-Star Mike Rockenfeller bekommen.
Mike Rockenfeller fährt, was seine sportliche Karriere betrifft, momentan im wahrsten Sinne des Wortes auf der Überholspur. Der ADAC-Motorsportler des Jahres 2013 und DTM-Champion stammt aus Neuwied und stand der NR-Kurier Mitarbeiterin Eva Klein für ein Interview zur Verfügung. Hier das Interview im Wortlaut:
Mittels einer Konferenzschaltung verbindet mich der Mitarbeiter des Audi-Ressorts “Kommunikation Motorsport“ mit Mike, der in diesem Moment auf der Essen-Motorshow Termine wahrnimmt. Es dauert kurz, bis Mike Rockenfeller sich dort eine ruhige Ecke gesucht hat und wir unser Interview starten können.
Eva Klein: Hallo Mike, wie man gerade sieht, ist dein Job vor allem mit Reisen verbunden. Bist du trotzdem noch öfter in unseren Breitengraden anzutreffen?
Mike Rockenfeller: Ich habe mir mit dem Team Phönix ein Renn-Team ausgesucht, das in der Eifel stationiert ist. Deshalb bin ich beruflich oft dort unterwegs und nutze die Chance auf einen Heimatbesuch, wann immer es möglich ist. Neuwied ist und bleibt der Treffpunkt für mich und meine Freunde, die mittlerweile auch teilweise in ganz Deutschland verteilt sind. Wenn ich in der Heimat bin, steht natürlich im Vordergrund, Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden zu verbringen. Ich bin dort aufgewachsen und verbinde sehr viel mit meiner Heimat.
Eva Klein: Beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 2011 hattest du einen schweren Unfall. Dein Fahrzeug wurde völlig zerstört, während dein Teamkollege und du wie durch ein Wunder unverletzt aus dem Wagen steigen konnten. Inwieweit beeinträchtigt einen ein derartiges Erlebnis mental?
Mike Rockenfeller: Dadurch, dass ich ohne Verletzungen davon kam, habe ich recht schnell die Erlebnisse verarbeiten können. Allerdings haben sich mit diesem Ereignis mein Bewusstsein und meine Einstellung zum Leben verändert. Mir ist bewusst geworden, wie schnell es vorbei sein kann und wie dankbar und froh ich sein kann, so ein Leben führen zu können. Schicksalsschläge können sich schneller als man denkt ereignen und sie passieren nicht immer nur den anderen. Diesbezüglich hat der Unfall mich schon verändert, mental habe ich jedoch glücklicherweise keinerlei Einschränkungen dadurch erlitten.
Eva Klein: Wäre die Formel 1 eine Option für deine Karriere?
Mike Rockenfeller: Natürlich ist die Formel 1 die Königsklasse, und wie ich, so träumt wohl jeder Rennsportler als kleiner Junge davon, einmal bei der Formel 1 mitzufahren. Mein Weg verlief jedoch anders, da ich von Haus aus die finanziellen Möglichkeiten nicht hatte, welche schon frühzeitig die Karriereleiter in Richtung Formel 1 ausrichten. Ich bin jedoch nicht traurig darüber, da ich voll und ganz in der DTM angekommen bin. Sportlich gesehen hat die DTM meiner Meinung nach sogar eine höhere Leistungsdichte als die Formel 1. Hier herrscht ein unheimlich hohes Niveau und wir haben viele tolle Fahrer, mit denen ich mich messen kann. Auch die Vielseitigkeit meines Sports gefällt mir, da ich sowohl Langstrecken als auch Sprints fahren kann. Ich würde gern einmal in einem Formel 1-Boliden sitzen und erleben, wie das Gefühl in so einem Auto ist. Aber für mich ist die DTM meine Königsklasse.
Eva Klein: Wie viele andere große Rennfahrer auch hast du mit Kart-Sport schon früh begonnen und von diesem Zeitpunkt an immer an deiner Karriere gearbeitet. Was wäre das höchste sportliche Ziel, das du dir stecken kannst?
Mike Rockenfeller: Ich habe gerade die DTM 2013 gewonnen. In dieser Klasse ist Kontinuität sehr schwierig. Es gibt viele hervorragende Fahrer und Teams, deshalb ist eine Siegesserie wie die des Michael Schumacher bei der Formel 1 sehr unwahrscheinlich. Bernd Schneider stellte mit fünf DTM-Siegen damals einen bis heute ungebrochenen Rekord auf. In diese Richtung geht auch mein höchstes sportliches Ziel. Außerdem könnte ich mir in Zukunft eine Teilnahme an der Rallye Dakar vorstellen.
Eva Klein: Was für ein Modell fährst du privat? Und wie sieht – Hand aufs Herz – das Punktekonto von Mike Rockenfeller in Flensburg aus?
Mike Rockenfeller (lacht): Ich habe mir das meiner Meinung nach Beste ausgesucht, das Audi zu bieten hat und fahre gegenwärtig einen Audi RS 6. Mein Punktekonto ist leider nicht ganz leer, aber mit 4 bis 5 Punkten noch im Rahmen. Ich würde mich selbst als verantwortungsbewussten und sicheren Fahrer beschreiben, obwohl auch ich natürlich mal gern schnell auf unseren Autobahnen unterwegs bin.
Eva Klein: Was machst du, wenn du mal nicht hinter dem Lenkrad sitzt?
Mike Rockenfeller: Dann bin ich in Essen auf der Motorshow und gebe Interviews wie jetzt das mit dir (lacht)... Okay, jetzt mal ernsthaft, ich treibe leider momentan viel zu wenig Sport, da ich beruflich sehr eingespannt bin. Hinzu kommen viele Termine, Redaktionsbesuche, Messen, Veranstaltungen und natürlich Training und Testfahrten. Wenn ich mal Freizeit habe, mache ich ziemlich normale Sachen wie ins Kino gehen, Freunde treffen. Fußball spiele ich auch mal gern, wenn es die Zeit erlaubt.
Eva Klein: Wie schnelllebig und oberflächlich geht es im Rennzirkus denn nun wirklich zu? Gewähre uns einmal einen Blick hinter die Kulissen.
Mike Rockenfeller: Natürlich gibt es beim Motorsport auch diesen Show-Charakter. Aber als Sportler bist du eher darauf aus, deine Leistung zu verbessern und dich mit den anderen Fahrern zu messen, als in den Medien bekannt zu werden. Das würde ich für mich eher als einen Nebeneffekt beschreiben. Ich liebe den Zweikampf und möchte mein Team mit meinen Leistungen ganz nach vorn bringen. Da ist mediale Präsenz ein eher untergeordnetes Thema. Ich definiere mich auch während meiner Arbeit als Sportler und Rennfahrer und versuche, den privaten Mike Rockenfeller so weit wie möglich außen vor zu lassen. Natürlich treffe ich durch meinen Sport auch viele bekannte Persönlichkeiten. Aber keiner ist automatisch interessant, nur weil er berühmt ist. Während meiner Karriere habe ich auch viele Menschen getroffen, die interessant und beeindruckend für mich waren, ohne dass sie bekannt waren.
Eva Klein: Ich bedanke mich für das tolle Gespräch mit einem sehr aufgeräumten und lockeren Mike Rockenfeller und hoffe, dass das Rennfahrer-Talent aus Neuwied auch die kommenden Jahre in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft ganz vorn mit dabei ist. |
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Nachricht vom 01.12.2013 |
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