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Nachricht vom 25.01.2014 |
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Blog |
One day, baby, we´ll be old.... |
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Von Eva Klein
Vor einigen Tagen verfasste ich einen Auftragstext für einen Blog zum Thema “Julia Engelmann – ein Aufruf etwas zu tun“. Wem dies nichts sagt – die 21-jährige Psychologie-Studentin beschrieb in einem Beitrag zu einem Poetry-Slam Wettbewerb der Uni Bielefeld die lethargische Lebenseinstellung ihrer Generation und rief zu mehr Spontanität und weniger Rationalität auf. Das Video ihres Auftritts wurde ins Netz gestellt und übersprang mit Leichtigkeit die “One-Million-Clicks“-Marke. |
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Im Verlauf dieses Hypes hagelte es nicht nur Lob, sondern auch Kritik, denn diese etwas naive, postpubertäre Neuerfindung des Rades gefiel nicht jedem. Das muss sie auch gar nicht, denn – wie so oft – liegen Sinn und Schönheit hier doch im Auge des Betrachters.
Viel wichtiger als die Frage, ob diese Verlautbarung a la “live Life now“ nun bahnbrechend oder zum Gähnen ist, ist doch die Tatsache, dass es wohl tatsächlich nicht nur in der Generation 20+, sondern auch in der Leitersprosse darüber ein tiefgreifendes Orientierungsproblem zu geben scheint.
Die aufgezwungene Qual der Wahl zwischen Familie, Karriere & Co, ein neuer Ehrgeiz, unsichere Arbeitsplätze und noch unsicherere Renten wohl wenigstens für sich selbst so stabil wie möglich zu gestalten - dies alles führt zu einer neuen “Generation Stoiker“.
Warum ich gerade diesen Begriff aus der griechischen Philosophie wähle?
Nun, irgendwie ist mir genau diese Episode aus dem Philosophieunterricht im Gedächtnis hängen geblieben. Die Unterteilung der Menschheit in Epikureer und Stoiker, also Menschen mit einer gefühlsgesteuerten und instinktiven Lebensweise, deren Lebensdiagramm sich demzufolge als Sinuskurve in einem stetigen Auf und Ab bewegt und in Stoiker, die durch emotionale Selbstbeherrschung ihren Platz in der großen Weltordnung schnell finden und stabilisieren möchten.
Die “Generation Stoiker“ hat sich in ihrem Leben schon in jungen Jahren schon etwas aufgebaut. Darüber sollte man eigentlich froh sein, denn genau dieses Sicherheitsdenken gilt als Motor unserer Wirtschaftskraft. Ist die allgemeine berufliche und private Situation jedoch einmal - sofern man das heute überhaupt sagen kann - in trockenen Tüchern, möchte dies keiner mehr so schnell aufgeben. Und genau da liegt das Problem, denn die Mütter und Väter von durchaus existentiellen Lebensentscheidungen - wie der Gründung einer Familie und Verfolgung persönlicher Träume - sind nun mal nicht Selbstbeherrschung und Rationalität, sondern Spontanität und Mut.
Mir liegt nichts ferner, als hier an dieser Stelle eine Lanze für unüberlegtes Handeln im Bezug auf Fortpflanzung zu brechen, jedoch kann es für eine Gesellschaft auch nicht gesund sein, wenn die für Fortpflanzung zuständige Generation sich dafür schlicht und einfach nicht zuständig fühlt.
Es ist fraglich, wie dort die Gewichtung angelegt werden sollte. Ist es wichtig für Kinder, dass das Kinderzimmer den Gegenwert eines Kleinwagens besitzt, oder reicht dafür auch ein Blick in die Gebrauchtmöbelanzeigen und ein Besuch im schwedischen Möbelmarkt? Ist es schlimm, wenn man zum Ende eines Monats zu seinem Nachwuchs sagen muss, dass es die neue Hose eben erst im nächsten Monat gibt, weil das Geld für selbige aktuell besser in Milch, Brot und Leberwurst angelegt ist? Für wen ist das eigentlich wichtig? Für die Kinder wohl kaum, das wage ich als Mutter von drei Exemplaren mal zu behaupten. Für die Eltern wohl auch nicht, denn sind sie es einmal, dann ist dieses Dasein alternativlos und dessen sind sie sich bewusst.
Allenfalls ist dieses Szenario ein Problem für diejenigen, die aus diesem Grund die Familiengründung immer weiter herauszögern, oder gleich ganz aufgeben. Das ist schade und den Grund dafür brauche ich hier nicht weiter auszuführen, denn alle Eltern begreifen ihn ohne Worte und allen anderen würde er sich nicht erschließen. Ich bin Epikureer – schon immer gewesen – und all die Ausschläge meiner Sinuskurve bedeuten für mich Ereignisse, auf deren Erfahrungswerte ich nicht verzichten möchte. Wenn es möglich wäre, würde ich mir eine “Generation epikureische Stoiker“ wünschen, die es schafft, Mut mit Disziplin zu verbinden, die spontan und verlässlich ist und deren Geschichten – wie Julia Engelmann aus einem Song adaptierte – wenn sie alt sind, nicht nur aus traurigen Konjunktiven bestehen.
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Ich möchte mich Ihnen kurz vorstellen:
Mein Name ist Eva Klein, ich bin 32 Jahre alt und lebe mit meinem Mann, meinen Töchtern Finya (9) und Fidelia (7), unserem Neuzugang Paul (11 Wochen), einem Hund, zwei Kaninchen und 35 Babyfischen in Puderbach. Neben meiner Tätigkeit für den NR-Kurier studiere ich gegenwärtig Journalismus und verfasse als Texterin Inhalte für web-content, Presseberichte, Produktbeschreibungen und Unternehmens-Portfolios. Das geschriebene Wort ist für mich Inspiration und Passion zugleich. Ohne diese Möglichkeit mich auszudrücken, wäre mein Leben nicht das, was es ist. An dieser Stelle werde ich ab sofort regelmäßig meine Gedanken und Erlebnisse mit Ihnen teilen und freue mich auf zahlreiche Kommentare von Ihnen! |
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Nachricht vom 25.01.2014 |
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