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Nachricht vom 13.03.2014
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Blog: Wir arbeiten uns dumm?!
Von Julia Heinz

Wer hat heutzutage noch Zeit morgens am Frühstückstisch die Zeitung aufzuschlagen oder mal gemütlich ein Buch zu lesen. Bei dem heutigen Arbeitsalltag bleibt kaum noch Zeit dafür. So sind die Menschen vielleicht wissend in dem Umfeld ihres Berufes, doch Allgemeinwissen und das aktuelle Geschehen geraten immer mehr in den Hintergrund. Arbeiten wir uns so gesehen dumm?
Wir arbeiten uns dumm. Symbolfoto: Julia HeinzDer Wecker klingelt morgens früh. Aufstehen, duschen, anziehen, Zähne putzen und dann zur Arbeit. Für Rituale, wie mit der Familie zu frühstücken oder Zeitung zu lesen, ist nur schwer ein Zeitfenster zu finden, denn die meisten müssen jeden Tag lange pendeln, um zur Arbeit zu kommen. Der früher so wichtige `Start in den Tag´ ist hektisch und ungemütlich geworden.

Kommt man dann abends wieder nach Hause, war der Tag so anstrengend, dass man sich lieber leichter Unterhaltung aussetzt. Der Fernseher wird eingeschaltet und es laufen Serien oder Filme, denen man leichter folgen kann. Für Bücher oder Zeitung fehlt einem dann die Konzentration und sie bleiben in unserem Leben immer mehr auf der Strecke.

Auch die letzte Frankfurter Buchmesse hat diese Situation deutlich zu spüren bekommen. Die Zeiten sind anscheinend vorbei, als man Schlange stehen musste und sich nach längerem Warten doch noch auf die Rolltreppe quetschen konnte, um sich die nächste Messehalle voll neuer Bucherscheinungen anschauen zu können. Die letzte Buchmesse wirkte nämlich gegen frühere Erfahrungen etwas leer.
Doch die Frage lautet dann: Wenn wir keine Zeit mehr zum Lesen haben, wie informieren wir uns dann?

Das Internet wird oft als solche dargestellt, war lange Zeit jedoch keine 100 prozentige Alternative zu Zeitung und Buch. Die meisten Menschen nutzen es außerdem eher zur Kommunikation (z.B. Facebook oder WhatsApp) und zum Online-Kauf (z.B. Amazon). Zeitung und Bücher scheinen nach dieser Erkenntnis eigentlich nicht ersetzbar zu sein. Sie passen aber auch nicht mehr in unseren hektischen, arbeitsreichen Alltag hinein. So sind die Menschen vielleicht wissend in dem Umfeld ihres Berufes, doch Allgemeinwissen und das aktuelle Geschehen geraten immer mehr in den Hintergrund. Wir arbeiten uns so gesehen dumm.

Der Kapitalismus und die Wirtschaft formen uns zu dem. Doch auch Verleger, Herausgeber und Journalisten tragen eine Teilschuld daran, in dem sie sich nicht anpassen. Sie müssten die Zeitung besser an den heutigen Tagesablauf angleichen, denn viele Eigenschaften dieser machen es schwierig sie in den Alltag zu integrieren.

So ist beispielsweise das riesige Format unterwegs, wie in der Bahn, sehr unpraktisch. Der Frühstückstisch, an dem man genug Platz hätte zu lesen, existiert schließlich nicht mehr. Des Weiteren hat man wegen des Berufs lediglich morgens das notwendige Auffassungsvermögen, um sich einer Zeitung widmen zu können und man hat Statistiken zufolge heutzutage durchschnittlich eine halbe Stunde Zeit sie zu lesen. Die Zeitung muss also so konzipiert sein, dass man das auch schaffen kann.

Dies sind nur zwei Beispiele von vielen, die Verleger, Herausgeber und Journalisten ändern müssten, damit die Gesellschaft nicht einen wichtigen Teil ihres Lebens nach und nach verliert. Doch bis heute halten Viele an ihren Modellen und Methoden fest.

Zum Glück gibt es wenige Ausnahmen, die sich doch an den Lauf der Zeit anpassen. Internetzeitungen und Blogs gewinnen beispielsweise immer mehr an Leserschaft, da sie unterwegs mit passender Technologie, aber auch in der Mittagspause im Büro gut zu lesen sind. Durch Suchfunktionen oder Archive ist es auch leichter die persönlich interesseweckenden Informationen zu finden und so die notwendige Recherche- und Lesezeit zu verkürzen. Demzufolge kann die Gesellschaft, obwohl die Wirtschaft dem entgegensteht, auf neue Möglichkeiten ausweichen, so dass Allgemeinwissen und das aktuelle Geschehen wieder an Bedeutung gewinnen. (jkh)
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