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Nachricht vom 01.05.2014 |
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Region |
Besuch von Maja – ein Gespür für die besondere Haltung |
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St. Pantaleon Seniorenzentrum: Projekt zur palliativen Kompetenz und hospizlicher Kultur kommt schwerstkranken Bewohnern zu Gute. Das Projekt wirkt sich positiv auf die gesamte Atmosphäre im Haus aus und auch die Mitarbeiter achten noch mehr aufeinander. |
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Unkel. „Maja darf bei mir alles“, sagt Elisabeth Ohrendorf und streichelt zärtlich das weiche Fell des Golden Retrievers. Die 87-jährige Bewohnerin des St. Pantaleon Seniorenzentrums liebt Hunde über alles, ihr ganzes Leben hatte sie immer mindestens einen treuen Vierbeiner an ihrer Seite. Sie freut sich jedes Mal, wenn Maja sie besuchen kommt. „Und wir freuen uns, dass wir Frau Ohrendorf mit Maja ein Stück weit glücklich machen können“, sagt Einrichtungsleiter Bernd Kretzschmann. Er kennt die Seniorin schon seit langem – in den letzten Jahren machen ihr ihre Erkrankungen zunehmend zu schaffen. Immer wieder nimmt er sich Zeit, mit Elisabeth Ohrendorf zu sprechen. Dann fragt er sie, was sie besonders gern hat und ob sie sich etwas wünscht. Das Ergebnis sind die Besuche von Maja. Oder die knusprigen Reibekuchen, die extra für sie gebacken werden. Oder das gute Glas Wein, das die Bewohnerin zwischendurch gerne genießt.
Dass besondere Wünsche und Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner immer mehr im Zentrum stehen, ist ein Teil des neuen palliativen Konzepts des Hauses, das nach und nach alle Senioreneinrichtungen der Marienhaus Unternehmensgruppe, dem Träger des Hauses, umsetzen werden. Im St. Pantaleon Seniorenzentrum ist die palliative Begleitung so zu einem zentralen Part im Alltag der Senioreneinrichtung geworden. Sie ist Tagesordnungspunkt Nummer Eins bei jeder Teambesprechung, einmal in der Woche findet zudem eine palliative Übergabe statt, die sich ausschließlich der Begleitung schwerstkranker und sterbender Bewohner widmet. Alle 14 Tage trifft sich zusätzlich eine hausinterne Arbeitsgruppe, die weitere Ideen zur hospizlichen Kultur sammelt und an der Umsetzung arbeitet.
Rund 15 Mitarbeiter des Seniorenzentrums haben bereits Fort- und Weiterbildungen in palliativer Praxis bzw. einen Palliative Care Basiskurs absolviert. Hier bekommen die Teilnehmer theoretisches Wissen zur Begleitung von Menschen am Lebensende an die Hand. Vor allem aber entwickeln sie ein Gespür für die besondere Haltung, die in der hospizlichen Begleitung so zentral ist. Dazu zählen in erster Linie Achtsamkeit im Umgang mit den Menschen und eine Sensibilität für ihre Bedürfnisse. Diese sollten in jeder Alltagssituation im Mittelpunkt stehen. „Darum sollte auch der Techniker, der die Glühbirne im Zimmer eines Bewohners wechselt, die hospizliche Kultur verinnerlicht haben, ebenso wie die Dame in der Verwaltung, die mit trauernden Angehörigen die Schritte nach dem Tod eines Bewohners bespricht“, ist Kretzschmann überzeugt.
Die palliative Begleitung beginnt im weitesten Sinne bereits am Tag des Einzugs. Hier wird der neue Bewohner beispielweise nach einer bestehenden Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht gefragt. Liegt keines davon vor, bietet die Einrichtungsleitung entsprechende Informationen an. Konkrete palliative Maßnahmen ergreifen die Mitarbeiter, wenn sich der Allgemeinzustand des Bewohners auffällig verschlechtert. In einer palliativen Fallbesprechung planen und koordinieren sie anhand eines Leitfadens die Maßnahmen. Eine große Rolle spielt hier die psychosoziale Betreuung: Aromatherapie oder basale Stimulation; aktuelle Wünsche und Bedürfnisse erspüren und wenn möglich erfüllen; und – ganz wichtig – einfach da sein, zuhören, gemeinsam beten. Mitarbeiter des ambulanten Hospizes Neuwied und Seelsorger stehen den Pflegekräften dabei unterstützend zur Seite.
Die Pflegedienstleitung sucht parallel das Gespräch mit den Angehörigen und Betreuern und bindet sie, wenn möglich und gewünscht, in die Begleitung mit ein. Selbstverständlich werden auch der Hausarzt oder ein Palliativmediziner mit ins Boot geholt. Er passt die Medikamente so an, dass die Symptome des Bewohners, vor allem aber seine Schmerzen gelindert werden. Dies unterstützen die Pflegekräfte durch besondere pflegerische Maßnahmen, wie die Lagerung oder eine spezielle Mundpflege. Und auch die Zeit nach dem Tod des Bewohners wird berücksichtigt: Feste Rituale wie ein „Gedenk-Kaffee“ für die anderen Bewohner gehören ebenso dazu wie ein abschließendes Teamgespräch.
Als Bernd Kretzschmann zu Beginn des Projektes seinen Mitarbeitern von dem neuen Konzept berichtete, schaute er zunächst in zahlreiche verständnislose Gesichter: „Wir begleiten unsere Bewohner doch auch jetzt schon im Sterben“, sagten sie. Heute wissen sie um den Gewinn – auch für sich selbst: Das Projekt wirkt sich positiv auf die gesamte Atmosphäre im Haus aus und auch die Mitarbeiter achten noch mehr aufeinander. Es trägt entscheidend dazu bei, dass das Besondere, das Christliche in der Einrichtung noch lebendiger wird. „Für die Mitarbeiter ist es ein schönes Gefühl“, so Kretzschmanns Erfahrungen, „dass sie in ihrer Einrichtung alles dafür tun, damit die Menschen würdevoll sterben können und bis dahin ein möglichst schönes Leben haben“. Ein Besuch von Hundedame Maja macht darum nicht nur die Bewohnerin Elisabeth Ohrendorf glücklich, sondern zaubert auch auf die Gesichter vieler Mitarbeiter ein Lächeln.
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Nachricht vom 01.05.2014 |
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