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Nachricht vom 19.05.2014 |
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Region |
Rhein-Lahn-Kreis und Landkreis Neuwied setzen auf Kooperation |
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Bioabfall wird künftig in Singhofen verwertet. "Unabhängigkeit von Marktpreisveränderungen" durch kommunale Kooperation. Ab 2016 wird der Bioabfall des Kreises Neuwied in der Behandlungsanlage Singhofen des Rhein-Lahn-Kreises mechanisch aufbereitet.
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Kreis Neuwied/Rhein-Lahn-Kreis. Der Rhein-Lahn-Kreis und der Landkreis Neuwied setzen im Bereich der Abfallwirtschaft auf kommunale Kooperation. Die beiden Ersten Kreisbeigeordneten der Landkreise Rhein-Lahn, Gisela Bertram, und Neuwied, Abfallwirtschaftsdezernent Achim Hallerbach, unterzeichneten jetzt einen Vertrag zur kommunalen Kooperation bei der Verwertung von Bioabfällen.
Die Kreistage beider Landkreise hatten zuvor eine Vereinbarung beschlossen, nach der die Behandlung und Verwertung der Bioabfälle aus dem Landkreis Neuwied einschließlich der Entsorgung der in den Bioabfällen enthaltenen Störstoffe ab dem 1. Januar 2016 durch den Rhein-Lahn-Kreis erfolgt. Der Neuwieder Kreistag hatte in seiner letzten Sitzung dieser Wahlperiode nach eingehender Beratung wie schon zuvor der Ausschuss für Umwelt und Abfallwirtschaft einstimmig der Kooperation mit dem Rhein-Lahn-Kreis als auch dem Entwurf der Zweckvereinbarung zugestimmt, nachdem dieser zuvor anwaltlich auf Einhaltung der europa- und vergaberechtlichen Vorschriften geprüft worden war. Ein deutlicher Kurswechsel, wie Achim Hallerbach, Erster Kreisbeigeordneter in Neuwied, unumwunden einräumt. Denn seit 1993 werden die Bioabfälle des Kreises Neuwied im Kompostwerk der SITA (früher Scheele) in Neuwied verwertet.
Warum also jetzt die Entscheidung weg von der privatwirtschaftlichen Verwertung hin zu einer interkommunalen Zweckvereinbarung? "Erste Anzeichen für einen gestörten Wettbewerb, Unabhängigkeit von Marktpreisveränderungen, ein hochwertiges Behandlungsverfahren in der Anlage Singhofen und die höchste wirtschaftliche Attraktivität aller geprüften Varianten waren die entscheidenden Gründe für diese Anpassung", meinte Achim Hallerbach. Er ergänzte: "Durch die bundesweite Umsetzung der Getrennterfassungspflicht für Bioabfälle und die gesetzliche Forderung nach einer hochwertigen Verwertung jeweils ab dem 1. Januar 2015 sowie das Bestreben des Landes Rheinland-Pfalz, eine Verbringung der Abfälle in die neuen Bundesländer zu vermeiden, ist mittelfristig von steigenden Marktpreisen der privaten Anbieter auszugehen."
"Die Abfallbehandlungsanlage in Singhofen zeichnet sich durch eine langjährige technische und organisatorische Betriebssicherheit aus und verfügt über eine kombinierte stoffliche und energetische Verwertung, die nach Abstimmung mit der Aufsichtsbehörde im Sinne des Gesetzes hochwertig ist und auch im direkten Vergleich zur Kompostanlage sehr günstige ökologische Eigenschaften aufweist", erläutert Gisela Bertram, Erste Kreisbeigeordnete des Rhein-Lahn-Kreises. "Außerdem bietet die Kooperation insbesondere aus Sicht des Landkreises Neuwied die höchste wirtschaftliche Attraktivität aller geprüften Varianten. Weil der Rhein-Lahn-Kreis derzeit eine Verfahrensumstellung zur Behandlung von Restabfällen beim Betrieb der MBA vorbereitet und dadurch eine Verkürzung der Aufenthaltszeit in den Rotteboxen erreicht wird, entstehen ab dem Herbst 2015 für die Behandlung von Bioabfällen in der Bioabfallanlage zusätzliche Kapazitäten. Die Neuwieder Bioabfälle sind daher für die Auslastung der Anlage höchst willkommen." Der Kreistag des Rhein-Lahn-Kreises hat daher ebenfalls einstimmig der Kooperation zugestimmt.
Bereits 2009 hatten neun Gebietskörperschaften im nördlichen Rheinland-Pfalz, darunter der Rhein-Lahn-Kreis und der Landkreis Neuwied, mit dem Rhein-Sieg-Kreis sowie die Stadt Bonn mit finanzieller Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz begonnen, sinnvolle Möglichkeiten und Kooperationen zur Behandlung der Bioabfälle zu eruieren. Dabei wurden insbesondere die kommunalen Behandlungs- und Verwertungsanlagen technisch als auch wirtschaftlich auf Herz und Nieren geprüft. Außerdem wurden die regional agierenden privaten Entsorgungsunternehmen aufgefordert, ihre konzeptionellen Überlegungen unter Berücksichtigung der vorhandenen Anlagenkapazitäten mit einzubringen und bewerten zu lassen. Im Ergebnis konnte eine Bündelung der Biomasse aller Kommunen nicht erreicht werden, u. a. wegen des unterschiedlichen Preisgefüges der einbezogenen kommunalen Anlagen, aber auch wegen der Erwartung günstigerer Marktpreise seitens verschiedener Kommunen.
Zuletzt wurden die Gespräche bilateral zwischen dem Kreis Neuwied und dem Rhein-Lahn-Kreis fortgeführt. Die verschiedenen Möglichkeiten zur Behandlung der Bioabfälle sowohl in einer Kooperation zwischen dem Rhein-Lahn-Kreis und dem Landkreis Neuwied als auch mit weiteren Anbietern am Markt wurden durch das Berliner Ingenieurbüro GAVIA, dass schon die letzte Neuausschreibung der Abfalldienstleistungen im Kreis Neuwied betreut hat, eingehend geprüft. Nach eingehender Analyse diverser Varianten wurde die Behandlung in der Bioabfallbehandlungsanlage in Singhofen als besonders vorteilhaft ermittelt. Bei diesem Verfahren werden die in der braunen Tonne gesammelten Bioabfälle aus dem Kreis Neuwied in der Behandlungsanlage Singhofen des Rhein-Lahn-Kreises mechanisch aufbereitet, von Störstoffen entfrachtet, abgesiebt und in zwei Fraktionen aufgeteilt. Anschließend wird das Unterkorn kompostiert und das Überkorn einer thermischen Verwertung in einem Biomassekraftwerk zur Stromerzeugung zugeführt.
Nach der erfolgten Vertragsunterzeichnung wird der Entwurf zunächst der Aufsichtsbehörde zur Genehmigung vorgelegt. Stimmt diese zu, wovon beide Vertragsparteien ausgehen, wird der Neuwieder Bioabfall ab 2016 in Singhofen behandelt.
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Nachricht vom 19.05.2014 |
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