NR-Kurier
Ihre Internetzeitung für den Kreis Neuwied
Nachricht vom 18.06.2014
Region
Whitesell bezieht Stellung zur aktuellen Situation
Die Whitesell Germany GmbH & Co. KG hat im Dezember 2013 bestimmte Teile der Ruia Global Fasteners AG übernommen, darunter auch die Schraubenfabrik in Neuwied-Niederbieber. Von Anfang an gab es in der Belegschaft große Widerstände gegen den neuen Besitzer. Die Beschäftigten haben Angst um ihre Arbeitsplätze und befürchten einen bewusst herbeigeführten Ruin des traditionsreichen Neuwieder Unternehmens.
Die rund 300 Mitarbeiter in der ehemaligen Schraubenfabrik Boesner in Neuwied-Niederbieber kommen nicht zur Ruhe: Seit Monaten gibt es Streit mit dem neuen amerikanischen Besitzer über die Geschäftsstrategie. Foto: Google EarthJetzt äußerte sich Whitesell zum ersten Mal ausführlich zur aktuellen Situation. In der Mitteilung des Unternehmens heißt es im Wortlaut:

„Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung und anderer Unterstellungen arbeitet das Unternehmen auf einer soliden finanziellen Basis. Zudem erhält es starke Unterstützung durch die Kunden. Dadurch wird sich das Geschäft stabilisieren und dem Unternehmen eine langfristige Perspektive gegeben.

Zwischen 2009 und 2013 waren Ruia und die Vorgängerunternehmen zweimal insolvent und eine Lösung war nicht in Sicht. Nach 15 Jahren ohne nennenswerte Investitionen durch die Voreigentümer Acument und Ruia ergaben sich existentielle Probleme, die eine Verbesserung der Situation verhinderten. Durch die langwierige Insolvenz wanderte ein Teil des profitablen Geschäfts zur Konkurrenz ab und bei einem großen Anteil des verbleibenden Geschäfts wurden Produkte unter hohen Verlusten verkauft.

Zusätzlich haben wichtige Kunden wegen der Insolvenzen über mehrere Jahre vermieden, neue Aufträge zu erteilen. Dadurch war der Weg für ein neues, profitableres Geschäft blockiert. Dies führte zu bedeutenden fortlaufenden Verlusten und potenzielle Käufer verloren das Interesse an dem Unternehmen.

Die deutschen Automobilhersteller hatten großes Interesse an einem strategischen Käufer, der das Geschäft stabilisieren kann. Daraufhin prüfte Whitesell die Optionen und willigte ein zu investieren, in dem Bewusstsein dass grundlegende Änderungen nötig waren, um den Teufelskreis der Insolvenzen zu durchbrechen. Von Anfang an arbeitete Whitesell transparent mit den großen Kunden zusammen. In zahlreichen persönlichen Gesprächen wurden die Probleme angesprochen und Lösungen erklärt, wie das Geschäft auf eine nachhaltige Basis gestellt und den Mitarbeitern eine Zukunft ermöglicht werden kann.

In den Wochen vor der endgültigen Übernahme von Ruia durch Whitesell unterzeichnete die Mehrheit der Mitarbeiter eine Erklärung, in der sie die Übernahme durch Whitesell ablehnten, da sie starke Preiserhöhungen für die Kunden befürchteten. Trotz dieser unrichtigen Behauptungen blieb Whitesell bei seiner Zusage, nahm bedeutende Investitionen vor und vollzog die Übernahme. Die Verunsicherung der Mitarbeiter erschwerte die Lage für Whitesell Germany, da Zulieferer und Kunden wegen der Stabilität des Unternehmens besorgt waren. Dies zwang Whitesell Germany dazu, für das Unternehmen untypische Wege einzuschlagen, um Geschäftsinteressen zu wahren und Mitarbeitern und Unternehmen Sicherheit zu bieten.

Whitesell Germany verpflichtete sich, weiterhin alle Kunden zu beliefern, obwohl nach der Übernahme keine gültigen Verträge existierten. Ungeachtet des großen Risikos für das Unternehmen wusste Whitesell Germany, dass das der richtige Weg ist. Dennoch führte dies zu Unstimmigkeiten mit vielen Kunden, die große Aufträge zu den früheren, Verlust bringenden Preisen erteilten. Zu den zusätzlichen Ausgaben kamen Produktionsengpässe hinzu.

Nachdem neue, nachhaltige Preise festgesetzt wurden, weigerten sich viele Kunden, die neuen Marktpreise zu bezahlen und stoppten die Zahlungen vollständig. Es zeigte sich, dass einige der großen Kunden bereits Monate vor der Übernahme vorhatten, das Geschäft zu Wettbewerbern zu verlagern. Diese Kunden lehnen es aktuell ab, die maßgefertigten Bestellungen anzunehmen. Dadurch sind Whitesell Germany und dessen Mitarbeiter unnötigen Belastungen ausgesetzt.

Trotz der enormen Schwierigkeiten wurden langfristige Verträge mit vielen großen Kunden abgeschlossen. Damit ist die Zukunft des Unternehmens auf einer gesunden und existenzfähigen Basis sichergestellt. Dank dieser Zusagen hat Whitesell Germany nun Gewissheit, dass die Gesellschaft eine Zukunft mit einigen der wichtigsten Automobilhersteller und ihren Zulieferern hat. Whitesell Germany wird die schwierige Phase abschließen und sich gemeinsam mit den Kunden, die das Unternehmen unterstützen, auf Wachstum konzentrieren.

Wir sind bereit, in dieses Unternehmen zu investieren. Wir wollen es zu einem Automobilzulieferer von Weltrang formen. Die Restrukturierung wird leider schwierig und bedauernswert sein, aber nur so können wir viele Arbeitsplätze sichern. Die verbleibenden Kunden bieten langfristige Wachstumschancen, mit denen wir wieder an vergangene Höchstleistungen anknüpfen können. So werden wir die Zukunft dieses traditionsreichen deutschen Unternehmens sichern.“

So weit die Aussagen von Bob Wiese, dem Geschäftsführer der Whitesell Germany GmbH & Co. KG. Man darf gespannt sein, wie sich die Auftragslage im Neuwieder Werk entwickelt und ob die Arbeitsplätze der Beschäftigten dort sicher sind.
Nachricht vom 18.06.2014 www.nr-kurier.de