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Nachricht vom 27.09.2014
Kultur
Moritz Netenjakob brillierte in Stadthalle Hachenburg
Der Bestsellerautor, Grimme-Preisträger und Ghostwriter vieler Comedians, Moritz Netenjakob aus Köln, bescherte den Besuchern in der Stadthalle Hachenburg am Samstagabend, 27. September, einen sehr vergnüglichen Abend mit Esprit, Komik und gekonnten Persiflagen.
Moritz Netenjakob parodiert Didi Hallervorden. Fotos: Wolfgang TischlerHachenburg. Zum Jubiläum der Stadt Hachenburg präsentierte Netenjakob sein persönliches Jubiläumsprogramm, weil er bereits seit zwanzig Jahren als Satire-Autor arbeitet. Dieser Beruf werde immer schwieriger, denn „Die Realität ist schon so bescheuert, dass man nicht weiß, man da noch drauf setzen soll.“ Seine Beispiele der Namensgebung von Frisiersalons, der Werbung für Laser-Haar-Entfernung oder die Tatsache, dass selbst Daniela Katzenberger die Erfindung der Druckkunst missbraucht, weil sich jeder Autor nennen kann, belegen anschaulich, dass „die Kultur den Bach runtergeht“.

Dafür, dass Moritz Netenjakobs Karriere mit einem Pantomimen begann, erwies sich der Künstler als besonders wortgewaltig und verbal pointiert. Aus seiner Feder stammten die Texte für Rüdiger Hoffmanns Programm „Männer und Romantik“ oder Dirk Bachs „Wilhelm und Hedwig“ sowie der Text über Didi Hallervorden für die Sat 1 Wochenshow „Didi am Mittag“. Wenn man die Augen schloss bei Netenjakobs Darbietung, hatte man die Illusion, die Original-Stars zu hören. Udo Lindenberg – „das ist Rüdiger Hoffmann plus Alkohol“ - und Rainer Calmund hat er als Imitator ebenso gut drauf wie Klaus Kinsky und den Literaturpabst Marcel Reich-Ranicky.

Sehr komisch waren auch die auf die Melodie „Would do anything for love“ von Meat Loaf gesungenen Staumeldungen, die aus Ärger über die häufigen Unterbrechungen der Lieblingstitel im Radio entstanden. Regisseur Bill Mockridge engagierte den vielseitigen Satiriker als Stammautor für die „Springmäuse“.

Man glaubt dem Kabarettisten, der aus einer intellektuellen Familie stammt, sofort, dass Beruf und Privatleben nahtlos ineinander übergehen. Er hat sein Privatleben in einen Roman gewandelt: „Der Boss“ beschreibt zwerchfellerschütternd, wie die türkische Großfamilie seiner Frau auf die atheistische 68er Netenjakob-Familie reagiert bei der gemeinsamen Weihnachtsfeier.

Netenjakobs Lieblingstexte für das erste Bühnenprogramm von Bernhard Hoecker waren Märchen: Hänsel und Gretel erzählt von einem Fußballreporter (Hexe tot! tot! tot!) oder die Märchen-Durchsage eines Flugkapitäns und eines Marktschreiers.

Flexible moderne Bühnentechnik erlaubte es dem Kabarettisten, blitzschnell Albrecht Dürers Gemälde „Maria mit Kind“ auf die Bühne zu bringen als Beispiel für die Switch-Parodie auf die „1000 Meisterwerke“. Switch reloaded brachte Netenjakobs Parodie auf Sportstudio-Moderator Michael Steinbrecher im Interview mit Fußballspieler Lukas Podolski, dessen polnische Aussagen in der deutschen Übersetzung stilsicher und gewandt formuliert waren.

Als Resümee seines künstlerischen und privaten Werdegangs lautete Moritz Netenjakobs Tipp an das Publikum: „Schaut einfach mal um die Ecke. Vielleicht ist das Glück schon längst da und wartet auf euch!“ Zum Abschluss bot der Entertainer, der formulieren, zuspitzen, imitieren, singen und schauspielern kann, als Zugabe eine Ode an das Publikum mit großer emotionaler Gestik. Helmi Tischler-Venter
       
   
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