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Nachricht vom 26.11.2014
Region
Höfken: „Der Wald leidet zunehmend unter Klimawandel“
70 Prozent der Bäume in Rheinland-Pfalz sind geschädigt. Während die Schäden durch Luftschadstoffe seit Jahren rückläufig sind, leidet der Wald in Rheinland-Pfalz zunehmend unter dem Klimawandel“, so Forstministerin Ulrike Höfken. Dies ist das Ergebnis des Waldzustandsberichts 2014.
Forstministerin Höfken bei der Vorstellung des WaldzustandsberichtsRegion. Der Anteil der schwach geschädigten Bäume in Rheinland-Pfalz ist im Vergleich zum vergangenen Jahr von 47 auf 46 Prozent leicht zurückgegangen, während der Anteil der deutlichen Schäden von 23 auf 24 Prozent angestiegen ist. Dies ist das Ergebnis des Waldzustandsberichts 2014, den Forstministerin Ulrike Höfken am Mittwoch in Mainz vorstellte. „Unseren Wäldern geht es nicht gut. Während die Schäden durch Luftschadstoffe seit Jahren rückläufig sind, leidet der Wald in Rheinland-Pfalz zunehmend unter dem Klimawandel“, so Höfken. Längere Trockenphasen und Extremwetterereignisse sowie neue Schädlinge machten den Bäumen zu schaffen. „Um ein umfassendes Bild der Waldgesundheit zu zeichnen, beleuchten wir neben dem Zustand der Baumkronen in diesem Bericht erstmals die Themen Klimawandel, Biodiversität, Wildschäden und FSC-Zertifizierung“, erklärte die Ministerin.

„In unseren Wäldern sind die Erfolge der Luftreinhaltepolitik messbar“, stellte Höfken fest. So sei der Eintrag von Schwefelverbindungen seit den 1980er-Jahren auf ein Fünftel zurückgegangen, der Säureeintrag habe sich halbiert. „Indes konnten die Stickstoffeinträge aus Verkehr und Landwirtschaft bislang kaum reduziert werden und auch die Ozonbelastung des Waldes ist bedenklich“, sagte die Ministerin und wies daraufhin, dass sie sich auf Landes- und Bundesebene für einen sparsameren Einsatz von Dünger in der Landwirtschaft einsetze.

Darüber hinaus habe sich die Witterung in Rheinland-Pfalz zum Nachteil des Waldes entwickelt: „Die Vegetationszeit von Mai bis September war in den vergangenen drei Jahrzehnten zu warm und auch zu trocken. Dies sind klare Anzeichen dafür, dass sich der Klimawandel bei uns auswirkt.“ Der jüngst vorgelegte Weltklimabericht habe den Ernst der Lage bestätigt: Je nach Szenario werde bis zum Jahr 2100 ein globaler Temperaturanstieg zwischen 0,9 und 5,4 Grad Celsius vorhergesagt. „Es liegt an uns, diese für Mensch und Natur verheerende Entwicklung aufzuhalten“, betonte Höfken, die im Dezember als Mitglied der deutschen Delegation an der Weltklimakonferenz in Lima teilnehmen wird. Rheinland-Pfalz leiste mit der konsequenten Umstellung von fossilen Energien auf Erneuerbare seinen Beitrag zur Energiewende und damit zum weltweiten Klimaschutz – übrigens auch durch den naturverträglichen Ausbau der Windkraft im Wald.

Für den vorliegenden Waldzustandsbericht haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Landesforsten die Kronen von mehr als 4000 Bäumen begutachtet. Diese gelten als Fieberthermometer: Je lichter die Krone, desto kranker der Baum. Darüber hinaus greift der Bericht erstmals weitere Indikatoren für den Gesundheitszustand des Wal-des auf, insbesondere hob Höfken das Thema Wildschäden hervor. „Etwa die Hälfte des jungen Waldes in Rheinland-Pfalz, in dem Rot- oder Rehwild vorkommt, wird durch Wildschäden so beeinträchtigt, dass damit forstwirtschaftliche Einbußen einhergehen können“, erklärte Höfken. Um eine effizientere Jagd zu ermöglichen, habe ihr Ministerium im Jahr 2013 die Landesjagdverordnung novelliert.

Nach der jüngst vorgestellten Bundeswaldinventur gibt es in Rheinland-Pfalz nicht nur viel Wald, sondern auch die Mischung der Baumarten, die Altersstruktur sowie die Vielfalt der im Wald lebenden Tier- und Pflanzenarten haben sich gut entwickelt. „Wir wollen die Stabilität unserer Wälder weiter verbessern und ihre Biodiversität sichern“, betonte Höfken. Beiträge dazu seien neben dem Nationalpark Hunsrück-Hochwald die FSC©-Zertifizierung des Staatswalds sowie das Konzept zum Erhalt von Biotopbäumen, Alt- und Totholz. Höfken: „Der Wald ist grüne Lunge und CO2-Speicher, Raum für Erholung, Forstwirtschaft und Artenvielfalt zugleich – es liegt in unserer Verantwortung, ihn für kommende Generationen zu erhalten.“
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