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Nachricht vom 30.03.2015
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Hohlspiegel und Neutrinoforschung: Physik-Aktion an der Waldorfschule
Es war ein besonderes Wochenende für Physik-Interessierte an der Waldorfschule. Die Schüler der Oberstufe und Lehrer boten an Ständen und in Vorträgen ein Potpourri an Informationen und erstaunlichen Versuchen aus dem naturwissenschaftlichen Unterricht.
Die Spektrallinien des Wasserstoffs durch ein Prisma erkennen – gar nicht so leicht! Foto: PrivatNeuwied. Physik ist nicht öde – und schon gar nicht sinnlos. Da sind sich die Schülerinnen und Schüler der 11. und 12. Klasse der Waldorfschule Neuwied einig. Beim Physikwochenende brachten sie in einer Ausstellung ihre im Unterricht geprobten Versuche den Besuchern nahe.

Bei den Besuchern sehr beliebt war der halbkreisförmige Hohlspiegel, der für das Gehirn nicht fassbare Illusionen erzeugt. Lioba Krüppel betreute dieses und weitere Experimente zum Thema Spiegel und warnte die Besucher: „ Wenn man zu lange den Spiegel betrachtet, wird einem schwindelig!“

Mitschülerin Mare Meyer-Fredrich hingegen zeigte ein Experiment, bei dem man die Spektrallinien von Wasserstoff durch ein Prisma erkennen konnte. Sie hielt außerdem einen Vortrag über die Formel zum Wasserstoffspektrum von Johann Jakob Balmers und ist inzwischen eine echte Expertin auf dem Gebiet.

Ein besonderes Highlight aus dem Unterricht präsentierte die 11. Klasse, die vor drei Wochen bei einem Tagesausflug zur Uni Mainz das sogenannte „IceCube-Projekt“ hautnah miterleben konnte. IceCube ist ein beeindruckendes Experiment, der größte Detektor der jemals gebaut wurde. Er nimmt Daten in der lebensfeindlichsten Umgebung der Erde auf und entdeckt dort Neutrinos mit den höchsten Energien, die je ein Mensch gemessen hat. Die Schüler durften Daten auswerten, fragen und sich informieren und schließlich sogar an einer Pressekonferenz mit dem Forscherteam am Südpol teilnehmen.

Physiklehrer Anton Winter informierte über die Arbeitsziele des naturwissenschaftlichen Unterrichts. Der Gastdozent an der Waldorfschule vertritt die Meinung, dass Kinder lernen sollten, frei zu denken. „Wir müssen den Physikunterricht anders gestalten“, sagte Anton Winter. „Denkbar wäre auch eine freiwillige zusätzliche Akademie nach der Schule, in der wichtige naturwissenschaftliche Inhalte aufgegriffen werden, die im Lehrplan derzeit schlichtweg fehlen“, sagte er in seinem Vortrag „Achtung vor der Epistemologie“.
Teilnehmer für eine solche Akademie gäbe es gewiss. Denn eines wurde an diesem Wochenende ganz deutlich: Die Schülerinnen und Schüler sind richtig begeistert von dem, was sie im Unterricht erforschen.


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