NR-Kurier
Ihre Internetzeitung für den Kreis Neuwied
Nachricht vom 04.09.2015
Region
Kunst in Unkeler Höfen am 5. und 6. September
Das Rheinstädtchen Unkel hat sich längst als Kunststadt etabliert. Zur „Kunst in Unkeler Höfen“ pilgern alljährlich Kunstfreunde aus aller Welt. Historische Gebäude und Parks, private Höfe und leer stehende Läden dienen als Galerie für zwei Tage und nutzen das Ambiente der Altstadt für eine spannende Präsentation. In diesem Jahr beteiligen sich 47 Künstler an 15 Orten.
\"Balance\" - Beitrag der Gruppe \"EigenArt rhein\". Fotos: Helmi Tischler-Venter.Unkel. Am Samstagmorgen verlieh zu Beginn der Nieselregen den Kunstwerken im Freien, zum Beispiel Bozena Szlachtas transparenten Glasstelen im Henkelpark, eine ganz eigene Anmutung. Den „Schwimmern“ von Christoph Goldberg und Rob van den Broeks schwergewichtigen Bronzearbeiten vor dem Kutscherhaus tat das keinen Abbruch.

Dann verzogen sich die dunklen Wolken und Unkel füllte sich zusehends mit Besuchern. Man hörte oft Holländisch in den Gassen der Altstadt, sind doch neben den Künstlern aus der Partnerstadt Kamen auch einige niederländische Kreative vertreten. Die Initiatoren der Veranstaltung, das Ehepaar Seidel, hat die ausstellenden Künstler geschickt in der ganzen Innenstadt verteilt. Neuer Ausstellungsort ist der Alte Herresdorfer Hof, in dem Holzbildhauer Leif-Erik Voss und Steinmetz Toni Bauer präsent sind.

Im Pfarrgarten am katholischen Pfarrhaus Sankt Pantaleon präsentiert Barbara Schmitz Stahlskulpturen, die den Dialog mit der Rheinromantik aufnehmen. Die Eisenwerke scheinen einfach in den Garten zu gehören. Auf die Natur bezieht sich auch Wolfgang Herterich, wenn er einen Baum aus einem Baum gestaltet und unter einen Baum stellt. Herterich schätzt neben Holz besonders Alabaster wegen seiner „vierten Dimension“, der Transparenz. Die fragilen Arbeiten, die oft Lebenszyklen thematisieren, hat er mit einem schützenden Zelt umgeben.

Wie immer dient der Park am Christinenstift als großer Kunstmarkt, der sowohl detailreiche Zeichnungen und Radierungen des heimischen Künstlers Hilmar Alexander Röner als auch zarte, aus Papiergarn geflochtene und gestrickte Hüllen und Installationen von Angela Mainz bietet. Besonders anmutig sind die Papierobjekte aus japanischem Papiergarn, um dessen Fäden sich ein ganz feiner Seidenfaden windet. Ulla Klerleins Unikatmöbel laden zum Besitzen ein. Ergonomische Sitzmöbel bietet auch das Atelier Nebelwasser an, außerdem Schrankskulpturen und große Objekte. Robuste Filzkunst mit vielfältig bearbeiteter Oberfläche von Filzfrau Ricarda Aßmann, kühle ästhetische Metall-und-Licht-Skulpturen von Carsten Bachert und Keramik kombiniert mit Filz oder mit Eisen findet sich neben Edelstahlskulpturen und Hundeportraits. Zahlreiche Maler stellen ihre neuesten Arbeiten aus, so zum Beispiel Cornelia Harss, Susanne Opheys, Sanmitra Felix, Peter Bucker und Jutta Schlier.

Gleich nebenan bietet „Smitti“ alias Stefan Schmitz kleinen und großen Künstlern Gelegenheit, sich kreativ mit Holzleisten zu betätigen. Es gibt davon so viele, dass hemmungslos an einem Gesamtwerk weitergebaut werden kann, bis zum Zusammenbruch der Konstruktion. Schnelligkeit ist dagegen das Markenzeichen des Underground-Künstlers Frank Dust, der mit extrem niedrigem Preis (3,50 Euro) für ein Portrait mit Acrylfarben den Kunstmarkt unterläuft.

Von der Pike auf ihr Handwerk gelernt haben die Künstler Carl Körner und Norbert Gramer, die beide an der Mädchenschule ausstellen. Sie bieten virtuose Bilder mit besonderer Anmutung.

Das Thema „Ballons – Balance“ hatte sich die Gruppe „EigenArt rhein“ in diesem Jahr vorgenommen. Entstanden sind anrührende, skurrile und lustige Bilder und Objekte, die Innenhof und Garten des Mohr-Hauses zu betrachten sind. Im historischen Rathaus erläutert Malte Sonnenfeld gern seine farbenfrohen Acrylbilder mit hintersinnigen Aussagen. Im Kontrast dazu stehen im Ratssaal die Fotografien von Torsten Pelka und Horst Bennemann.

„Es ist so wie es aussieht“, behauptet der Digital Artist Hardy Rieger und setzt in seinem „Abendmahl“ Osama bin Laden an die Stelle von Jesus. Im Garten des Alten Postamts bezaubern die Glasskulpturen von Horst Janssen, die aus Altpapier collagierten Portraits von Ljuba Stille sind ausgesprochen witzig und verraten Lebensweisheit.

In den Vorgärten der Villa Birkhäuser und des Mecke-Hauses sind außergewöhnliche Skulpturen ausgestellt, etwa aus Holz gesägte „Sonnen“, Sandsteine, die mit Nylonschnur durchwirkt sind und „laufende“ Menschen aus Keramik.

Man muss viel Zeit mitbringen, um die gesamte Kunstvielfalt und das Höfe-Ambiente Unkels zu genießen. So viel Kunst macht hungrig. Zum Glück feiert die Rotweinstadt zeitgleich ihr Wein- und Heimatfest. Auf dem Marktplatz vor dem Willy-Brandt-Forum, dem kulinarischen Mittelpunkt des Ortes, lässt sich bei musikalischer Unterhaltung eine genüssliche Pause einlegen. htv

Information: http://www.unkeler-hoefe.de.
       
       
       
       
       
       
       
 
Nachricht vom 04.09.2015 www.nr-kurier.de