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Nachricht vom 13.09.2015
Kultur
Lebensweisheiten zum Mitschreiben: Ladies first, Männer Förster
Faltsch Wagoni brachten nach der Sommerpause am Samstagabend, 12. September Kultur in den Alten Bahnhof Puderbach. Und wie! „Ohne Takt geht bei uns gar nichts“, meinte der weibliche Part des Paares. Das war eine Programmansage.
Faltsch Wagoni. Fotos: Wolfgang Tischler und Helmi Tischler-Venter.Puderbach. Sprachvollendet taktvoll und musikalisch getaktet, warfen sich Silvana und Thomas Prosperi im Sekundentakt eheliche Fein- und Gemeinheiten an den Kopf. Schon die Klärung der Frage, wer das Programm beginnen darf, wurde mit sprachseziererischem Feinschliff geklärt: beide gleichzeitig! In gereimter Form analysierte das Paar die Entwicklungsgeschichte zwischen Mann und Frau, bis am Ende feststand: Schuld war der Mann, der Frauenversteher. Paar-Alltag: Er hat die Ideen, sie macht was draus. – Oder umgekehrt: Sie hat die Ideen und er macht sich nichts draus. Wie Mann gerne wäre, drückte er in einem Lied aus: Ich bin kein Weichling mit Softie-Allüren.

Sie regt sich über seine Schlampigkeit auf, weil er nie die Schuhe auszieht. Er regt sich über ihre Manie der Flecken-Vereitelung auf. Beide fordern vom Partner: „Kochen sollte man können!“ Statement der Frau: „Fasten heißt verzichten und auf’s Fasten kann ich durchaus verzichten.“ Selbstkritisch stellen beide singend fest: „Paare können ganz schrecklich sein, wenn sie unter Leute gehen.“ Er hat das Förster-Syndrom – „Oft habe ich mit dem Wildschwein einen größeren Disput, weil ich der Oberförster bin.“, sie eine Schürzenphobie – „Ich bin die Schürzen-Jägerin!“

Unwiderlegbare Lebensweisheiten gab es zum Mitschreiben und Beherzigen, zum Beispiel: „Zuviel Verständnis macht aus Kindern und Männern Monster.“ Oder: „Liebe ist kein Linienbus, der nach Fahrplan kommt.“ Und: „Paare sind von außen betrachtet eine Art terroristische Vereinigung!“

Die wohlbekannte und weit verbreitete Beratungsresistenz der Männer führt unweigerlich zu einer Wohlstandskrankheit: dem Burn-Out, denn alles ist much too much. Und wer sich trotzdem nicht aufregen kann, sollte einen entsprechenden Volkshochschulkurs besuchen. Oder eine Kabarettveranstaltung, „denn da ist die Wut platziert, da kriegt die Politik ihr Fett ab und ist total blamiert.“

Paare, die über die Flitterwochen hinaus sind, kennen das eheliche Pingpong verbalen Schlagabtauschs und ewig nervender Mahnungen und Nörgeleien. „Welche Lust findest du lustig?“ – „Die Streitlust!“ Selbst Blicke können eine Kriegserklärung bedeuten. Er meint: „Ihre Mimik ist der vermimte Vorwurf:“ Beide sind sich gesanglich einig: „Ich hätte ein Huhn mit dir zu rupfen.“ Der Text wandelt sich zu albernen und schließlich liebevollen Variationen und Komplimenten. „Komplimente sind wie Tomaten im Beziehungssalat.“ – „Du wärst der Oberförster in meinem Rote-Bete-Salat.“

„Liebe kann man lernen. Wer Liebe will, muss lieben.“ Dazu gehört auch die permanente Auseinandersetzung mit dem Partner, die vielen vergeblichen Erziehungsversuche, das Gefrotzel, sich Streiten und wieder Vertragen. Denn – trotz aller Konjunktive – dominiert die Liebe: „Ich fiele aus heiterem Himmel für dich, wenn ich eine Sternschnuppe wär.“ Die zweite Zugabe war paarlich zukunftsbezogen: „Rentner’s Paradise.“

Das begeisterte Publikum fand den Kabarett-Titel logisch: Ladies first, Männer Förster. Schade war nur, dass so wenige Menschen das tolle Kabarettangebot im Puderbacher Kulturbahnhof nutzten. Faltsch Wagoni und die Projektgruppe Jugend, Kultur und Soziales hätten deutlich mehr Zuspruch verdient gehabt. Vielleicht ist der Kulturbahnhof bei der nächsten Veranstaltung am 31. Oktober voll, wenn die bekannten Musiker „Random and friends“ zum sechsten Mal in einem Benefizkonzert auftreten werden. htv
     
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