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Nachricht vom 26.01.2016 |
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Region |
Ein kalter Januar - Anno 1893 |
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Nach einem kurzen Gastspiel des Winters im November ist der Dezember meistens recht mild. Erst gegen Ende des Monats und mit Beginn des neuen Jahres setzt der Winter in den letzten Jahren so richtig ein. Werner Schönhofen, pensionierter Lehrer und Wanderführer aus Leutesdorf, fand in alten Zeitungen ähnliche Wettererscheinungen auch an der Wende des Jahres 1892 auf 1893. |
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Leutesdorf. Das Jahr 1892 verabschiedete sich recht unwirtlich. Das neue Jahr (1893) begann in ganz Europa mit einem strengen Winter. In der Rhein-Wied-Zeitung, die in Neuwied erschien, können wir dazu lesen: "Kälte und Schneetreiben haben fast in ganz Europa Verkehrsstörungen herbeigeführt. In Triest sind in Folge des Schneesturmes an die 50 Personen schwer verletzt. Viele erlitten Arm- und Beinbrüche. Die gefallenen Schneemassen sind geradezu ungeheuer, an manchen Stellen zwei Meter hoch. Die Züge aus Wien und Italien sind ausgeblieben. Das Unwetter hat in der Umgebung am stärksten gehaust…
Aus ganz Europa werden Schiffshavarien gemeldet. Auch Nordeuropa versinkt in einem Schneechaos. Der Rhein und seine Nebenflüsse sind zugefroren. Pioniere versuchen eine Schifffahrtsrinne freizusprengen. Auf der Strecke Köln-Mannheim liegt eine große Anzahl Schiffe fest, wobei die Liegeplätze in den bestehenden Schutzhäfen nicht reichen. Am 5. Januar wird ein Weg über den Main bei Höchst mit Asche abgestreut; was auch andernorts geschieht.
Mitte Januar verschlimmerte sich anscheinend die Situation: "Die Kälte hat sich in der Nacht enorm gesteigert. Das Thermometer fiel in ungeschützten Lagen auf 31 Grad Celsius (unter Null!)", wird am 16. aus Stuttgart gemeldet. "In ganz Frankreich herrschen starke Schneestürme... In Dänemark, Schweden und Norwegen herrscht heftige Kälte, und die Schifffahrt im Sund wird durch Eismassen behindert...
Wie sah es nun in unserer Heimat aus? Eisschollen stauen den ohnehin geringen Wasserstand des Rheines; er beträgt in Linz am 18. Januar nur einen halben Meter und ist in Koblenz mit etwa. 0,78 Meter der bisher niedrigste des Jahrhunderts. In Emmerich kann der Rhein überschritten werden, aber nur gegen einen entsprechenden Obolus an den Fährmann, der sonst einen Verdienstausfall hat und jetzt einen Weg gestreut hat. - Mitte Januar wird aus dem Wiedtal eine Temperatur von 26 C unter Null gemeldet. Kirschbäume sind geborsten, Hasen und Rebhühner kommen in die Gärten, natürlich ist auch die Wied zugefroren. - Aus Kelberg in der Eifel wird am 17. gemeldet, dass die Mühlen trocken stehen, nicht mahlen können, weil die Bäche dick gefroren sind. Bei Grau-Rheindorf, Bonn gegenüber, ist eine Ente im Eis festgefroren.
Zwischen Mainz und Kastel besteht ein lebhafter Verkehr übers Eis. In Kastel holt sich die Jugend ein besonderes Gebäck, die "Buweschänkel"; die Kasteler Bäcker haben vollauf mit der Herstellung dieser Brezelart zu tun. All überall in Deutschland sind Kältetote zu beklagen. - Am 21. wird aus Engers gemeldet, dass die Bahn nach Grenzau ihren Verkehr einstellen muss wegen zahlreicher Schienenbrüche, bedingt durch die Kälte. - Bei Nievern an der Lahn sind mehrere erfrorene Hasen gefunden worden. - In Linz hat man eine Bude mit warmen Getränken auf dem Rhein aufgebaut; sicher ist hier ein lebhafter Verkehr übers Eis. Aus Linz wird auch am 21. gemeldet, dass der Rhein einen Meter tief gefroren ist. Auch in Remagen kann man übers Eis nach Erpel gehen; zwei Züge aus Bonn verkehren bis Remagen mit 28! zusätzlichen Wagen. - In Andernach spenden die Mälzereien zehn Zentner Abfallgerste für die Vogelfütterung. - Der Laacher See ist zugefroren und in Bacharach ist das Eis 2,50 bis 3,75 Meter dick; Sprengungen durch die Pioniere werden vorbereitet. Überall bleiben Züge in Schneeverwehungen stecken. Am 21. erscheint der Kölner Dom in Raureif - ein Zuckerbäckermonument!
Ende des Monats Januar wird der harte Winter abgelöst durch einsetzenden Regen und Tauwetter. Jetzt gibt es natürlich Hochwasser, das aber bald wieder durch einen Wintereinbruch im Februar abgelöst wird. Werner Schönhofen
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Nachricht vom 26.01.2016 |
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