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Nachricht vom 19.02.2016 |
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Kultur |
Lieder von Franz Josef Degenhardt in Puderbach |
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Das Duo Uli Holzhausen (Gesang, Gitarre) und Matthias Leßmeister (Akkordeon) brachten am Samstagabend, 20. Februar Lieder von Franz Josef Degenhardt zu Gehör. Die beiden Künstler wollen die Texte, die immer noch von verblüffender Aktualität sind, verbreiten. Der am 14. November 2011 verstorbene Chansonnier Degenhardt hat weit über 500 veröffentliche Lieder geschrieben, dazu etliche Romane. |
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Puderbach. Es war zu erwarten, dass die Zuschauer der Altersklasse 60 plus angehören würden, die ihre Jugend mit den Liedermachern Hein und Oss, Reinhard Mey, Katja Ebstein und eben dem sozialkritischen Franz Josef Degenhardt verbinden. Es waren allerdings auch einige jüngere Zuhörer zugegen, denen Uli Holzhausen vorsichtshalber erklärte, wer Rudi Dutschke war, damit das Lied „Auf der Heide“ – eine Ansprache an Rudi Dutschke an dessen Grab - verständlich wurde. Dieses Lied gehört zu Degenhardts Spätwerk, aus dem Holzhausen vorwiegend das Programm „Der, der meine Lieder singt“ zusammengestellt hat. Dazu gehören neben dem Titelsong die „Ballade von der schönen alten Stadt“, „Die Lehrerin“, „Grandola Villa Morena“, „Kommt an den Tisch unter Pflaumenbäumen“.
Der gelernte Jurist wurde als Liedermacher eine Stimme der 68er-Bewegung. Seine ersten Auftritte hatte er auf den Burg-Waldeck-Festivals. Die sozialkritischen Lieder, Chansons und Balladen von Franz Josef Degenhardt bescherten ihm auch Anfeindungen und Verletzungen, die er zusammenstellte zur „Großen Schimpflitanei“. Zu Erinnerung an die 1927 in Charleston/USA auf dem elektrischen Stuhl hingerichteten Streikanführer Sacco und Vanzetti schrieb Degenhardt einen deutschen Text für die italienische Ballade über die Kraft der Solidarität.
Selbstironie kennzeichnet den Songtext von „Tanz im Freien“: „Ich stell mir vor, es fällt nicht auf, dass ich schon über 60 bin. Baseball-Kappe, Bart gestutzt, Hosen eng, weißes Hemd, sag ich zu ihr: Tanze mit mir…Drittel so alt ist sie wie ich, drückt sich an mich…Das ist Musette: Akkordeon, Schlagzeug und Bass… Ist schon verrückt: hier diesen Platz gibt's immer noch, und auch den Kies. ..Früher Gartenlokal, sonnabends Schwof; und da im Busch, gleich nebenan, hinterher Küsse und mehr…Blueberry Hill, In the Mood, Wo bleibst Du Fritz? War‘n uns're Hits…Noch einen Tanz? Nein, sagte sie, nächstes Jahr komm? ich nochmal, hast dann vielleicht wieder so‘n paar Stories drauf aus der Zeit von Asterix….Na, macht ja nix!“
Nostalgie klingt auch in „Umleitung“ an, dagegen ist „Unter der Linde oder Probleme der Emanzipation“ eher ein Mutmachlied. Degenhardt fasste auch die Befragung eines Kriegsdienstverweigerers in einen Songtext: „Hier darf jeder machen, was er will… Im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung natürlich…Hier interessieren nur Gewissensgründe: Ob Sie töten können oder nicht!“
Eine schottisch-irische Melodie nahm Degenhardt als Grundlage für die tragische Ballade „Am Fluss“. Matthias Leßmeister spielte dazu auf seinem Akkordeon sehr gefühlvoll die keltische Melodie. Das Instrument ist in Verbindung mit Degenhardts Liedern eher ungewöhnlich, „es ist eine wunderbare Umrahmung und Ergänzung der Lieder“, wie Sänger Uli Holzhausen sehr richtig anmerkte.
Bei der Zugabe ging ein hörbares Lächeln durch die Zuschauerreihen, denn endlich erklang das Lied, mit dem Franz Josef Degenhardt bekannt und beliebt wurde: „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern!“
Eine zweite und dritte Zugabe waren im Alten Bahnhof fällig: „Armer Felix“ und „Winterlied“: „Es ist ein Schnee gefallen und fiel noch aus der Zeit. Man wirft uns mit den Ballen, manch Weg ist uns verschneit. Die Kälte und das Schweigen ringsum ist viel zu alt, macht Mutigen und Feigen das Herz, die Hände kalt. Ich lege meine Hände auf deinen warmen Bauch und träume von dem Ende und von dem Anfang auch.“ Seelenbalsam für Chanson-Liebhaber und ein beeindruckendes Konzerterlebnis mit den Interpreten Uli Holzhausen und Matthias Leßmeister. htv
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