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Nachricht vom 04.03.2016
Region
Unterwegs auf der Historischen Raiffeisenstraße
Eine Stunde Fahrzeit benötigt man für die Strecke zwischen Hamm an der Sieg und dem Neuwieder Stadtteil Heddesdorf über die Bundesstraße B 256. 40 Kilometer Bundesstraße, die vom Westerwald bis an den Rhein führen. Das ist genau die Strecke, auf der sich die Geschichte des ländlichen Genossenschaftswesens nachverfolgen lässt.
Das Raiffeisenhaus in Flammersfeld wurde 2012 umfangreich saniert und ist für Besucher geöffnet. Foto: ArchivRegion. Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818 - 1888) hat hier im 19. Jahrhundert gewirkt. Heute berufen sich weltweit 900.000 Genossenschaften auf seine Ideen. Diese Geschichte kann man vor Ort erkunden – als Tagestour oder mit mehreren Stationen in der Region, mit regionalgeschichtlichen Exkursen oder auch als Etappenziel auf unterschiedlichen Wanderrouten.

Bereits seit 1988 weist die Region die Historische Raiffeisenstraße als Tourismusziel aus. Die Straße zeichnet nicht nur die beruflichen Stationen und das Wirken des Namensgebers nach. Raiffeisen war es selbst, der den Bau und die Unterhaltung während seiner Amtszeiten als Bürgermeister in Weyerbusch, Flammersfeld und Heddesdorf verantwortlich vorantrieb. Dadurch erhielt die ländliche Bevölkerung die Möglichkeit, ihre Waren an der Rheinschiene zu vermarkten. Ein zweiter von Raiffeisen geförderter Verkehrsweg führt von Flammersfeld aus in westlicher Richtung bis nach Bad Honnef. Aus der ganzen Welt kommen mittlerweile Gäste in die Region, um die Wirkungsstätten des Sozialreformers zu besuchen. Im Zentrum stehen die vier Gedenkstätten in Hamm, Weyerbusch, Flammersfeld und Heddesdorf.

Wo alles begann
Geboren ist Raiffeisen als Sohn des Bürgermeisters in Hamm an der Sieg. Hier kann man heute das Deutsche Raiffeisenmuseum besuchen. Es gilt als Geburtshaus Raiffeisens und stellt neben vielen Exponaten aus dem 19. Jahrhundert seine Geburtsurkunde aus. Der internationalen Ausrichtung der Raiffeisen-Bewegung hat man hier längst Rechnung getragen. „Das Museum verfügt über 30 moderne und leicht bedienbare Audioguides in fünf Sprachen, die anhand der Exponate alles Wissenswerte über Raiffeisens Ideen und Wirken vermitteln“, erläutert Wolfgang Ebisch von den Heimatfreunden im Hammer Land e.V. Der Verein betreibt das Museum mit viel Liebe zum Detail. Im Zentrum des 60 Kilometer östlich von Bonn gelegenen Ortes erinnert zudem die Raiffeisensäule an den großen Sohn der Gemeinde. Macht man sich auf, dessen Weg von Hamm aus nachzuverfolgen, führt die Route vorbei an der Kreisstadt Altenkirchen nach Weyerbusch. Hier wirkte Raiffeisen von 1845 bis 1848 als Bürgermeister. Ein Abstecher zum nahegelegenen Raiffeisenturm in Heupelzen verschafft aus 35 Meter Höhe einen Rundblick über das Raiffeisenland bis hin zur Montabaurer Höhe oder bis zum Siebengebirge am Rhein.

Angekommen im Weyerbuscher Ortszentrum grüßt auch hier eine Raiffeisen-Skulptur am Raiffeisen-Begegnungszentrum (RBZ). Neben dem alten Bürgermeisterhaus – dem ersten Amtssitz Raiffeisens, der oft als Urzelle seines Wirkens bezeichnet wird – umfasst das von der Westerwald Bank eG unterhaltene Zentrum heute ein modernes Seminarzentrum und einen Backhaus-Nachbau, in dem für Gäste aus nah und fern immer wieder Brot nach Originalrezepten gebacken wird.

In Flammersfeld erinnert das über 230 Jahre alte Raiffeisenhaus, in dem Raiffeisen mit seiner Familie von 1848 bis 1852 lebte und arbeitete. Nach umfangreicher Sanierung öffnete das Haus im Internationalen Jahr der Genossenschaften 2012 seine Pforten wieder für die Öffentlichkeit und bildet, so Bürgermeister a.D. Josef Zolk, „einen wichtigen Mosaikstein entlang der Raiffeisenstraße.“ Das Raiffeisenhaus mit kleinem Bauerngarten spiegelt detailreich Leben und Arbeit zur Zeit Raiffeisens.

Raiffeisens Weg führt an den Rhein
An seiner letzten Bürgermeisterstation (1852 – 1865) im heutigen Neuwieder Stadtteil Heddesdorf, wo Raiffeisen unter anderem die Gründung von Volksbibliotheken vorantrieb, hat man bereits die Kreisgrenze zwischen Altenkirchen und Neuwied überquert. Hier gelangt man schließlich auch zum Endpunkt der Historischen Raiffeisenstraße. Ein Denkmal in der Nähe der Kreisverwaltung erinnert an „Vater Raiffeisen“. Auch die Rheinbrücke nach Weißenthurm trägt seinen Namen. Auf dem Friedhof am Sohler Weg findet sich das Familiengrab. Eingebettet in die Struktur von attraktiven Wanderwegen – vom Rheinsteig und dem Westerwald-Steig bis hin zu den preisgekrönten Traumpfaden an Rhein und Mosel – sind es neben den Gedenkstätten im Raiffeisenland auch viele unscheinbare Stationen, an denen Raiffeisen gewirkt hat. Die Broschüre „Raiffeisens Weg“ beschreibt anschaulich die vielfältigen Tätigkeiten Friedrich Wilhelm Raiffeisens. Die Broschüre ist in Den Rathäusern der Raiffeisengemeinden erhältlich.
Autor: Josef Zolk,Bürgermeister a.D.
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