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Nachricht vom 14.04.2016 |
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Seminar im MGH: Die Scham gehört zum Menschsein |
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Die Scham ist ein Gefühl der Verlegenheit oder der Bloßstellung. Sie zu erkennen, verstehen und kompetent mit ihr umgehen: Das war das Ziel des Seminars „Menschenwürde und Scham“, angeboten vom Mehrgenerationenhaus Neuwied speziell für Ehrenamtler. |
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Neuwied. 24 Frauen und drei Männer informierten sich und diskutierten unter Leitung des Sozialwissenschaftlers und Buchautors Dr. Stephan Marks knapp sieben Stunden lang über diese häufig übersehene Emotion.
Scham als Flüssigkeit, die in einen Becher gefüllt wird: Dieses Bild von Salmon Rushdie, dem indisch-englischen Schriftsteller, auf den seit 27 Jahren ein Kopfgeld wegen seiner „Satanischen Verse“ ausgesetzt ist, benutzte der Referent als Leitmotiv. Gibt es zu viel Scham, fließt der Becher über.
Was lernten die Teilnehmer? Dass es ein gesundes Maß an Scham geben soll statt eines traumatisierten Zuviels. Dass die Scham nicht abgeschafft, sondern überflüssige Scham vermieden werden soll. Dass es vier Quellen der Scham gibt: Missachtung, Grenzverletzung, Ausgrenzung, Verletzung der eigenen Werte. Vorläufer der Scham sind schon in der frühen Eltern-Kind-Kommunikation zu entdecken. Die Entwicklung beginnt ab Mitte des zweiten Lebensjahres. Irgendwann im Leben werden dann Abwehrmechanismen aufgestellt. Zum Beispiel: Wofür man sich schämt, wird auf andere projiziert, ein anderer wird beschämt, eine Fassade Arroganz wird aufgezogen, Trotz, Wut und Gewalt übernehmen, aber auch Bravsein und Angepasstheit sind möglich. Oft benutzt: der Griff zu Suchtmitteln.
Adelheid Augsbach, eine der Teilnehmerinnen und im Mehrgenerationenhaus ehrenamtliche als Koordinatorin für Lesepaten, zog für sich das Fazit: „Was ich schon praktiziere, kann ich nun noch bewusster einsetzen.“ Am Ende des Seminars war allen klar: Die Scham gehört zum Menschsein.
Gefördert wurde das Seminar durch das Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur, von der Stiftung „Kriminalprävention in rheinland-pfälzischen Städten und Gemeinden“ und von der Integrationskoordinatorin der Stadt Neuwied.
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Nachricht vom 14.04.2016 |
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