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Nachricht vom 19.06.2016
Region
Waldbildungstag des Kreiswaldbauvereins Neuwied
Trotz dunkler Wolken über der Linzer Höhe konnte die Vorsitzende des Kreiswaldbauvereins Neuwied, Dr. Gisela Born-Siebicke, fast 30 Privatwaldbesitzer zu diesem Waldbildungstag in der Nähe von St. Katharinen-Hargarten begrüßen. Bereits zum dritten Mal war der beispielgebende Laubholz-Mischbestand der Familie Lorscheid Ziel einer Exkursion des Kreiswaldbauvereins.
Fotos: privatSt. Katharinen. Vor acht Jahren wurden in einem etwa 30- jährigen Buchenmischbestand auf einer Fläche von 0,90 Hektar gemeinsam 66 Zukunfts- oder Zielbäume (Z-Bäume) nach den Kriterien Qualität, Vitalität und Verteilung im Bestand ausgewählt und markiert. Für den Waldbesitzer bestand in den Folgejahren die Aufgabe darin, die ausgesuchten Buchen, Eichen und Wildkirschen von „bedrängenden“ Nachbarbäumen zu befreien, wenn Kronenberührung vorlag. Damit wird gewährleistet, dass jeder Z-Baum genug Freiraum für eine optimale und gleichmäßige Kronenentwicklung hat. Um einen wertvollen Stamm zu erzielen, ist diese Kronenentwicklung enorm wichtig. Die Baumkrone dient als Zuwachsmotor, das heißt nur mit großer Krone kann der Baum viel Holz im Stamm bilden.

Zusätzlich wurden die ausgewählten Zielbäume auf einer Höhe von sechs bis acht Metern geastet, um später astfreies Holz anbieten zu können. Unter der fachkundigen Anleitung von Privatwaldbetreuer Dieter Steinebach vom Forstamt Dierdorf und dem Waldbautrainer in Ruhestand Helmut Rieger konnten die teilnehmenden Waldbauern an Hand von Beispielen das Ergebnis der bisherigen forstlichen Maßnahmen konkret besprechen, beurteilen und sogar die erforderlichen Eingriffe selbst umsetzen.

Der Waldbesitzer Josef Lorscheid hatte beispielhaft eine Eiche ausgewählt, die nach den Vorschlägen der fachkundigen Teilnehmer sofort mit der Motorsäge von den „Bedrängern“ freigestellt wurde. Das Ergebnis wurde anschließend eingehend diskutiert. Ob die richtigen Entscheidungen getroffen wurden, soll an der Entwicklung der Bäume und des Gesamtbestandes in den nächsten Jahren erneut überprüft werden.

In der Scheune der Familie Lorscheid wurden im Anschluss an die Waldexkursion die waldbaulichen Maßnahmen intensiv besprochen: „Naturnaher Waldbau braucht Fingerspitzengefühlt und ein langes Gedächtnis – mit dreißig Jahren steht die richtige Dimensionierung der Stämme im Vordergrund“, schloss die Vorsitzende Dr. Gisela Born-Siebicke die interessante Veranstaltung. Mit dem Dank an die Familie Lorscheid verband sie den Wunsch, in weiteren acht bis zehn Jahren die Entwicklung dieses Laubmischwaldes erneut gemeinsam begutachten zu dürfen.
 
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