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Nachricht vom 04.09.2016 |
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Region |
Lustiges Hoffnungskabarett für Männer um die Fünfzig |
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Im Rahmen der 15. Westerwälder Literaturtage bot Bernd Gieseking eine kabarettistische Lesung auf der Kleinkunstbühne des Hotels zur Post in Waldbreitbach. „Gefühlte Dreißig - Hoffnungskabarett für Männer um die fünfzig" lautet sein neuestes Buch, Stimmungsaufheller sowie Fortbildungs- und Selbsterkenntnislektüre für Männer und Frauen gleichermaßen. |
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Waldbreitbach. Geschäftsführerin Odette Freytag konnte einen unterhaltsamen Abend „in gemütlicher Runde“ mit dem Hoffnungsträger Gieseking ankündigen. Tatsächlich waren für eine Lesung außergewöhnlich viele Männer erschienen, wie die Organisatorin der Westerwälder Literaturtage, Maria Bastian-Erll erfreut feststellte.
„Wenn wir Männer uns schon nicht verstehen, sollt ihr Frauen uns wenigstens begreifen“, formulierte der Künstler seinen Anspruch und versprach einen „ethnologischen Abend“, der den jungen Zuhörern Antworten geben solle auf die Frage „Was ist nur mit meinen Eltern los?“ Seine eigenen Eltern gehörten zu den 68ern in einer Zeit gewaltbereiter außerparlamentarischer Opposition. „Meine Mutter war ne Bombe, die brauchte keine. Und die ist öfter explodiert!“, erinnerte sich Gieseking lebhaft. Überhaupt sei seine Jugendzeit eine verrückte Zeit gewesen mit Reihen-Impfungen: „Die Pockenimpfnarben tragen wir statt eines Tattoos.“ Es wurden mit Hingabe Briefmarken gesammelt und getauscht, Brieffreunde wohnten in aller Welt. Kaffee wurde mit der Hand und mit Hilfe eines Melitta-Kaffeefilters gebrüht, heute macht alles der Thermomix. „Wir merken unser Alter nur an den Dingen, die uns umgeben.“ Der schlimmste Wandel sei der Umgang mit der Zeit.
Der Ostwestfale erzählte anschaulich von seinen Erlebnissen beim Klassentreffen im „Seriösen Fußgänger“ in Minden und den Gesprächen in der „Porreebar“ mit durchgehender Küche. Dort hörte er die bedeutungsschwere Feststellung einer jungen Mutter: „Mein Kind hat einfach keine Pampersfigur.“ Das Publikum weiß nun auch, warum die Finnen immer Pisa-Sieger sind und warum eine junge Finnin behauptet, sie sei „hinter dem Rücken Gottes“ geboren. Die Episoden erheiterten nicht nur die jecke Kölner Gruppe im Rittersaal.
Giesekings Aufklärung über das Wesen der Männer wurde auch von Frauen bestätigt: Männer sind Abenteuersucher, sie definieren sich über Arbeit und ihr „Thema Nummer eins“ ist Werkzeug. Ihre drei Must-Haves sind I-Phone, I-Pad und Kettensäge: „Das ist dein Baum, leg ihn um, dann weißt du, wofür du geboren bist!“ Männer halten sich für unverwundbar wie Siegfried, manchmal erweist sich bei den Herren über 50 eine Erektionsstörung als das tückische Lindenblatt. Und ein Männerschnupfen ist eine Infektionskrankheit auf Ebola-Niveau.
Als roter Faden spannten sich die Erkenntnisse des großen ostwestfälischen Weisen „Konfusion“, durch das Programm: „Erinnerung hilft gegen das Vergessen!“ Oder „50 ist nur eine Zahl.“ Die Fünfzigjährigen gehören nicht mehr zur Zielgruppe der Werbung, daher monierte Gregor Gysi mit Recht einen „Altersrassismus“. Aber Giesking stellte fest: „Wir sind 50 und drüber und es reicht immer noch für „atemlos“, nur nicht mehr für „durch die Nacht“. htv
Das Buch ist bei Fischer Taschenbuch erschienen: ISBN 978-3-596-19875-7. |
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