NR-Kurier
Ihre Internetzeitung für den Kreis Neuwied
Nachricht vom 30.10.2016
Kultur
Frauen verblühen, Männer verduften in Waldbreitbach
Mit seinem neuen Kabarettprogramm strapazierte Peter Vollmer die Lachmuskeln des Publikums im Hotel zur Post. Stammgäste wussten, was sie erwartete, denn Vollmer gastierte zum dritten Mal im Rittersaal mit Fluchtplänen wegen des ewigen Mann-Frau-Problems.
Peter Vollmer. Fotos: Wolfgang TischlerWaldbreitbach. Der Kabarettist bekannte freimütig, er befinde sich selbst in einer schweren Lebensphase: der Midlife-Krise, in der die Selbsteinschätzung zwischen Ironman und Pflegefall schwanke. Früher sei er Frauen hinterhergejagt, heute suche er seine Lesebrille. Der Mann in dieser Phase stelle seine Sitzheizung auf höchste Stufe und denke, er habe Feuer unterm Hintern.

Gründe für die männliche Tendenz zu verduften, fand Vollmer reichlich. Hauptursache: Frauen sind emanzipiert und können alles besser. Die männliche Daseinsberechtigung besteht aus niedrigen Tätigkeiten wie dem Wegbringen von Leergut. Aus dieser Aufgabe resultiert sein Problem mit dem UPO, dem unbekannten Pfandobjekt, das beharrlich immer wieder aus dem Automaten herauskommt.

Als Bürger von Köln-Nippes, in dem die Diktatur des Vegetariats herrscht, wird er als Fleischfresser gejagt. Wenn die eigene Frau auf dem Vegan-Trip ist, muss man seine Weihnachtsgans aus einem 5-Kilo-Tofu-Block schnitzen und vegetarische Kinderlieder reimen für die Nachwuchsdepoten, die am Kindergeburtstag unbedingt Schatzsuche spielen wollen. Mit dem Spiel „Fremdenlegion“ erledigt sich das Thema Geburtstagsfeier. Schlimmer noch sind Elternabende im politisch und ernährungswissenschaftlich überkorrekten Stadtteil Nippes. Da muss Mann zum Marathonläufer werden, um vier Stunden lang Ruhe zu haben.

Der Mann kann auch virtuell verduften: Ein Mann am Computer ist weg, vor dem Fernsehgerät sind seine Gehirnströme nur geringfügig messbar.

Nach Vollmers These orientieren sich Männer, die wahrhaftig verduften, an Verantwortungsträgern wie Horst Köhler, Roland Koch oder Silvio Berlusconi. Daher werde eine Anschlussverwendung für Politiker gesucht. „Die kochen nicht nur mit Wasser, die haben auch das noch mit irgendwas verdünnt.“

Eine männliche Kompetenz geht durch die Einparkhilfe beim Auto verloren. Früher saß die Einparkhilfe auf dem Beifahrersitz, hatte Ananasfrisur und hieß Nicole. Aber Männer in der Midlife-Krise sind zäh, sie besorgen sich eine Outdoor-Jacke für einen Termin im Outback Gelsenkirchen. Den Baumarkt betrachten sie als Naherholungsgebiet, in dem Bob der Baumeister, der in jedem Mann steckt, schwelgen kann. So wurde die anschauliche und folgenschwere Zeremonie des Bildaufhängens genau so lustig wie die Schilderung des Trottel-Triathlons und des Gegenmittels Testosteronpflaster verbalisiert.

Die Zuhörer wurden umfassend informiert über das Lieblingsspielzeug I-Phone, die „My-generation-Party“ mit „Krückstock-Rockn‘ roll“ und lernten Lieder für Paare, die miteinander alt werden wollen und Lieder fürs Wartezimmer wie „Herzilein, du darfst nicht schwächlich sein“ als Zugabe. Die männliche Midlife-Krise kann, wenn sie von Peter Vollmer beschrieben und besungen wird, sehr lustig sein. htv
       
Nachricht vom 30.10.2016 www.nr-kurier.de