Am Samstag, dem 6. Mai genossen Künstler und Besucher das angenehme Frühlingswetter in Neuwied. Die Sonnenschirme wurden am Sonntag dagegen zu Regenschirmen umfunktioniert. Die Innenhöfe wandelten sich an beiden Tagen zu attraktiven Ateliers und Begegnungsstätten.
Neuwied. Dass die Marktkirche gerade eingerüstet ist, störte die dort ausstellenden Künstler gar nicht, das Gerüst wurde kurzerhand als Galerieleiste mit einbezogen. Nicht nur Astrid Müller hatte dadurch viel Ausstellungsfläche für ihre Acrylbilder. Viktor Neufeld arbeitete live an keramischen Plastiken und ließ sich dabei gern über die Schulter schauen. Genau wie die Malerin Monika Dörner, die sich freute, beim Arbeiten die eingängige Musik des Duos „Larimar“ im Ohr zu haben. Um die Marktkirche herum boten Künstler und Kunsthandwerker Werke in Stein, Metall, Kunststoff, Holz und verschiedenen Maltechniken an. Malerei dominierte im Innenstadt-Karree und brachte Industriebauten, Zäune und Hofeingänge zum Leuchten.
Das Weinhaus Adams hatte im gemütlichen kleinen Gartencafé vielfältige Genüsse für Augen und Gaumen im Angebot. Mit Kaffee und Kuchen genoss auch Ursula Weiß die Sonnenstrahlen in Sezai Danis Kunsthof, den sie sich mit mehreren Künstlerinnen und Künstlern teilte. Im Kunsthof Schmitt waren vor allem Kunsthandwerker mit alten Techniken bei der Arbeit: Die Zinnfigurenfreunde Koblenz demonstrierten das Gießen und Bemalen historischer Figuren, im Stand nebenan drehten gleich zwei Spinner mit ihren Rädern Schaf- und Alpakawolle zu strick- und webbaren Fäden. Die fertigen Textilprodukte standen daneben zum Verkauf.
Der Kunsthof im Herrenhuter Viertel bot viel Fläche für Pavillons mit Schmuck, Filzarbeiten, auch Filzschmuck, Keramik, Papierkunst, Steinmetzarbeiten und Malereien. Rüdiger Burdick, der zum ersten Mal im Karree seine Bilder ausstellte, vermisste einen Kaffeestand, war ansonsten aber mit dem Event sehr zufrieden. In der Nachbarschaft bot der Kunsthof Gampp ein breites Kunstspektrum.
Organisator Ulrich Adams besuchte seinen Freund Alfred Kreutzberg in der neuen Location, dem Hof Weland in der Rheinstraße. Dort stellte der Bad Honnefer Galerist Kreutzberg freundliche bunte Vögel und diverse Ansichten vom Drachenfels aus. Dazu hatte die Fotografin Marie Schäfer ein farbenfrohes Stillleben mit Fotografien und Fotobüchern arrangiert.
Co-Organisator Volker Frohneberg war ebenfalls im Karree unterwegs, um alle 65 Aussteller zu besuchen. Kontrast war im Historischen Rathaus angesagt, denn duftig-leichte Aquarelle von Karin Delaitre konkurrierten mit den pingelig genau gestalteten Intarsienbildern von Heinz Scholz. Mit Genauigkeit und feinen Gerätschaften arbeitete auch Goldschmiedemeister Axel-E. Hoffmann, der in der ehemaligen Bäckerei Lohner das Gravieren vorführte. Der Kupferstecher hatte einige seiner feinen Stichel aus gehärtetem Stahl sogar selbst hergestellt. Silberschmuck, Keramikfiguren und Gemälde komplettierten die Ausstellung.
In diesem Jahr wurde auch der Eingangsbereich des ehemaligen Marktbräu-Gebäudes als Ausstellungsfläche genutzt. Im Inneren stellte die junge Fotografin Lara Stephan aus Dierdorf Fotografien aus, während ihre Mutter Susanne Textilien anbot. Porzellankünstlerin Ute Henne, die am liebsten mit einem wertvollen japanischen Pinsel malt, erzählte, dass sie keine kleinen Gesichter mehr darstellt, weil diese zu sehr ihre momentane Befindlichkeit wiederspiegelten. Nebenan erwiesen sich große Schmuckgehänge als Leichtteile, weil sie aus Papiermaché bestanden.
Kunst im Karree erwies sich als sehr gute Gelegenheit zum Bummeln, Schauen und Kaufen, vor allen Dingen aber als hervorragende Gelegenheit, mit den Künstlern zu kommunizieren. Genau das ist die Absicht der beiden Macher, die mit ihrer bunten Idee offenbar genau ins Schwarze getroffen haben. htv
Video von der Ausstellung