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Nachricht vom 05.09.2017 |
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Politik |
FDP-Bundestagskandidatin: „Lügen und Respektlosigkeit machen mich wütend“ |
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„FDP erreicht ein Wahlergebnis von 25 Prozent" - diese Schlagzeile würde Sandra Weeser gerne mal lesen, wie die Kandidatin der Liberalen für den Bundestag in unserer Vorstellung verrät. Ihre Antworten legen ansonsten den Blick frei auf eine realistische Managerin, die starke Frauen beindrucken und geprägt haben. Zur Politik kam die 47jährige aufgrund eigener Betroffenheit - ganz nach dem Motto: Nicht meckern, sodnern anpacken. Dazu wird sie wahrscheinlich im neuen Bundestag genügend Gelegenheit haben aufgrund ihres aussichtsreichen Listenplatzes. |
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Wofür haben Sie sich bisher politische engagiert – und wieso?
Angefangen hat es immer mit der eigenen Betroffenheit. Nach dem Motto meckern gilt nicht, selbst anpacken.
Es hat mich immer gewurmt, dass der nördliche Zipfel von Rheinland-Pfalz oft in Mainz als Anhängsel gesehen wird. Deshalb fing ich über meine Tätigkeit in der IHK Vollversammlung an, mich im Arbeitskreis Verkehr für die Straßenanbindung des Kreises einzusetzen. Ein kleiner Erfolg ist z. B. die geänderte Ampelschaltung zwischen Betzdorf und der Struthof-Kreuzung, für die ich mich beim LBM eingesetzt habe. Die dicken Bretter, die immer noch gebohrt werden, sind die großen Verkehrsverbindungen im Kreis ( Ausbau B8 –B414 – B62).
Außerdem wollte ich vor ca. 10 Jahren eine private Grundschule mit Ganztagsunterricht gründen. Der Antrag lag sogar schon bei der ADD zur Prüfung, aber das Land ist dann mit dem Pilotprojekt „gebundene Ganztagsschule“ an der Christopherus Schule in Betzdorf gestartet. Man hat mich damals überzeugt, die Kräfte in der staatlich geförderten Schule zu bündeln. Hätte ich gewusst, dass das Projekt jetzt wieder eingestellt wird, hätte ich anders gehandelt.
Als die rheinland-pfälzische FDP 2011 nach Fukushima nach den Landtagswahlen nicht mehr ins Parlament kam und es auch auf Bundesebene im Getriebe knirschte, war wieder so ein Moment wo ich mir sagte: jetzt erst recht. Ich habe mich damals intensiv auf Landesebene bei der FDP RLP eingebracht und bin seit 2013 Stellvertretende Landesvorsitzende der Partei. Wir haben dann im Team um unseren Landesvorsitzenden und amtierenden stellvertretenden Ministerpräsidenten und Wirtschaftsminister Dr. Volker Wissing die Partei letztes Jahr zurück ins Parlament und die Landesregierung gebracht.
Was muss sich in Deutschland dringend verändern?
Wir müssen in Deutschland wieder mehr an uns glauben und aufhören uns immer selbst zu geißeln. Deutschland ist ein tolles Land, in dem die Menschen seit über 70 Jahren in Wohlstand und Frieden leben. Wir haben den Schlüssel für unsere Zukunft selbst in der Hand. Anstatt immer zu sagen was nicht geht, sollten wir uns auf unseren Erfindergeist und unsere Jugend konzentrieren. Bildung, Innovation und Gründerpersönlichkeiten haben Deutschland weit nach vorne gebraucht. Wir sollten diese Stärken weiter ausbauen.
Was wollen Sie konkret im Wahlkreis verändern? Wie wollen Sie vorgehen?
Schulen im Kreis, d. h. ländlichen Raum stärken
Mit unserem FDP Wahlprogramm treten wir für eine umfassende Bildungsreform ein. Wir wollen die Investitionen für Schulen und Hochschulen massiv erhöhen und das Kooperationsverbot zwischen Bund, Ländern und Gemeinden abschaffen. Alle drei Ebenen müssten die Aufgaben demnächst gemeinsam stemmen. Schulen bekämen durch diese Reform auch mehr Autonomie in der Budgetplanung und könnten ihre Investitionen dem Standort entsprechend anpassen. Dann stände es einer Schule im ländlichen Raum frei zu entscheiden, ob sie lieber in mehr Lehrer investieren möchte, weil die Klassenmesszahlen unter Schnitt sind oder in Ausstattung. Auf jeden Fall muss man am Zustand des Schulgebäudes ablesen können, welchen Respekt unsere Kinder und Jugendlichen in unserer Gesellschaft haben.
Gewerbe im ländlichen Raum halten um den Wohlstand nicht in den Metropolen zu zentralisieren
Deutschlands große wirtschaftliche Stärke ist der Mittelstand. Er schafft die meisten Arbeitsplätze, die meisten Ausbildungsplätze und die mittelständischen Unternehmer sind eng mit ihrer Region verbunden. Deshalb werde ich mich weiterhin, wie oben bereits mit Beispielen benannt, für Straßen- und Breitbandausbau einsetzen. Für die Digitalisierung fordern wir den Verkauf von staatlichen Bahn- und Telekomanteilen, um deren Erlös in einen Bundesfond für flächendeckenden Glasfaserausbau zu geben.
Dem Fachkräftemängel müssen wir begegnen mit der Stärkung unserer Berufsschulen im Kreis und der Stärkung der dualen Ausbildung. Dazu gehören auch die Kooperationen mit Hochschulen über Landesgrenzen hinaus.
Windkraftanlagen brauchen öffentliche Akzeptanz
Der Ausbau von Windenergie stößt bei immer mehr Menschen auf Widerstand, weil damit oftmals drastische Einschränkungen der Lebensqualität die die Anwohner und massive Eingriffe in die Natur und das Landschaftsbild verbunden sind. Deshalb sind die gesetzlichen Mindestanforderungen an die Errichtung solcher Anlagen so zu ändern, dass bei zunehmender Größe von Windkraftanlagen und einer damit verbundenen stärkeren Belastung auch der Abstand zur nächsten Wohnbebauung, zu Brutstätten etc. entsprechend steigt.
Die FDP hat auf Landesebene erreicht, dass der Ausbau der Windenergie stärker gesteuert wird und u.a. die Mindestabstände zwischen Wohnbebauung und Windkraftanlagen auf 1.100 m vergrößert werden.
Im Bund werde ich mich dafür einsetzen, dass die besondere baurechtliche Privilegierung von Windkraftanlagen im Außenbereich entfällt. Außerdem muss auf Bundesebene für alle Länder die 10H Regelung eingeführt werden. Das bedeutet, dass der Abstand zur Wohnbebauung mindestens das Zehnfache der Gesamthöhe der Windkraftanlage beträgt.
Damit es keine weiteren Fehlanreize für Betreiber von Windanlagen gibt und die unsoziale Umverteilung der Subventionen auf die Stromrechnung aufhört, werde ich mich dafür einsetzen, dass das EEG (Erneuerbare Energien Gesetz) abgeschafft wird.
Ärztliche Versorgung sicherstellen
Ich werde mich dafür einsetzen, dass die ambulante ärztliche Versorgung und die Niederlassung in eigener Praxis mit Übernahme einer langfristigen, wohnortnahen Verantwortung für die Patientenversorgung wieder an Attraktivität gewinnen. Krankenhausstandorte müssen erhalten bleiben, indem man in den einzelnen Häusern eine Spezialisierungen vornimmt. Außerdem muss man sich Anreize für ein Ärztestudium überlegen. Ein Ansatzpunkt wäre, z. B. den Numerus Clausus für die Zulassung zum Studium zu überdenken.
Bahnlärm
Das Rheintal ist von extremem Bahnlärm geplagt. Es wird niemanden geben, der nicht sagt, dass das Rheintal entlastet werden muss. Allerdings kann es auch keine Lösung sein, die Siegtalstrecke zunehmend mit Güterverkehr zu belasten . Deshalb werde ich mich im Bund für ein Tunnelsystem zwischen Wiesbaden und Bonn einsetzen, um das Rheintal vom Güterzuglärm zu befreien. So belegen unter anderem die Berechnungen der Verkehrsexperten Ilgmann und Vieregg, dass es sich hier um ein realistisches Projekt handelt, das wesentlich weniger kostet, als die Deutsche Bahn AG für die Umwegstrecken durch die Eifel und das Siegerland veranschlagt.
Deshalb sind Sie in die Partei eingetreten, für die Sie als Kandidat antreten:
Wenn man sich politisch interessiert und engagiert ist der Eintritt in eine Partei irgendwann ein logischer Schritt. Bei mir war es die FDP, weil sie die einzige Partei ist, die mir nicht vorgibt, wie ich leben soll.
Worüber können Sie lachen?
Ich lache gerne mit Menschen, die einen subtilen Humor haben.
Was löst bei Ihnen Frust aus oder macht Sie sogar wütend?
Es frustriert mich für wichtige Sachen nicht genug Zeit zu haben.
Ungerechtigkeit, Ausnutzen von hilflosen Menschen, Lügen und Respektlosigkeit machen mich wütend.
Welche Schlagzeile würden Sie gerne mal lesen?
FDP erreicht ein Wahlergebnis von 25 Prozent.
Deshalb sollten die WählerInnen mir Ihre Stimme geben:
Weil ich nicht lüge und Sie mit einer Stimme für mich die Mitte von Deutschland stärken und nicht die extremen Ränder.
Sandra Weeser im Profil:
Wohnort: Betzdorf
Geburtsdatum: 08.09.1969
Familienstand: verheiratet, 2 Kinder
Beruflicher Lebenslauf/ Ausbildung:
Geboren 1969 in Siegen, absolvierte ich eine duale Ausbildung mit BWL-Studium und kaufmännischer Ausbildung. Studiert und gearbeitet habe ich ein Jahr in den USA (1987/88) und in Frankreich (1993-1995). 2004 übernahm ich die Geschäftsführung eines Autohauses und ab 2011 arbeitete ich im Management eines amerikanischen Groß-Unternehmens.
Politischer Werdegang:
2006: erstmaliges Engagement im FDP Ortsverband Betzdorf, meiner Heimatstadt / 2009: Wahl in Verbandsgemeinderat Betzdorf / 2010: Stellvertretende Landesvorsitzende des "Liberalen Mittelstands RLP"; Aufsichtsrat der kommunalen Freizeitbad GmbH / 2013: Wahl zur stellvertretenden Vorsitzenden der FDP Rheinland-Pfalz / Teilnahme an der großen Koalitions-Verhandlung zur Rot-Gelb-Grünen Landesregierung – Leitung der Untergruppe "Energie" für FDP / zunächst als Direktkandidatin im Wahlkreis 197 Neuwied/Altenkirchen gewählt, belege ich anschließend den Platz 2 der RLP-Landesliste
Gesellschaftliches Engagement und Vereinsaktivitäten:
Mitglied im VG Rat in Betzdorf-Gebhardshain, Mitglied im Förderkreis Martin-Luther-Grundschule e.V., Stellvertretende Elternsprecherin, bis 2011 Mitglied in der Vollversammlung der IHK Koblenz
Hobbys: Schwimmen, Wandern, Skilaufen
3 Lieblingsorte im Wahlkreis:
mein Zuhause, zum Wandern die Alte Poststraße bis ins Mühlenthal bei Wissen, für den städtischen Flair der Deich in Neuwied direkt am Rhein.
Vorbilder:
Starke Frauen: mein Vater starb, als ich 5 Jahre alt war und meine Mutter musste damals (mit weniger guten Versorgungs- und Betreuungsmöglichkeiten) ihre kleine Familie selbst durchbringen. Bei meinen beiden Großmüttern war es nach dem Krieg ähnlich. Das hat mich nachhaltig geprägt. Aber es begegnen einem im Leben überall Frauen, die eine starke Persönlichkeit haben, über die sie sich bis ins hohe Alter definieren und sich damit in der Gesellschaft einen Platz schaffen. Diese Frauen beeindrucken mich.
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Nachricht vom 05.09.2017 |
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