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Nachricht vom 21.10.2017
Kultur
Ilja Richter: Licht an, Spott an!
Ein besonderes Schmankerl servierte das Hotel zur Post zu Beginn seiner 19. Theatersaison: Musik-Kabarett "Durch Kreislers Brille". Ilja Richter sang Chansons von Georg Kreisler und die Klaviervirtuosin Sherri Jones begleitete ihn. Das Publikum erlebte einen besonders schönen Abend.
Sherri Jones und Ilja Richter überzeugten in Waldbreitbach. Fotos: Wolfgang TischlerWaldbreitbach. Ein distinguierter weißhaariger Herr im eleganten grauen Dreiteiler betrat die Bühne des Rittersaals. Der Mann, der quasi die Disco erfand und stets mit „Licht aus, Spot an!“ assoziiert wird, hat sich zu einem ausdrucksstarken Schauspieler mit geschulter Stimme weiterentwickelt. Mit Brille sieht er seinem Freund und Vorbild Georg Kreisler ähnlich, imitiert sogar dessen Schmäh.

Das Chanson „Zwei alte Tanten tanzen Tango mitten in der Nacht“ musste Richter zumindest für die jüngeren Zuhörer kommentieren, weil der Text inzwischen politisch überholt ist. Über Georg Kreisler, „der 2011 in der Stadt starb, in der Mozart geboren wurde“ erzählte Richter zwischen den Chansons, die den „poetischen Blickwinkel einer rastlosen Seele“ wiedergeben. Kreisler behauptete: „Ein Politiker hat keine Liebe, er hat eine Frau.“ Diese Ansicht mündete in dem Lied „Was für’n Ticker ist’n Politiker? Woher kommt er und was will er von der Welt?“

Ilja Richter bezeichnete Georg Kreisler zu Recht „als den größten Kabarett-Poeten deutsch-österreichischer Feder. Er war ein Meister des geschliffenen Wortes, der die Musik immer gleichwertig behandelte.“ Die Musik wurde durch die Pianistin Sherri Jones genial umgesetzt. Jones spielte 2009 die Uraufführung des Kreisler-Klavierwerks. Sie transkribierte Note für Note von alten Schallplatten, um die Kreislerschen Chansons besser als der Komponist selbst mit lockeren Händen, temperamentvoll und schwungvoll in die Tasten zu hauen.

Jones und Richter zeigten sich perfekt auf einander eingespielt. Richter ließ sich durch Versprecher und Tempofehler nicht aus dem Konzept bringen, er fing halt noch einmal an und Jones ging sofort darauf ein. Die herrlich sarkastischen temporeichen Texte sind eine Herausforderung. Ilja Richter bewältigte die Zungenbrecher, artikulierte präzise und arbeitete dazu noch schauspielerische Elemente ein. Imitationen, zum Beispiel von Luis Trenker, Heino, Rühmann, Lingen und Hallervorden amüsierten. Eine Perücke reichte als Requisite zu dem Chanson vom zweitältesten Frauenberuf der Welt und mit dem unvermeidbaren Ruf: „Licht aus, Spot an!“, erhielt eine Handpuppe ihren Auftritt.

Auch das Publikum hatte einen Auftritt als zwitschernde Schwalbenphilharmonie zu dem poetisch schönen Lied „Der Frühling ist jetzt da.“ Viele Frauen müssen darin ihr Leben lassen, denn schöne Frauen kosten sehr viel Geld. Ausdrucksstarke Mimik begleitete die spöttisch-fatalistischen Chansons von der „Triangel“ und dem „Grab“. Surreale Gesänge wie das Lied „Spielt ein Neger auf der Flöte Palestrina“ oder „Mein Weib will mich verlassen, Gott sei Dank“, beweisen die „große Liebe Kreislers zur Welt wie sie nicht war, aber hätte sein können.“

Die beiden Künstler durften nicht ohne Zugaben die Bühne verlassen. Musikalisch erklang die Absage: „Ich hab ka Lust!“ Dem Waldbreitbacher Publikum hatte der Auftritt viel Lust bereitet. Der nächste Kabarettabend wird Reiner Kröhnert, der Meister der politischen Parodie am 11. November gestalten. htv
       
       
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