Bei der Vernissage der neuesten Ausstellung im Uhrturm konnte Galerist Ulrich Christian eine große Besucherschar begrüßen, die sich auf den beiden obersten Etagen zusammendrängte, um den Ansprachen und der angenehmen Klaviermusik von Annika Hilger zu lauschen.
Dierdorf. Christian, der auch Mitglied der ausstellenden Künstlergruppe ist, stellte den mittelalterlichen Turm mit der namengebenden Kinzing-Uhr vor, in dessen Ambiente die Künstlerinnen und Künstler der Gruppe 93 eine Auswahl ihrer Werke präsentieren. „Das Betrachten von moderner zeitgenössischer Kunst auf altem Bruchsteingemäuer wird immer wieder zu einem Genuss für Kunstinteressierte.“
Stadtbürgermeister Thomas Vis verlieh seiner Freude Ausdruck, ein historisches Gebäude wie den Uhrturm zu besitzen und mit Hilfe der Uhrtum-Galeristen nutzen zu können. Ihnen dankte er für das große Engagement. Vis wies voller Stolz auf eine im kommenden Frühjahr geplante Doppelausstellung hin: Parallel zu einer Schülerausstellung im Uhrturm wird in der behindertengerecht ausgestatteten Alten Schule eine vom Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung geförderte Ausstellung mit Kunstwerken behinderter Menschen organisiert werden.
Sybille Lenz, Vorsitzende der Gruppe 93, nahm die Zuhörer auf einen gedanklichen Rundgang durch die Ausstellung mit und stellte alle Künstlerinnen und Künstler vor.
Johanna Mohr fertigt Siebdrucke. Es sind quadratische, farbige Arbeiten mit linienförmigen Mustern.
Uta Weilers Arbeiten, die drei „blauen Frauen“, entstanden aus dem Bedürfnis heraus, mal anders zu arbeiten als sonst, experimentell ein neues Material zu erproben. Auf eine Armierung aus Draht wird mit Modelliermasse aufgebaut. Die drei blauen Frauen sind auf grünen, klaren Glassteinen positioniert.
Für Gerhard Wienss ist die Natur die Lehrmeisterin schlechthin. Schaut man sich seine Bilder an, den lichtdurchfluteten Wald oder auch die vier Kinderportraits, so kann man seinen Blick auf die abgebildeten Motive auf sehr lebendige Weise gespiegelt sehen.
Chaos und Ordnung unter diesem Titel stehen Sigrid Langerts Arbeiten. Eine aus weißen, langen Strängen aufgebaute Form lässt eine räumliche Konstruktion entstehen, geformt aus stark schamottierter Masse, trocken und wenig biegsam. Dagegen die aus rotem Ton geformten organischen Teile entstehen aus einem plastischen Ton. Gegensätze entstehen.
Franz von Stockert hat Fotos zu der Ausstellung beigesteuert mit den Motiven von Türmen. Bei der Auswahl hat er sich durch den heutigen Ausstellungsort, den Uhrturm inspirieren lassen.
Norbert Bleidts Beitrag für die Ausstellung besteht aus drei Stillleben, mit Dispersionsfarbe auf Leinwand gemalt, die mit Flächigkeit und Räumlichkeit spielen. Zwei große Bilder sind mit Dispersionsfarbe und Silberbronze auf Holzplatten gemalt und stellen große, verschlossenen Körper, im Raum dar. Es sind Kuben, leicht verzogen mit etwas drin oder nicht.
Gastausstellerin Frida Wionz hat letztes Jahr hier im Uhrturm einen Kunstpreis mit ihren Bildern gewonnen. Ihre großformatigen Bilder sind in Form einer Mischtechnik auf Leinwand gemalt. In ihrem kraftvollen Malstil nähert sie sich Motiven aus der Tierwelt. Es sind ein Storch, Rotkehlchen und etwas Geheimnisvolles zu sehen.
Ursula Voigt-Pfeil beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit dem Thema "Übergang". Ihre Bilder zeigen in ihren rostigen, verschlissenen Oberflächen Öffnungen – einige bilden skurrile Formen, andere wenige leuchtende blaue Einschlüsse, manche auch keimende Pflanzen - die vielleicht neugierig machen, in jedem Fall aber dem Betrachter Freiheit geben für eigene Deutung.
Helga Gans-Eichlers Beitrag zu dieser Ausstellung sind drei farbige, langgezogene Acrylbilder zum Thema „Horizont“. Das Zusammenspiel der Farben, Formen und Linien sind ihr Hauptthema.
Mit zwei größeren und einem kleineren Aquarell bereichert Lilo Jaschik diese Ausstellung. Bei ihrer Motivwahl wird sie immer wieder von Wasser, Häfen, Schiffen und Landschaften magisch angezogen.
Marie Schäfers Sujet ist die Fotografie. In ihren Bildern vermag sie wunderbar das Besondere in der Natur, Architektur oder auch in Spiegelungen zu sehen und darzustellen. In Vorfreude auf den nächsten Sommer hat Marie Schäfer Hortensienblüten in ihrer Farbenpracht in Fotografien festgehalten, sowie das herbstliche Leuchten des Laubes über einem Sonnenschirm.
Marianne Dicks Beitrag besteht aus vier weißen, keramischen Objekten, die in ihrer löchrigen Form sowohl offen als auch als abgeschlossenes Ganzes wirken. Die hier ausgestellten Arbeiten stammen aus dem Zyklus „Vegetation“.
Es ist eine keramische Kleinplastik, mit der sich Knut Manns in die Ausstellung einbringt, mit der Darstellung eines weiblichen Aktes in Form und Gestalt einer Wassernymphe.
Alle fünf Arbeiten von Ulrich Christian sind Radierungen, speziell in der Technik der Aquatinta. Bei den beiden Schnecken-Bildern wurden je drei verschiedene Farbplatten übereinander gedruckt. Im Hintergrund ist jeweils eine Zeichnung zum Goldenen Schnitt als Grundlage für die Spiralform der Schnecke zu sehen. Bei den beiden Akten wurde die naturalistische Abbildhaftigkeit auf wenige Linien reduziert.
Die drei Arbeiten von Hartmut Elfert sind Acrylbilder. Ein sehr wichtiges Bild in dieser Ausstellung heißt “der Geysir“ und hat schon als Motiv auf der Einladungskarte durch seine vom Konkreten ins Abstrakte reisende Darstellung neugierig auf die Ausstellung gemacht.
Sybille Lenz malt mit dünn aufgetragener Ölfarbe auf Leinwand in realistischer Darstellungsweise. Bevorzugte Themen sind starke Frauen oder aber alles, was mit dem Wasser im Zusammenhang steht wie das Meer oder die Seen mit ihren Spieglungen, Einstiegen, Booten oder gar Bewohnern und Besuchern.
Die Ausstellung ist bis zum 3. Dezember jeweils samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. htv
Impressionen der Ausstellungseröffnung - Video von Wolfgang Tischler