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Nachricht vom 23.04.2018 |
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Region |
Mutter Rosa ist auch heute noch ein Vorbild |
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Margaretha Flesch – Mutter Rosa, die Gründerin der Ordensgemeinschaft der Waldbreitbacher Franziskanerinnen wurde vor zehn Jahren seliggesprochen. Als sie am 25. März 1906 morgens um 9.30 Uhr friedlich einschläft und für immer die Augen schließt, da ereignet sich Unerwartetes: Die Nachricht vom Tode Mutter Rosas verbreitet sich im Wiedtal wie ein Lauffeuer. |
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Waldbreitbach. Zu ihrem Begräbnis strömen die Menschen aus allen Himmelsrichtungen herbei – sie wollen ihre tiefe Dankbarkeit und innere Verbundenheit mit Mutter Rosa zum Ausdruck bringen und dieser einfachen, klugen, besonnenen und tiefgläubigen Frau, die in ihrem Leben so viel Segensreiches gewirkt hat, die letzte Ehre erweisen. Unerwartet ist diese Reaktion vor allem deshalb, weil Mutter Rosa die letzten 28 Jahre ihres Lebens in äußerer Isolation und innerer Einsamkeit gelebt hat; denn die neue Ordensleitung hatte die Gründerin der Gemeinschaft an den Rand gedrängt und gezielt totzuschweigen versucht. Die Menschen aber haben Mutter Rosa keineswegs vergessen.
In diesen Tagen jährt es sich zum zehnten Male, dass Mutter Rosa im Hohen Dom zu Trier seliggesprochen wurde. Mit ihrer Seligsprechung am 4. Mai 2008 hat die Kirche anerkannt, dass Mutter Rosa vorbildlich aus dem Glauben gelebt und Christus in besonderer Weise nachgefolgt ist.
Blenden wir zurück. Am 24. Februar 1826 erblickt Margaretha Flesch, wie die Stifterin mit bürgerlichem Namen hieß, in Schönstatt/Vallendar das Licht der Welt. Sie ist die älteste Tochter eines mittellosen Ölmüllers. Als sie sechs Jahre alt ist, stirbt ihre Mutter, zehn Jahre später der Vater. Da lebt die Familie aber schon in der Keltermühle im Fockenbachtal bei Niederbreitbach im Wiedtal. An dieser Stelle befindet sich heute eine kleine Gedenkstätte, die für jedermann zugänglich ist. Nach dem Tod ihres Vaters muss Margaretha für ihren Unterhalt und den ihrer sechs jüngeren Geschwister sorgen. Armut und Not sind ständige Gäste im Haus der Familie Flesch.
Ihre Berufung, schlicht und einfach unter den Menschen zu leben, erfährt Margaretha Flesch bereits im Alter von acht Jahren. Menschen in Krankheit, Armut und Not vorbehaltlos zu helfen, dem verschreibt sie sich aus ihrer christlichen Verantwortung und ihrem Glauben heraus schon als junge Frau. Weil sie rasch erkennt, dass effektive Hilfe nur im Miteinander möglich ist, ist die Gründung einer Gemeinschaft ihr erklärtes Ziel. Bis sie dieses Ziel erreicht, vergehen noch viele Jahre und sie muss auf diesem Weg unzählige Steine aus dem Weg räumen.
Margaretha ist 37 Jahre alt, als sie am 13. März 1863 zusammen mit zwei Gefährtinnen in der Kreuzkapelle an der Wied die ersten Gelübde verspricht. Sie nimmt den Namen Schwester Maria Rosa an und wird die erste Generaloberin. Die Gemeinschaft der Waldbreitbacher Franziskanerinnen entwickelt sich in den ersten Jahren ihres Bestehens mit großer Dynamik. Die Zahl der Schwestern wächst rasch. Die erste Filiale entsteht bereits wenige Wochen nach der Gründung der Gemeinschaft in Adenau, weitere folgen. 1878, als die Amtszeit von Mutter Rosa als Generaloberin endet, sind in 22 Filialen bereits über 100 Schwestern tätig. – So wächst aus dem Nichts im Vertrauen auf Gott ein beachtliches Werk: Margaretha legt den Grundstein für die heutige Marienhaus Unternehmensgruppe.
Dann geschieht das Unfassbare: Als sie 1878 aufgrund der Ordensstatuten nicht mehr wiedergewählt werden kann, reißen andere im Orden die Führung an sich. Mutter Rosa wird ausgegrenzt, ihr Andenken systematisch aus dem Gedächtnis der Gemeinschaft getilgt. Mutter Rosa wird von der neuen Ordensleitung in abgelegene Filialen versetzt, lebt von 1885 bis zu ihrem Tode am 25. März 1906 still und unerkannt im St. Marienhaus in Waldbreitbach. Viele junge Schwestern wissen nicht, dass sich hinter der alten Gartenschwester die Ordensgründerin verbirgt. – Es dauert Jahrzehnte, bis die Gemeinschaft ihrer Gründerin die Anerkennung und Wertschätzung zukommen lässt, die dieser einfachen, klugen und besonnenen Frau gebührt, die um ihre eigene Person nie Aufhebens gemacht hat.
Mutter Rosa war eine große Beterin, eine begabte Unternehmerin und vor allem eine liebende und demütige Frau, die auch und gerade im Leiden gereift ist. Mit ihrem bedingungslosen Einsatz für kranke und alte Menschen, mit ihrer Sorge um Kinder und Jugendliche, denen sie eine Perspektive für ihr Leben aufzeigen wollte, ist sie auch heute noch für viele Menschen ein Vorbild. – An ihre Seligsprechung erinnern die Waldbreitbacher Franziskanerinnen am 4. Mai um 15 Uhr mit einem Pontifikalamt mit Weihbischof Jörg M. Peters im Forum Antoniuskirche auf dem Waldbreitbacher Klosterberg.
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Nachricht vom 23.04.2018 |
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