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Nachricht vom 28.04.2018
Region
Kultursommereröffnung in Neuwied mit großem Programm
Ministerpräsidentin Malu Dreyer besichtigte in Begleitung von Ehemann Klaus Jensen und Oberbürgermeister Jan Einig die Attraktionen der Stadt Neuwieds anlässlich der Kultursommereröffnung. Anschließend nahm sich die Ministerpräsidentin im Foyer Zeit zum Bürgerempfang, bevor im Festsaal der Kultursommer Rheinland-Pfalz mit feierlichem Programm eröffnet wurde.
Fotos: Helmi Tischler-Venter
Video: Wolfgang TischlerNeuwied. Viel bestaunt und besichtigt wurde auf dem Luisenplatz das Kartonhaus - Motto „Die vergängliche Stadt“ -, das von vielen Helfern vorbereitet und in konzertierter Aktion von oben nach unten etagenweise errichtet worden war. Beifall und Bewunderung fanden die tanzenden weißen Pferde „Parade FierS á Cheval“ und der farbenfrohe Blumenteppich für Neuwied in der Schlossstraße.

Auf der Musikbühne in der Schlossstraße wurde ständig Unterhaltung geboten, zum Beispiel durch „Pelat“, das „Snarky Puppy Project“ und „Beating the Drum“, die das Publikum zum Mitmachen animierten. Das dumpfe Trommelgeräusch waberte durch die Fußgängerzone und zog immer mehr Menschen vor die Bühne. Der intensive Beat ergab zusammen mit der Band auf der Bühne einen mitreißenden Discosound.

„En toutes Confiances“, einer Formation aus behinderten und nichtbehinderten Tänzerinnen und Tänzern, boten das Vertrauen in das Gelingen der Inklusion choreographisch dar. Musikalisch und optisch unterhielten „Les Grooms“, ein Blasorchester auf Talentsuche und die schicken Damen von „Mademoiselle Orchestra“, die ebenfalls Blasmusik mit Show kombinierten. Mit überraschender Akrobatik zogen die wurstförmig und rosa aufgeblasenen Tänzer der „Compagnie Didier Theron“ und die Artisten von „BLOCK“, der Künstlergruppen „Motionhouse & Nofit State Circus“ die Blicke auf sich.

Daneben gab es zahlreiche Mitmachaktionen wie „Brotbacken wie zu Raiffeisens Zeiten, die Fotoaktion „Ein Lächeln für Neuwied“, das bei allen Neuwieder Festen angeboten wird und das Raiffeisenspiel XXL sowie die Malaktion unter dem Motto „Stadtbild Neuwied“. Mittags boten rheinland-pfälzische Talente Poetry-Slam zum Thema „Raiffeprüfung“. Es waren so viele Attraktionen in Neuwied, dass man Stunden brauchte, um alle zu genießen.

Vor der Stadthalle Heimathaus hieß die Leiterin des Stadtmarketings, Petra Neuendorf die Ministerpräsidentin mit Raiffeisenbrot willkommen. Pünktlich um 19.30 Uhr begrüßten der Neuwieder Oberbürgermeister Jan Einig und Prof. Dr. Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz das Publikum zu einem Festabend gemäß Friedrich Wilhelm Raiffeisens Motto „Zusammen!“. Wolf erläuterte die Verbindung der beiden 200-jährigen Rheinland-Pfälzer Raiffeisen und Marx zum diesjährigen Kultursommer-Motto „Industriekultur“. Auch die Jazz-Formation „Verwandlung“ aus Köln sei beispielhaft dafür, wie einzelne Künstler individuell spielen und immer wieder zusammenfinden.

Der Kabarettist, Pianist und Autor Martin Betz unterhielt mit dem Gedicht „Versammlung der Inseln im Nordmeer“ und erzählte von der Verbindung der Liedermacherschule „SAGO“ zur Villa Musica in Engers.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer dankte dem Team der Kultursommereröffnung und den vielen ehrenamtlichen Helfern, die es ermöglicht hatten, dass sie viele fröhliche Gesichter in der Stadt gesehen hatte. Viele Menschen repräsentierten die für Rheinland-Pfalz typische Kulturszene. 2018 sei ein besonderes Jahr für das Land wegen des 200. Geburtstages von Marx und Raiffeisen. Beide hätten die erste industrielle Entwicklung erlebt und unterschiedlich darauf reagiert: Raiffeisen wollte helfen durch Bildung und genossenschaftliches Handeln, Marx wurde als Theoretiker der Revolution umstritten und berühmt.

Raiffeisens und Hermann Schulze-Delitzschs Prinzipien der Selbsthilfe und Selbstverwaltung würden heute mehr gebraucht als je zuvor, daher sei die Genossenschaftsidee seit 2016 als immaterielles Weltkulturerbe von der UNESCO anerkannt. Dreyer warb innig für einen Besuch in Trier, wo – vergleichbar den zahlreichen Raiffeisen-Projekten im Westerwald – Karl Marx kulturell erlebt werden kann. „Wir haben ausreichend Gelegenheit zur Beschäftigung mit Industriekultur, denn die Veränderungen und Herausforderungen wollen wir gemeinsam meistern. In Bezug auf die soziale Frage, ökologischen Fragen und Bildung müssen wir neu denken!“, appellierte die Ministerpräsidentin. Der Kultursommer sei auch heute noch eine Bürgerbewegung zur Kultur, bei der Tausende mitmachen und qualitätvoll sowie erfolgreich unterstützen.

Im weiteren Programm zeigte der SWR zwei Filme zur Industriekultur – von der Dampfmaschine bis zur Digitalisierung –, Kabarettist Matthias Reuter brachte Stimmung in den Saal mit Gags und dem Lied „Rentnerfischen im Hallenbad“. Ein Streichquartett übermittelte nach Betz Worten „richtige Hoch-Kultur“, während draußen in der Fußgängerzone weiter musiziert und gefeiert wurde. Besonders zauberhaft erschienen die beleuchteten weißen Pferde der Pferde „Parade FierS á Cheval“, die aus dem vergänglichen Haus auf die Straße traten. Nach ihrem anmutigen Tanz auf dem Luisenplatz folgten ihnen Tausende durch die Mittelstraße wie die Kinder dem Rattenfänger zu Hameln. htv


Video vom Festakt und dem Programm vom Samstag


       
       
       
       
       
       
   
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