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Nachricht vom 08.05.2018
Region
Orkanschäden sind eine waldbauliche Herausforderung
Der Orkan Friederike hat am 18. Januar mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 Kilometer/Stunde auch in den Wäldern des Kreises Neuwied erhebliche Schäden hinterlassen. Deshalb widmete der Kreiswaldbauverein Neuwied am 26. April der Aufarbeitung der Windwürfe einen gesonderten Waldbildungstag. Die Vorsitzende des Vereins, Dr. Gisela Born-Siebicke, konnte 25 Mitglieder begrüßen, die den Einsatz eines Harvesters mit nachfolgendem Forwarder auf einer größeren Windwurffläche in einem Fichtenbestand im Ohlenberger Wald begleiteten.
Harvester im Einsatz. Fotos: privatNeuwied. Sachkundige Erläuterungen gaben der Privatwaldbetreuer des Forstamtes Dierdorf, Dieter Steinebach, und der örtliche Revierleiter der Basalt-AG, Markus Haardt. Besonderes Augenmerk widmeten beide den notwendigen organisatorischen Vorbereitungen und der Ablaufplanung dieser durchaus gefährlichen Aufarbeitung der geworfenen Bäume. Der Einsatz der über eine halbe Million Euro teuren Spezialmaschine erleichtere diese Arbeit sehr, setze aber auch eine hohe Auslastung voraus. Deshalb haben die beiden Forstleute Steinebach und Haardt die räumlich nahe liegenden Schadflächen größerer und kleinerer Waldbesitzer zusammengefasst und so auch die kostenträchtige Umsetzung der Großmaschinen über die Straße deutlich reduziert. Außerdem wurden vorher, soweit möglich und erforderlich, die Bestände mit ihren Rückegassen ausgezeichnet und die Polderplätze für die anfallenden Holzlängen ausgewiesen.

Die Alternative zum Einsatz des Harvesters wäre nur die äußerst unfallträchtige Handarbeit mit der Motorsäge gewesen. Die vom Wind geworfenen Stämme stehen unter großer Spannung und können nur von sehr geübten Waldarbeitern zum Beispiel vom Wurzelteller getrennt werden. Querliegende Stämme und sogenannte „Hänger“ stellen arbeitstechnisch ebenfalls eine große Herausforderung dar.

Als wichtige Kriterien für die Reihenfolge der Aufarbeitung von Sturmwürfen im Kleinprivatwald können gelten, zunächst Einzel- und Nesterwürfe oder –brüche vor flächigen Schäden aufzuarbeiten sowie sonnenexponierte und trockene Lagen der Bearbeitung von Schattenlagen vorziehen.

Ziel der raschen Aufarbeitung des Holzes ist es, Folgeschäden durch das Verwinden der Stämme zu begrenzen und auch dem Befall mit Borkenkäfern vorzubeugen. Daher sollten Flächen mit erhöhtem Bruchholzanteil Vorrang vor der Aufarbeitung von Wurfholz haben (besser geschützt durch Lebendkonservierung).

Das frisch aufgearbeitete Holz stellt für den Buchdrucker eine ideale Brutgrundlage dar. Eine schnellstmögliche Abfuhr aus dem Wald oder eine Lagerung an ungefährdeten Orten sollte daher sorgfältig geprüft werden. Durch den Einsatz einer Entrindungsanlage kann die Holzqualität bis in den Herbst gesichert werden. Hierdurch wird der Holzmarkt entlastet, denn allein im Rheinland-Pfalz sind rund 250.000 bis 300.000 Festmeter gefallen, etwa ein Zehntel einer normalen jährlichen Holzernte. Allerdings stellt hier der Nutzholzborkenkäfer immer noch eine Gefahr für die Holzqualität dar.

Alle Waldbesitzer bitten deshalb Wanderer und Freizeitsportler um Verständnis, dass im Rahmen der notwendigen umfangreichen Aufarbeitung des Sturmholzes gegenwärtig Waldwege zeitweise nicht passierbar sind und die großen Holzerntemaschinen jetzt Vorfahrt brauchen. Dann ist auch gewährleistet, dass bald wieder ein erneuerter Wald entstehen kann. Denn nach der Aufarbeitung des Holzes beginnt die Wiederaufforstung der Kahlflächen im kommenden Herbst. Auch hierüber haben sich die Teilnehmer des Weiterbildungstages rege ausgetauscht. Gilt es doch Baumarten auszuwählen, die besser mit den geänderten klimatischen Verhältnissen zurechtkommen, wie zum Beispiel Douglasie, Weißtanne und Edelkastanie.
 
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