Rund um den Luisenplatz liefen am Freitag viele gut gelaunte Menschen, die sich an Duft, Geschmack und Aussehen der vielfältigen Schokoladenkreationen erfreuten. Die 36 Stände exklusiver Chocolatiers und Manufakturen aus unterschiedlichen Ländern präsentieren bei der ersten „chocolART“ in Neuwied vom 5. bis 7. April von 10 bis 19 Uhr und am Sonntag von 11 bis 18 Uhr Klassiker und Neuheiten aus der Kakaobohne. Der Länderfokus liegt auf Italien.
Neuwied. „Die machen Stimmung“, begründet der Erfinder des Schokoladenfestivals, Hans-Peter Schwarz aus Tübingen, die Priorität. Tatsächlich prangen häufig klangvolle italienische Namen an den Ständen und gut gelaunte Damen und Herren animieren - teilweise laut rufend - zum Probieren von „cioccolato”. Die regional geschützte Marke „Di Modica“ hat eine besondere Schokolade im Angebot, die kalt verarbeitet wird zwischen 40 und 45 Grad Celsius mit Zucker, der nicht schmilzt, sondern ganz drin bleibt, sodass die ganze Qualität der Bohne unverändert bleibt. „15 Gramm pro Tag sind sehr gesund!“, klärt der Chocolatier auf. Neben den bekannten Sorten empfiehlt er 75-prozentige Zartbitterschokolade, die Geschmacksrichtungen Ingwer und Vanille sowie als typisch sizilianisch Orange.
Natürlich sind Ostereier in und niedliche Hasen im Angebot, daneben ungewöhnliche Gestaltungen wie Schuhe, Taschen, Schrauben, Pinsel und Werkzeug, - alles aus Schokolade und teilweise echt rostig aussehend. Viele Besucher drehen zuerst eine Probierrunde und kaufen dann gezielt schokoladige Köstlichkeiten zum Verschenken und Selberessen ein.
Pralinen mit Käse aus Vilnius in Litauen müssen probiert werden, aber auch die deutschen Pralinenmanufakturen sind kreativ und experimentierfreudig. Die Konditorei van Heyningen aus Bremen gibt ein Qualitätsversprechen ab, dass nur die besten Zutaten auf althergebrachte Art ohne Maschinen verwendet werden: das beginnt beim Temperieren auf der Marmorplatte und endet beim Überziehen mit einer Pralinengabel. Kompositionen wie Kiwi-Limette, Pistazien-Marzipan oder Orange-Nougat können probiert werden. Der Junior-Chef verrät, dass dazu Pralinen aufgeschnitten werden, die geschmacklich einwandfrei, aber optisch nicht optimal ausgefallen sind. Es macht ihm Spaß, wenn er einmal andere Materialien verwenden kann. So erwies sich im letzten Jahr der Geschmack „Salz-Olive“ als Renner.
Bei der Confiserie Madlon, einer kleinen Manufaktur aus München, ist die „Anti-Stress-Praline eine eingetragene Marke. Der Chef erläutert gern selbst die Anwendung seines edlen Produkts, der genussvollen „Praline mit Mehrwert, einer Erlebnisreise für die Sinne“. Achtsamkeit im Umgang mit Genussmitteln ist ihm ein Anliegen. Bereits bei der Herstellung achtet er auf fairen Handel mit den Kakaobauern, auf Regionalität von Rohstoffen und deren Rückverfolgbarkeit.
Ethischen Grundsätzen folgt auch die Wuppertaler Genuss-Manufaktur „Das Bernsteinzimmer“ bei der Herstellung veganer Schokoladen und Konfekts. Der Name „Bernsteinzimmer“ wurde gewählt, weil sich in den Bernstein-Unikaten all die farblichen Facetten wiederfinden, die in ihren Kreationen zu finden sind, erklärt Geschäftsinhaberin Solvejg Klein geduldig.
Die Chocolatiers vertreten ihr Handwerk mit Engagement und Herzblut. Handmodelliert sind die Konditoreikunstwerke von Dorte Schetter aus Metzingen. Sie will die alten Handwerkskünste der Marzipanverarbeitung und der Kakaomalerei hoch halten. Marktbesucher können ihr beim Malen von Schmetterlingen und Frühlingsmotiven mit biologischen Farben aus Pflanzen oder Algen zuschauen.
Live-Vorführungen gibt es auch beim Salzwedeler Baumkuchen-Bäcker und bei der Herstellung luftiger Bubble-Waffeln und Big Brownies. Zwischendurch kann man Nougat-Bier, Kakaolikör, Dinkelschokolade oder auch den neuen Schokotyp „ruby“ verkosten, der im letzten Jahr in der Schweiz kreiert wurde. Eine rosarote Schokolade ohne Zusatzstoffe und künstlichen Aromen, die aus einer ganz speziellen Kakaobohne hergestellt wird und dadurch ihre Farbe bekommt. Schwarz bezeichnet den Geschmack als „sinnlich, fruchtig und leicht säuerlich“.
Zum Abschluss des Bummels über die „chocolART“ empfiehlt sich ein Glas „Seccau“, Rotwein-Schokoladesekt aus dem Rheingau, der von Anfang an ein Verkaufsschlager war.
Ein Schlager ist Petra Neuendorf, der Leiterin des Amtes für Stadtmarketing, mit der Schokoladenmesse gelungen, die den guten Ruf Neuwieds als Stadt der kulinarischen Besonderheiten weiter ausbaut. Neben dem Currywurst-Festival und den Motto-Märkten können Gourmets nun auch die Schokoladenmesse genießen. Noch zwei Tage lang besteht die Chance. htv