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Nachricht vom 05.04.2019
Kultur
Wie einst Lili Marleen – Lale Andersen Story im Schlosstheater
Die Premierenvorstellung der Lale Andersen Story von Stefan Krause spielte das Ensemble Phönix aus Köln im Schlosstheater Neuwied am Donnerstag, 4. April. Wie bekannt das Lied „Lili Marleen“ tatsächlich immer noch ist, zeigte sich am Ende der unterhaltsamen Vorstellung, als das Publikum den Text mit den Schauspielern zusammen sang.
Liese-Lotte Helene Berta Bunnenberg bekommt von Ehemann Karl Ernst Wilke in schneller Folge drei Kinder. Fotos. VeranstalterNeuwied. Vier Schauspieler und ein Pianist – viel mehr benötigte die Inszenierung von Bettina Montazem nicht, um das Leben der Lale Andersen, geboren 1905 als Liese-Lotte Helene Berta Bunnenberg auf die Bühne zu bringen. Ihre Lebensdaten wurden zu Beginn und am Ende in Video-Sequenzen auf eine Leinwand projiziert, die danach die vielen Stationen der Schauspielerin und Sängerin in Schwarz-Weiß-Fotos von Theater-Innenräumen abbildete. Es war für die Zuschauer jedoch schwer, die Theateraufnahmen zu verorten, eine Erklärung aus dem Off wäre da hilfreich gewesen.

Zumal die drei Schauspieler neben der Hauptfigur in verwirrend viele Rollen schlüpften. Sie traten auf als Ehemann Karl Ernst Wilke, Kabarett-Direktor Willi Schaeffers, Schauspielerin Trude Hesterberg, Theaterdirektor Max Reinhard, Schauspielerin Valeska, Komponist und Intendant Rolf Liebermann, Schweizer Fremdenpolizei, Dramaturg Magnus Hirschfeld, Schauspieler Grünfeld, Pianist Fritz Pasche, Leutnant Reinigen, Soldat Kistenmacher, Schauspielerin Brigitte Mira, Schauspielerin Grete Weiser, Ministerialdirektor Hinkel, SS-Mann und amerikanischer Offizier.

Blonde Locken, schlanke Figur: Lale Andersen wurde von der Hauptdarstellerin Nicole Eckenigk verkörpert und live gesungen. Eckenig besitzt zwar nicht die rauchige Stimme der Andersen, sang aber trotzdem sehr überzeugend deren zweitgrößten Erfolg „Ein Schiff wird kommen“ und auch „Wie man sich bettet, so liegt man" als Jenny aus „Mahagonny“ oder amerikanische Songs.

Das Leben der Protagonistin war gezeichnet von Brüchen und Zufällen. Mit 16 Jahren verliebte sie sich in den Worpswedener Maler Paul Ernst Wilke, den sie an ihrem 17. Geburtstag heiratete. Die Geburt ihrer drei Kinder wurde ganz pfiffig mit roten Kissen versinnbildlicht. Die Kinder ließ sie bei der Mutter, als sie sich 1931 von ihrem ewig untreuen Ehemann scheiden ließ und nach Berlin ging. Nachdem sie von Max Reinhardt engagiert worden war, ging sie auf Tournee durch verschiedene Städte. Der Tingeltangel wurde durch Marschieren mit Koffern dargestellt.

Der weltweite Siegeszug des Lieds „Lili Marleen“ ist einem Zufall zu verdanken: Der Soldatensender Belgrad nahm im April 1941 seinen Betrieb auf und verfügte über nur 54 Schallplatten, die oft wiederholt wurden. Daher wurde aus Wien Nachschub besorgt, darunter das Lied eines jungen Wachpostens, das über Nacht ein Welthit wurde: Lili Marleen. Die sentimentale Ballade rührte die Herzen der Soldaten aller Nationalitäten an allen Fronten. Sie wurde zur inoffiziellen Antikriegs-Hymne und somit zum Ärgernis des Regimes.

Mit dem jüdischen Pianisten und Komponisten Rolf Liebermann lebte Lale Andersen in der Schweiz. Aber ihre Beziehung stand unter keinem guten Stern, da Hitler 1933 die Macht ergriff. Die Künstlerin musste die Schweiz verlassen, aber die SS kontrollierte ihren Briefkontakt mit den jüdischen Künstlerfreunden. Daher erhielt sie Auftrittsverbot und Hausarrest. Aus Angst vor dem KZ wollte sie mit Tabletten Selbstmord begehen, wurde aber gerettet.

Nach dem Krieg hatte Lale Andersen ihren ersten Auftritt in einer Baracke vor deutschen und kanadischen Soldaten. Ihre Fernwehlieder passten wieder in die Zeit. Im silbernen Glitzerkleid sang Nicole Eckenigk gefühlvoll die bekannten Lieder „Ich schau den weißen Wolken nach“, „Drei rote Rosen gab sie mir“ und „Blaue Nacht am Hafen“

Kurz nach Veröffentlichung ihrer Memoiren "Der Himmel hat viele Farben", verstarb Lale Andersen am 29. August 1972 in Wien. Begraben wurde sie auf dem Dünenfriedhof ihrer geliebten Insel Langeoog. htv
   
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