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Nachricht vom 02.05.2019
Region
Bad Honnef beim Fahrradklima kreisweit Schlusslicht
Mit einer Gesamtnote von 4,5 liegt Bad Honnef beim Fahrradklimatest 2018 im kreisweiten Vergleich auf dem letzten Platz. Im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bürgermeister Otto Neuhoff und Vertretern der Stadtverwaltung der Stadt Bad Honnef hat der ADFC Bonn/Rhein-Sieg heute die detaillierten Ergebnisse des Fahrradklimatests für Bad Honnef vorgestellt.
Unterhielten sich über die Verbesserungen der Situation für Fahrradfahrende – v. l.: Helmut Biesenbach (ADFC-Ortsgruppe Siebengebirge), Bürgermeister Otto Neuhoff, Dr. Peter Lorscheid (verkehrspolitischer Sprecher des ADFC für den rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis), Johanna Högner (Stabsbereich Bürgermeisterbüro, Wirtschaftsförderung) und Fabiano Pinto (Geschäftsbereichsleiter Städtebau). Foto: Stadt Bad HonnefBad Honnef. Einleitend sagt Bürgermeister Neuhoff: „Ich bin über das Ergebnis extrem unglücklich, kann es aber verstehen.“ Als passionierter Radfahrer kenne er die Probleme aus eigener Erfahrung. Der Fahrradklimatest ist eine bundesweit durchgeführte Befragung der Radfahrenden; die Befragung wird vom Bundesverkehrsministerium gefördert und ist weltweit die größte ihrer Art.

In Bad Honnef haben sich 82 Fahrradfahrende beteiligt, das sind rund 50 Prozent mehr als bei der vorangegangenen Befragung 2016. Die Befragten bewerteten ihre Stadt oder Gemeinde hinsichtlich 27 fahrradbezogener Kriterien auf einer Schulnotenskala von 1-6; die Ergebnisse der im Herbst 2018 durchgeführten
Befragung liegen nun vor.

Bad Honnef hat gegenüber 2016 deutlich um 0,4 Skalenpunkte nachgegeben. Dies ist schwächer als der allgemeine Bundestrend, der für vergleichbar große Städte nur
um 0,2 Skalenpunkte nachgegeben hat (von 3,7 auf 3,9). „Auch wenn Bad Honnef eine vergleichsweise schwierige Topografie hat – wenig Platz am Rhein und überall sonst viele Berge –, ist uns das eindeutig zu wenig“, betont Peter Lorscheid, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC für den rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis. Für ihn stehe die Bewertung von Bad Honnef auch unter dem Zeichen des PedelecBooms: „In jüngerer Zeit wollen auch in schwierigerem Terrain mehr Leute Radfahren, und die vermissen offensichtlich eine geeignete Infrastruktur.“ Da reiche es nicht aus, sagt Lorscheid, wenn Bad Honnef weiterhin mit einer Traumnote 2,1 bei der Öffnung von Einbahnstraßen punktet.

Alle anderen Bewertungen fallen mäßig bis sehr schwach aus, allein 8-mal vergaben die Befragten die Note 5,0 oder schlechter, unter anderem für Rad-Führung an Baustellen (5,2), Radweg-Breiten (5,1) und Falschparker-Kontrolle (5,0). Vergleichsweise schwach schneidet Bad Honnef auch bei der Frage ab, ob sich alle Bevölkerungskreise am Radfahren beteiligen: Hier erreicht Bad Honnef die Note 4,1 – das ist um 1,0 Noten schlechter als in vergleichbaren Kommunen und auch um 0,8 Noten schlechter als noch 2016. Auch das passt ins Bild einer zunehmend Radfahrwilligen Bevölkerung, die sich durch mangelnde Infrastruktur daran gehindert sieht.

Schaut man sich die in der offenen Frage geäußerten Kritikpunkte an, wird immer wieder die fehlende Verbindung zwischen Berg- und Tallage genannt. Geschützte Bereiche für Radfahrende werden insbesondere im Innenstadtbereich vermisst. Bemängelt wird auch die Qualität des Radwegs am Rhein, im Bereich von Bad Honnef wie auch die Anbindung in Richtung Bonn.

Bürgermeister Otto Neuhoff hofft, dass das Ergebnis der Befragung in zwei Jahren wieder besser ausfällt. Dabei zählt er nicht nur auf die aktuellen Vorhaben, etwa mehr Fahrradabstellanlagen im Stadtgebiet zu installieren. Er verweist insbesondere auf die professionelle Erstellung eines Radverkehrskonzepts, das bis August beschlossen und als Maßnahme zur Förderung beantragt werden solle. Der Bürgermeister erhofft sich hieraus strukturelle Verbesserungen, die mehr Menschen auf das Fahrrad bringen und so zur Vermeidung von Auto-Kurzfahrten beitragen.

Helmut Biesenbach, beim ADFC für Verkehrsplanungsthemen in Bad Honnef zuständig, stimmt zu, dass die Arbeit an einem Radverkehrskonzept richtig und wichtig sei. Er betont: „Im Zuge der Umsetzung müssen möglichst bald wahrnehmbare Maßnahmen bei den Betroffenen ankommen.“ Für lange Planungs- und Umsetzungszeiten gebe es bei den Befragungs-Teilnehmern – überwiegend Alltagsradler – nur begrenzt Verständnis. „Wer jeden Tag mit einer Infrastruktur konfrontiert ist, die angesichts an Menge und Geschwindigkeit ansteigenden Radverkehrs immer klarer unterdimensioniert ist, erwartet zeitnah Lösungen für seine Probleme.“
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