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Nachricht vom 14.08.2019
Kultur
150 Enten in der Mennonitenkirche Neuwied
Seit heute, 15. August ist die große Duckomenta-Ausstellung mit den lustigen und erstaunlichen Meisterenten in Neuwied zu sehen. Zur Vernissage drängten sich so viele Interessenten in die Stadtgalerie, dass Oberbürgermeister Jan Einig in seiner Begrüßungsrede scherzte, man müsse über eine Erweiterung des Gebäudes nachdenken. Einig freute sich, dass die famosen Enten bis 16. Februar ihr Winterquartier in Neuwied aufgeschlagen haben und lud ein in die vergnügliche Welt der „InterDucks“.
Werk "Die Freiheit führt das Volk". Fotos: Helmi Tischler-VenterNeuwied. Die „InterDucks“ sind eine Gruppe von Künstlern um den emeritierten Braunschweiger Kunstsoziologie-Professor Eckhart Bauer, der mit drei Künstlern und der Duckomenta-Geschäftsführerin Anke Doepner bei der Vernissage anwesend war. Bauer beantwortete die immer wieder gestellte Frage, wie man auf eine solch schräge Ausstellungs-Idee komme, mit seiner Intention, die Trennung zwischen der Populärkultur der Comics mit schmuddeligem Image und der kunstgeschichtlich anerkannten Hochkultur aufzuheben. InterDuck stellt die Frage, welche Werke die großen Meister der Vergangenheit wohl hinterlassen hätten, hätten sie die amerikanischen Comic-Charaktere gekannt.

Nach jahrelangem Experimentieren entwickelten zehn Leute vor über dreißig Jahren ein Ausstellungskonzept. Bei der ersten Ausstellung 1986 im Comic-Salon Erlangen noch mit kritischer gesellschaftlicher Fragestellung, widmet sich die Duckomenta inzwischen der Erforschung des Anatiden-Geschlechts, die Geschichte der Enten-Kultur wurde durch internationale große Ausstellungen beflügelt.

Kritikern entgegnet der Initiator: „Wir beschmutzen nicht Rembrandt & Co. Wir bringen zwei Welten zusammen. Es verwandelt sich etwas, gleichzeitig bleibt das Originale bestehen. Man muss sehr hohes handwerkliches kunsthistorisches Wissen haben, denn alle Werke sind handgemachte Unikate, sie arbeiten mit künstlerischen Zitaten und Verfremdungen. Keines der Werke ist durch Tricks entstanden, was Rembrandt einst mit Öl auf Leinwand bannte, wurde auch genau so nachempfunden. Die Betrachter sollen lächeln oder lachen dürfen und vielleicht mit den verenteten Werken Zugang zu den Originalen finden.“

Anke Doepner, die die Texte zu den Bildern schreibt, stellte den Maler Ommo Wille vor, der zum Beispiel die Duckomenta-Bilder „Mona Lisa“ und „Die Freiheit führt das Volk“ erstellte. Doepner betonte, dass in denen viel Vorarbeit und Herzblut stecke. Es mache viel Arbeit, sich in die Malweisen hineinzuarbeiten und die entischen Proportionen anstelle der menschlichen einzufügen. Wille ist auch Spezialist für die Malerei Cranachs, die ganz hohe Kunst der Malerei.

Rüdiger Stanko ist in Neuwied zum Beispiel mit dem Portrait von Kaiserin Sissi vertreten, das 2004 entstand und mit dem „Ei“ von Hieronimus Bosch. Auch er musste das Original erfühlen, dessen optische Widersprüche erhalten und die Proportionen der Anatiden glaubwürdig einarbeiten.

Von Professor Volker Schönwart wurden Richard Wagner und Mozart aus Entensicht portraitiert. Schönwart ist auch Professor für Grafik, Malerei und Porzellangestaltung. Seine ebenfalls in der Stadtgalerie ausgestellten Keramiken standen schon im historischen Museum neben antiken Originalen und konnten von diesen nicht unterschieden werden. Der Künstler beteuert, er habe keinen Mangel an Ideen, sondern an Zeit, diese umzusetzen.

Alle InterDuck-Künstler zeichnen sich durch Geschick und Akribie aus, sie behauen Steine, bauen Sarkophage und schneiden Scherenschnitte. Auch die Rahmen passen zu den dargestellten Kunstepochen. Anke Doepners Lieblingsfigur ist „Nana D“, die der in Hannover stehenden Plastik von Niki de Saint Phalle nachempfunden ist und auf den ersten Blick gar nicht entenhaft wirkt. Man findet diese Plastik ebenso wie die Mondlandung der Anatiden vor 50 Jahren, im Studio unter dem Dach. Benita Roos, die Leiterin der Stadtgalerie der Mennonitenkirche hat diesen Raum für ihre erste große Ausstellung entrümpelt und aufgewertet.

Alexander Reffgen interpretierte das schmunzelnd-hintergründige Image der Ausstellung virtuos musikalisch mit seinem Saxophon.

Die Besucher der Vernissage kamen mit einem Lächeln im Gesicht aus der Ausstellung. Viele hatten sich Souvenirs in Form von Postkarten, Katalogen, Magneten oder T-Shirts gekauft, damit das Lächeln erhalten bleibt und weitergegeben wird. htv
       
       
       
       
 
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