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Nachricht vom 26.11.2019 |
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Region |
Blumenwiesen und naturnahe Flächen sinnvoll erweitern |
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Naturnahe Flächen sind besser an Wetterextreme angepasst und bieten Pflanzen, Insekten und Vögeln Nahrung und Lebensraum. Die Servicebetriebe Neuwied (SBN) legen schon mehr als zehn Jahre Blumenwiesen an. Doch wie kann man diese Flächen sinnvoll erweitern? Welche Herausforderungen gibt es? Die SBN haben sich der interkommunalen Arbeitsgruppe „Mehr als nur Grün“ angeschlossen, die mit wissenschaftlicher Begleitung diese Fragen des Grünflachenmanagements klären will. Auftakt war in Koblenz. |
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Neuwied. „Wir haben vor zehn Jahren mit einer Testfläche von 150 Quadratmetern begonnen. Anfangs ging es nur darum, optische Akzente statt des Einheitsgrüns zu setzen“, erklärt Thomas Riehl von den SBN. Dann zeigten sich mehrere Vorteile: „Neben der Optik reduziert sich die Zahl der Mähdurchläufe und natürlich wurden die Wiesen von Insekten angenommen.“
Die Erweiterung dieser naturnahen Lebensräume im städtischen Raum wirft jedoch Fragen auf. Die Grünflächenpflege ist aufgrund der zunehmenden Wahrnehmung von Artensterben und Klimawandel im Umbruch, der Druck auf die Politik zum Handeln wächst. „Der Erhalt der Artenvielfalt und Klimaschutz rücken immer mehr in den Fokus“, weiß auch Geschäftsfeldleiter Frank Schneider. Andererseits: Werden Flächen nicht direkt abgemäht, gibt es auch Beschwerden. Diese kommen oft über Ratsmitglieder und Mandatsträger an die Fachabteilung zurück: „Das ist ein Spagat.“ Ungepflegte und wilde Flächen würden wegen Unkrautanflug oder Ungeziefer als bedrohlich wahrgenommen: „Da hilft nur eine kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit, um die Bürger zu sensibilisieren.“
Im Spätsommer hatte der Stadtrat beschlossen, dass auch die SBN mit externen Experten einen Maßnahmenkatalog zum Schutz von Insekten erarbeiten, potentielle Flächen zu registrieren und ein Konzept zu erarbeiten, damit die auszuweisenden Schutzflächen künftig mindestens 20 Prozent der städtischen Grünflächen betragen.
Fragen, die in diesem Zusammenhang auftreten, hatten die SBN bereits im Juni dem renommierte Biologen und Insektenforscher Dr. Andreas Segerer bei einer Veranstaltung in Koblenz gestellt.
„Es ist nicht damit getan, Blumenwiesen anzulegen“, so Riehl, der über die Jahre mit vielen Experten gesprochen hat. „Einige Kommunen haben experimentelle Flächen, da kann auch schon mal etwas missglücken. Nicht vergessen werden darf, dass die Entwicklungen zu naturnäheren und damit stabileren Lebensräumen Zeit brauchen.“
Das Projekt „Öffentliche Grünflächen und private Gärten ‐ Chance zur Förderung der Biodiversität und zur Anpassung an den Klimawandel“ (kurz „Mehr als nur Grün“) führt der Landkreis Mayen‐Koblenz in Kooperation mit der Stadt Koblenz durch. Kommunale Bauhofleiter, ein Dozent an der Universität Koblenz‐Landau, Bereich Zoologie, sind dabei wie auch Susanne Hildebrandt vom Ingenieurbüro für Umweltplanung in Koblenz, die das Projekt koordiniert.
Es wurden in den Gemeinden bereits einige Änderungen erreicht, das zeigte das erste Treffen. Zum Teil durch ähnliche, zum Teil durch differenzierte Maßnahmen. Gezeigt hat sich, dass nährstoffärmere Flächen in der Regel artenreicher sind. „Weiterhin sollte zum Schutz der Insekten und anderer Lebewesen das Mähgut möglichst nicht sofort weggeräumt werden. Diese Anforderungen sind technisch zwar lösbar, aber aufwendiger als das übliche Mulchen“, so Riehl.
Problem aber auch hier: die öffentliche Meinung. Bei der weiteren Verwertung des Mahdgutes können sich außerdem zusätzliche Probleme ergeben, da die landwirtschaftlichen Kreisläufe entkoppelt sind. Hier will man ebenfalls Lösungen suchen und Abnehmer finden für die Futtergewinnung oder in Kompostanlagen. Um Änderungen verlässlicher zu erfassen und auch später besser darstellen zu können, sollen zudem Bestandsaufnahmen hinsichtlich des Artenreichtums erfolgen, damit Veränderungen nachvollziehbar und sichtbar gemacht werden. Das nächste Treffen des Netzwerks findet im März in Neuwied statt. Dann werden die SBN Gastgeber sein und ihre Projekte vor Ort vorstellen.
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Nachricht vom 26.11.2019 |
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