Bei dem traditionellen Neujahrsempfang der Westerwald Bank am Freitagabend, 17. Januar in der Stadthalle Ransbach-Baumbach konnte Vorstandssprecher der Westerwald Bank Wilhelm Höser mehr als 750 Gäste begrüßen.
Ransbach-Baumbach. Nach dem chinesischen Horoskop stand das Jahr 2019 im Zeichen des Schweines und galt somit in der fernöstlichen Auslegung als wenig konfliktträchtig. Dass eben diese Aussicht sich nicht erfüllte, machte Wilhelm Höser deutlich.
Das Thema Nummer eins
Beim Rückblick auf 2019 spannte Höser den Bogen von der Welt- und Europapolitik über Deutschland und der Region zum Top-Thema des Jahres: „Unzufriedenheit, insbesondere politische Unzufriedenheit bewegte die Welt, aber auch durch eine kleine Person, die Schwedin Greta Thunberg, die zu einem Gesicht für alle Klimaaktivisten wurde, 16 Jahre jung, viel jünger wirkend. Sie schaffte es in diesem Jahr 2019 auch in Deutschland nach einem zweiten sehr trockenen und heißen Sommer, das Klimathema zum politischen Thema Nummer eins aufzubauen, wichtig und wie ich glaube, auch richtig.“
Politik beschäftigt sich mit sich selbst
Auch Donald Trump, das Amtsenthebungsverfahren, Strafzölle und Handelskriege wurden thematisiert, das weltweite Zinsniveau, natürlich auch der Brexit und die Neuwahlen in Großbritannien, ebenso Massendemonstrationen in Hongkong, Lateinamerika, im Mittleren Osten, Spanien und Frankreich, die horrende Staatsverschuldung Griechenlands und die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten mit der Tötung des iranischen Generals Suleimani. Höser: „Eine Situation, die sicher Sprengstoff im wahrsten Sinne des Wortes für einen Welt-relevanten exogenen Schock beinhaltet.“
Nicht in Vergessenheit geraten sollte das Jubiläum „70 Jahre Grundrechte“, das den Deutschen Freiheitsrechte sichert. Höser wies darauf hin, dass von 7,6 Milliarden Menschen auf unserem Planeten nur 284 Millionen Menschen mit vergleichbaren Freiheitsrechten leben.
Herausfordernde Zeiten
Was brachte 2019 ökonomisch? Der private Konsum vermied die Rezession. Höchste Beschäftigungszahlen mit 45,3 Millionen Menschen, hohe Zuwächse der Realeinkommen und immer noch ein hohes Verbrauchervertrauen sicherten, dass das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland um 0,6 Prozent wuchs, in Europa waren es voraussichtlich 0,8 Prozent. Hösers Ausblick: „Die Zinsen im Euro-Raum werden bis auf Weiteres – und dieses bis auf Weiteres bezieht sich auf deutlich über ein Jahr als Zeitraum – keine Zinssteigerungstendenz sehen.“ Die Schwäche in den großen Wirtschaftsräumen China, USA und Europa lassen demnach eher weitere Zinssenkungen erwarten. Dies seien herausfordernde Zeiten für alle Kapitalanleger, Finanzdienstleister, Banken wie Versicherungen.
Start mit vorsichtigem Optimismus
Die Westerwald Bank selbst habe das Jahr 2019 mit einem „ganz ordentlichen Ergebnis“ abschließen können bei einer Bilanzsumme von 3,07 Mrd. Euro sowie einem Wachstum der Kundenkredite von über 3,5 Prozent bei einem Einlagenwachstum von 2 Prozent. Mit vorsichtigem Optimismus bei eher geringen Wachstumsaussichten solle man das Jahr positiv annehmen, alle möglichen Potenziale nutzen. Die Wirtschaft sei auf einem hohen Auslastungsniveau, so Höser, „und nur in wenigen Bereichen sehen wir deutliche Belastungssignale und damit haben wir eine immer noch gute Ausgangslage.“
Grußworte
Landrat Achim Schwickert warb in seinem Grußwort dafür, der Bank weiterhin das Vertrauen zu schenken, denn trotz schwierigen Umfelds seien die Verhältnisse zwischen Landkreis und Banken gut. Probleme machten die Gesetzgeber oben, „die sich gern einfallen lassen, was man noch machen könnte, ohne das Geld dafür mit zu schicken.“ Trumps Vorgehen skizzierte Schwickert: Er verursache ein Problem, löse es dann und feiere sich anschließend dafür. In vielen Fällen trifteten Meinungen auseinander, man solle dann jedoch „nicht alle vom Hof jagen, die noch besonnen sind“.
Bürgermeister Michael Merz begrüßte als Hausherr die Gäste und zoomte den Fokus auf Ransbach-Baumbach und die fünfjährige Sanierungsmaßnahme der Stadthalle. Daneben investiere die Verbandsgemeinde in Schulen, Feuerwehr und Erschließung neuer Grundstücke. Man habe extra eine Umleitungsstrecke durch den Ort eingerichtet, damit die Menschen beim langsamen Durchfahren die freien Grundstücke in den Nebenstraßen sehen könnten, meinte er schmunzelnd.
Bevor Vorstandssprecher Höser die Gäste zum Imbiss einlud, der vom hauseigenen Catering „Philipps Kochtöpferei“ gereicht wurde, wies er darauf hin, dass das Jahr 2020 im chinesischen Horoskop das Jahr der Ratte sei. Hochprozentige Verkostung gab es von der Nistertaler Birkenhof Brennerei zu angenehmer und gekonnter Musik vom Jazztrio „SwingToGo“. htv