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Nachricht vom 29.04.2020
Region
Mit dem Wolf leben lernen
Corona sorgt dafür, dass viele Lebensbereiche drastisch heruntergefahren wurden. Das gab der Natur die Gelegenheit verlorenes Terrain zurück zu erobern. Diese Entwicklung wird von der Bevölkerung positiv wahrgenommen. Am heutigen Tag des Wolfes (30. April) wird die langsame und teilweise Rückeroberung seines ursprünglichen Lebensraums auch dem Europäischen Wolf zugestanden.
SymbolfotoRegion. Bestandsaufnahme
Mittlerweile sind in fast alle Bundesländer Wölfe zurückgekehrt. Sie sind gekommen um zu bleiben. Seit November 2019 wird für Rheinland-Pfalz laut der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) offiziell eine sesshafte Wölfin im Landkreis Altenkirchen geführt, die den Behörden bereits seit 2018 bekannt war. Immer wieder werden Wolfssichtungen, aber auch von ihnen gerissene Tiere oder überfahrene Wölfe gemeldet. Bis einzelne Wölfe genetisch sicher nachgewiesen sind und in der offiziellen Statistik auftauchen, vergeht viel Zeit, in der die Wölfe weiter mobil sind. So wurde im Januar dieses Jahres die zweite im Westerwald lebende Wölfin für den Landkreis Neuwied offiziell bestätigt. Eine kleine Sensation wurde kurze Zeit später im Februar bekannt, als das rheinland-pfälzische Umweltministerium die erste Wolfsfamilie im Westerwald vermeldete.

Funde
Die neuesten Einträge in die Liste stammen wie die Mehrzahl der früheren Nachweise aus dem Westerwald. Dort gab es jeweils Fotonachweise und einen Kotfund Mitte März. Mit dem Kotfund existiert erstmals ein genetischer Nachweis für den rheinland-pfälzischen Wolfs-Nachwuchs. Das Tier ist rund zehn Monate alt und trägt die Bezeichnung GW1581f. Dabei zeigt das f an, dass es sich um eine Fähe, also ein weibliches Tier, handelt.

Die Mutter des Jungtieres (GW 914f) stammt aus der Gegend von Möckern in Sachsen-Anhalt – rund 450 Kilometer entfernt. Sie wurde im Westerwald erstmals im März 2018 genetisch nachgewiesen. Ein gutes Jahr später hat sie offensichtlich Junge bekommen – mit hoher Wahrscheinlichkeit die fünf (oder mehr) Wolfswelpen, die im August 2019 bei Bad Hönningen vor eine Wildtierkamera liefen. Das Herkunftsgebiet des Vaters ist unbekannt, der Rüde mit der Bezeichnung GW1159m wurde hier im Dezember 2019 erstmals nachgewiesen, muss sich aber schon deutlich länger im Westerwald aufhalten. Denn die Paarungszeit der Wölfe liegt zwischen Januar und März.

Bislang ging man stets von zwei sesshaften Fähen im Westerwald aus. Die zweite Fähe GW1072f, die aus Niedersachsen stammt und nach einem genetischen Nachweis im Januar 2019 auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Daaden als ebenfalls resident galt, konnte jedoch seither nicht mehr genetisch nachgewiesen werden. Über ihren Verbleib ist nichts bekannt, sie kann sich aber durchaus noch in der Region aufhalten.

Weitere Wölfe haben sich zumindest zeitweise in Rheinland-Pfalz aufgehalten: Mit der neu nachgewiesenen Jungwölfin wurden seit 2012 elf verschiedene Individuen mittels eines DNA-Nachweises bestätigt, davon sind zwei nachweislich nicht mehr am Leben: der 2012 illegal getötete Wolf Pierre Luigi und der Wolf GW1478m, der im Januar dieses Jahres bei Mainz-Finthen überfahren worden war.

Außerdem gibt es zahlreiche Film- und Fotonachweise von Wölfen in Rheinland-Pfalz. Die Bilder kann man jedoch nicht mit Sicherheit bestimmten Individuen zuordnen.

Höfken: „Wolfsnachweise jederzeit online einsehbar“
„Wer sich künftig zeitnah über neue Wolfsnachweise in Rheinland-Pfalz informieren möchte, kann das nun per Mausklick machen. In einer Tabelle werden alle gesicherten Nachweise eingetragen, sobald Wölfe genetisch oder anhand einer Foto- oder Videoaufnahme bestätigt wurden“, sagt Umweltministerin Ulrike Höfken zur Online-Schaltung der Auflistung snu.rlp.de/de/projekte/woelfe/verbreitung-recht/wolfsnachweise-rlp/. Diese wurde vom Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten gemeinsam mit der Stiftung Natur und Umwelt und der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz (FAWF) erstellt. So könne jede und jeder verfolgen, wo sich Wölfe dauerhaft ansiedeln, einmalig gesichtet wurden oder wo ein Tier tot aufgefunden wurde.

Nutztiere schützen
„Bei der Begleitung des natürlich ablaufenden Wiederansiedlungsprozesses sollte der Fokus auf dem Verständnis liegen, dass sowohl für Mensch als auch für Wolf ausreichend Lebensraum in Rheinland-Pfalz vorhanden ist", so Ann-Sybil Kuckuk, Naturschutzreferentin des NABU-Landesverbandes. Unter dem Motto „Wölfe und Wir. Wege zum Miteinander" informiert der NABU umfassend. Ein weiteres wichtiges Handlungsfeld ist die Umsetzung eines guten Herdenschutzes im Land. Zusätzlich zur bisherigen Förderung für die Anschaffung von Zäunen oder Herdenschutzhunden muss es aus Sicht des NABU für Tierhalter/innen einen Ausbau der Herdenschutzberatung geben, am besten angesiedelt an ein Landeskompetenzzentrum für den Wolf.

Seit Oktober 2019 gab es keinen bestätigten Nutztierriss durch einen Wolf mehr. Das Umweltministerium bittet dennoch weiterhin Nutztierhalterinnen und -halter im Präventionsgebiet Westerwald, ihre Zäune wolfssicher zu gestalten. Auch der Wolfsnachwuchs darf nicht auf die Idee kommen, Weidetiere könnten leichte Beute sein.

Bereits 2012 hat das Ministerium vorausschauend gehandelt und noch vor den ersten Wolfnachweisen einen Wolfsmanagementplan erstellt. 2018 wurde das Präventionsgebiet Westerwald ausgewiesen. Im Präventionsgebiet werden wolfssichere Zäune mit ausreichender Elektrosicherung für den Mindestschutz vor Nutztierrissen vom Land finanziert. Für eine hundertprozentige Entschädigung ist der sogenannte „Mindestschutz“ für die Weidetiere Voraussetzung. Ist dieser nicht vorhanden, kann nur eine reduzierte Entschädigung ausgezahlt werden.

Wie kann ich einen Wolf melden?
Personen, die ein Foto eines vermeintlichen Wolfes aufgenommen haben oder Bilder aus einer Wildtierkamera erhalten haben, sollen diese mit einer genauen Ortsangabe an wolf(at)snu.rlp.de senden oder sich an die Wolfshotline (Telefon 06306-911199) wenden. Dabei sollte die Urheberin oder der Urheber für Rückfragen zur Verfügung stehen. Anschließend wird das Bildmaterial an die Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) in Trippstadt sowie an die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) geschickt. Die jeweiligen Wolfsexpertinnen und -experten beurteilen unabhängig voneinander, ob es sich bei dem fotografierten Tier um einen Wolf handelt.

Dort, wo Sichtungen von Wölfen gemeldet werden, werden von den Großkarnivoren-Beauftragten Wildtierkameras installiert, um weiteres Bildmaterial zu erhalten. Maßnahmen bei einem Aufeinandertreffen Mensch-Wolf und weitere Informationen zum Wolfs-Managementplan sind hier online abrufbar.

Informationen zur Zauntechnik und zu den Fördermöglichkeiten gibt es auf der Internetseite: snu.rlp.de/de/projekte/woelfe/woelfe-und-nutztierhaltung/
Die Liste zu den Wolfsnachweisen finden Sie hier: snu.rlp.de/de/projekte/woelfe/verbreitung-recht/wolfsnachweise-rlp/
Mehr zum Wolf in Rheinland-Pfalz: www.NABU-RLP.de. htv


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