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Nachricht vom 07.05.2020
Region
Corona macht den Grandpa aus dem Westerwald leicht lethargisch
Ich berichte schon mal gern aus meinem Leben. Aber genau das ist das Problem. Es findet vieles nicht mehr statt. Über Corona, finde ich, ist alles geschrieben. Aber immer wenn ich mit einem Text beginne, lande ich früher oder später genau bei diesem Thema, weil es alles beherrschend ist. So lasse ich mich einfach treiben und komme irgendwie nicht so recht aus dem Quark, gibt der Grandpa aus dem Westerwald zu.
Der Grandpa weiß nicht, was er von dem allen zu halten hat. (Foto: privat)Meist berichte ich von Gesehenem oder Erlebtem, aber als Risikogruppe hält (alter)man(n) sich halt zurück. Es gibt kaum etwas zu erleben und wer will schon Berichte vom Einkauf mit „Munaske“. Außerdem an Tagen wie diesen, also an denen ich einkaufen bin, regen mich einige Zeitgenossen dann doch sehr auf. Aber lassen wir das.

Da auch ich einige Arbeiten auf „Schatz, das mach ich, wenn ich Zeit habe“ verschoben hatte, bin ich auch der häuslichen Arbeitsgewalt ausgesetzt. Inzwischen weiß ich um die Ähnlichkeit der spanischen Worte cansado = müde und casado = verheiratet, das ist kein Zufall! So ergab sich in den vergangenen Wochen eine leichte Lethargie und Schreibfaulheit. Aber in eine Krise gehört Struktur, also es geht weiter.

Deutschland–Spanien: Im Fußball immer spannend…
…aber auch aktuell lohnt sich ein Vergleich. Da ich gern nach Spanien reise, was ja nicht immer gelingt, habe ich auch gute Kontakte in dieses schöne Land. Was mir hier zur Zeit gewaltig auf die Nerven geht, ist das ständige deutsche Genörgel! Der Lockdown, den wir im Vergleich mit unseren europäischen Nachbarn z.B. Spanien, Italien, Frankreich ja gar nicht haben, dauert schon viel zu lange. Was soll das? Wie dürfen spazieren gehen, Rad fahren, einkaufen, Bekannte treffen – natürlich ohne kuscheln! – und was weiß ich nicht noch alles. Der gemeine Spanier sitzt seit nunmehr acht Wochen in seiner Bude fest. Kein Joggen, nicht mit den Kinder nach draußen, in Barcelona müssen alle Besorgungen innerhalb eines 1000-Meter-Radius‘ um die Wohnung gemacht werden und die Polizei kontrolliert die Kassenbons, ob diese Regelungen auch eingehalten werden. Die Nachbarn sind angehalten Verstöße gegen diese Regelungen zu melden – Willkommen in der DDR.

Und auch unser großer ehemaliger Freund in den USA hat einen Präsidenten ins Amt gehoben, der seine Bevölkerung mit Desinfektionsmittel impfen will. Soweit, so schlecht. Eigentlich ist es ja richtig, dass wir in Spanien an den Strand gelassen werden, der ist ja für die Spanier gesperrt und somit frei für deutsche Touristen. Auf der einen Seite sieht der Spanier einmal bewundernd nach Deutschland, da wir bis hierher unglaublich glimpflich durch die Krise gekommen sind. Auf der anderen Seite ist der Spanier dann wieder sehr verwundert, dass der Deutsche jetzt aber dringend wieder nach Spanien in den Urlaub muss.

Und dann sind da noch die Verschwörungstheorien!
Das macht ja schon fast wieder Spaß. Eigentlich heißt es ja, dass der Virus sich auf den Weg gemacht hat, weil ein Chinese eine Fledermaus verspeist hat. Die war wohl schlecht, oder er hat irgendwas nicht vertragen. Ich weiß es nicht. Ich esse aktuell noch keine Fledermäuse, da ist mir zu wenig dran und ich finde sie auch eigentlich ganz hübsch, wenn sie abends um unsere Terrasse kreisen. Aber gut, der Inder wird auch nie verstehen wie ich eine heilige Kuh essen kann und der Moslem hält sich lieber vom Schwein fern. Andere Länder, andere Sitten, auch in Regionen der Schweiz gilt Hund als Delikatesse. Dass aber Frau Merkel den Virus in China geboren hat, um mit der Krise ihre Umfragewerte zu steigern?!? Der amerikanische Geheimdienst hat den Virus nach China geschmuggelt, um dort die Wirtschaft zu schwächen. Die Rothschilds dieser Welt planen eine neue Weltordnung! Weshalb eigentlich, geht es denen nicht gut mit der aktuellen? Ich weiß nicht. Ich habe ganz eigene Ideen entwickelt:

Der britische Geheimdienst hat den Virus ausgesetzt, um sich bei den USA einzuschleimen, damit der Brexit überstanden werden kann.

Es ist eine der sieben göttlichen Plagen, die jetzt endlich über uns herfallen.

Gegner der Fridays vor Future haben den Virus ausgelöst, um die Demonstration der Bewegung zu verhindern.

Greta Thunberg hat den Virus entwickelt, damit wir alle zu Hause bleiben und der Verkehr und die Industrie nicht weiter den Planeten verseuchen.

Dieser Virus ist gar kein Virus, sondern es ist eine Invasion von Außerirdischen, die mit ihren kleinen Raumschiffen zuerst in Wuhan gelandet sind.

In der Area 51 gibt es ja schon lange Kontakt zu Außerirdischen und der internationale Verband der Klopapier- und Hefe-Hersteller hat bei den Außerirdischen den Virus in Auftrag gegeben, um die Absatzzahlen zu vergrößern.

Die Viren sind alles kleine Brüder von Kim Jong Un und der will die Weltherrschaft übernehmen.

Nun ist aber auch gut, oder vielleicht:

Der Virus ist kein Virus, sondern es sind Satans Dämonen und John Constantine, die Geisterjäger und John Sinclair sind jetzt unterwegs, um uns alle zu retten

Also ich finde das alles herrlich, ehrlich!

Und was mach ich jetzt damit?
Ich treffe alte Freunde, natürlich auf Abstand. Marty McFly und z.B. auch John McClain. dank unzähliger Streaming-Dienste und Mediatheken ist heute alles möglich. Diese alten Kumpel geben mir ein Gefühl von Leichtigkeit. Was komisch ist: In manchen Szenen schreit alles in mir nach Abstand halten und eine „Munaske“ hat auch niemand auf. Besonders seltsam muten die ganz alten Schinken an. Wer kennt noch Hatari? Ein alter Brocken mit u.a. John Wayne und Hardy Krüger. In diesem Streifen wird nicht nur geraucht, es wird gequalmt, dass es kracht. Da wird die nächste Zigarette schon mal mit dem gerauchten Glimmstängel entzündet. Das hat, glaube ich, nicht mal Helmut Schmidt gemacht. Aber so gehen die Abende dahin. Und tags darauf liegt schon wieder ein „das mach ich denn noch“-Zettel auf dem Tisch und es ist: The same procedure as every year, James.

Dann weiß ich wieder: Ich bin zu alt für diese Schei..! LG, euer Grandpa
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