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Nachricht vom 15.05.2020
Region
Die Situation in Corona-Zeiten in Neuwied beobachtet
Allerorten verändert sich die Gesellschaft, das Leben ändert sich, selbstverständliche Gegebenheiten und Abläufe mussten sich in Zeiten von Corona in Teilen radikal ändern, dies alles hatte Auswirkungen, die neben der Politik in ihrem Handeln und Denken auch bei der jungen Generation ihre Spuren hinterlassen hat, wie der NR-Kurier in einem Gespräch mit einem Schüler erfahren konnte.
Fotos: Eckhard Schwabe Neuwied. In der jüngsten Stadtratssitzung sprach Neuwieds Oberbürgermeister Jan Einig vor Beginn der Tagesordnung über die Situation in Corona-Zeiten. „Zuallererst bin ich beeindruckt von der Einsicht und der Disziplin der allermeisten Neuwiederinnen und Neuwieder. Denn von Ausnahmen abgesehen akzeptieren und leben die Bürgerinnen und Bürger mit großem Verständnis die bisher noch nie dagewesenen Kontaktbeschränken“, sagte das Neuwieder Stadtoberhaupt.

Diese starken Kontaktbeschränkungen hat auch Luis, 15 Jahre, in den letzten Wochen erfahren müssen. Im Gespräch mit dem NR-Kurier berichtet der Schüler, wie es ihm in den vergangen Wochen mit diesen von Neuwieds Oberbürgermeister angesprochenen Beschränkungen ergangen ist.

„Nicht nur, dass ich nicht in die Schule gehen konnte, um neben der Schule auch mit meinen Klassenkameraden sprechen zu können, stellte mich das Lernen und die Ausarbeitung des Schulstoffs und der digital übermittelten Hausaufgaben vor die ein oder andere Herausforderung.“

Der Achtklässler weiter: „Einerseits finde ich die digitale Bearbeitung der Hausaufgaben gut, aber auch so wie es in der Schule normal läuft, dass ich meine Aufgaben in ein Heft schreibe, finde ich gut, es ist eine Mischung, die ich mir auch gut weiter vorstellen könnte, wobei es wohl nicht für alle so läuft, wie ich das zu Hause machen kann.“ Nach der Schließung der Schulen hatten innerhalb kürzester Zeit die Lehrkräfte auf die neue Situation reagiert, sie haben für ihre Schülerinnen und Schüler ein Konzept erarbeiten, mit denen der Stoff nachbearbeitet und neuer Stoff in Teilen durch Homeschooling erlernt werden konnte.

Hat jeder Schüler die digitalen Möglichkeiten?
Auf diese Frage konnte Luis nur bedingt eine Antwort geben. „Ich weiß, dass einige Schulkameraden nicht über einen eigenen Computer verfügen, oder etwas drucken können, da hängt es dann. Manche Aufgabenblätter muss ich ausdrucken, um diese bearbeiten zu können, dann später scannen, um sie per E-Mail versenden zu können, dass mag sich einfach anhören, aber nicht jeder hat zum Beispiel einen Drucker mit Scanner, da fängt es dann schon an und erschwert es ein klein wenig.“

Was hast du am meisten vermisst in der letzten Zeit?
„Es waren wirklich die sozialen Kontakte, die mir gefehlt haben. Wir sind zwar über die sozialen Medien miteinander vernetzt, aber es geht doch nichts über den regelmäßigen Kontakt und auch mal einen Witz machen“, so Luis.

Was die soziale Situation angeht, äußerte sich auch Neuwieds Oberbürgermeister Einig: „Trotz der Beschränkungen ist es umso bemerkenswerter, als dass gerade in einer Krise der Wunsch nach Nähe besonders ausgeprägt ist. Will man doch in schwierigen Situationen eher zusammenrücken. Stattdessen wird das Abstand halten zum Ausdruck gegenseitiger Unterstützung.“ Darauf angesprochen äußert sich Luis: „Ja, das stimmt, ich bin jetzt auch froh, dass ich mal wieder in die Stadt kann, um mir von meinem Taschengeld etwas kaufen zu können, war dies doch in den letzten Wochen nicht möglich.“

Was und wie die Wirtschaft unter Corona gelitten hat, merkte auch OB Einig in seiner Rede an. In Bezug auf die wirtschaftliche Situation äußerte sich das Neuwieder Stadtoberhaupt, dass man schmerzlich die Auswirkungen und Konsequenzen im Bereich Handel, Handwerk und Gewerbe beobachten konnte. „Denn sie sind in enorme Schwierigkeiten, ja manche sogar in existenzielle Krisen geraten.“ Um dem entgegenwirken zu können versicherte der Oberbürgermeister, dass man als Stadt mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln Hilfen und Unterstützungen einsetzen werde.

Wie sah, sieht der Alltag aus?
In der Zeit, in der keine oder nur wenige Geschäfte geöffnet hatten, beschränkte sich alles auf den Einkauf der Lebensmittel. Der Alltag in vielen Familien veränderte sich radikal und dies schlagartig. So mussten neue Strukturen geschaffen werden, wie zum Beispiel das Home-Office der Eltern mit der Betreuung der Kinder beim Home-Schooling. Oder auch die sonst so selbstverständlichen Dinge des Alltages. Dazu Luis: „Bei mir ging das im Nachhinein betrachtet doch ganz gut. So konnte ich auch mal wirklich intensiv und in Ruhe den Stoff für die Schule erarbeiten, dabei haben mich meine Eltern und Großeltern unterstützt, denen ich dafür auch wirklich Danke sagen möchte.“

Wie wird es weiter gehen und wie verändert es sich?
Dazu Neuwieds Oberbürgermeister Einig: „Wir alle beobachten und sind gespannt, wie sich die Lockerungen der Maßnahmen auswirken. Ich bin überzeugt, Erfolg und Misserfolg hängen maßgeblich vom Verhalten jedes Einzelnen ab. Es hängt davon ab, ob und wie wir auch künftig Solidarität beweisen und Kontakteinschränkungen, Abstandsregeln und Hygienevorgaben beachten. Wir dürfen also jetzt nicht zu sorglos werden.“

Einig weiter: „Unsere Stadt verändert sich gerade. Und sie wird sich weiter verändern in einem Ausmaß, wie es wohl keiner von uns erwartet hat.“ In vielen Bereichen erlebt man in der City schon, wie viele versuchen ein Stück Normalität einkehren lassen zu wollen, so kamen zwei junge Damen aus Willroth nach Neuwied, um einfach mal etwas anderes sehen zu können, gönnten sich ein leckeres Eis und genossen die „zurückgewonnene Freiheit“. Dies bestätigte auch Luis, der mit seinem Vater nach gefühlten Monaten mal gemeinsam in der Stadt war und auch er ließ sich das Eis unter blauem Himmel besonders gut schmecken und freute sich schon auf später, wenn er sein neues Spiel, welches er kurz vor dem Besuch im Eiscafé gekauft hatte, ausprobieren kann.

In einem Punkt waren sich alle einig, dass der Aspekt der Rücksichtnahme in der doch oftmals schnelllebigen Zeit deutlich zugenommen und an Bedeutung gewonnen hat und die Nachhaltigkeit erfährt, die es braucht, damit wir alle gesund aus dieser Zeit herausfinden.
Eckhard Schwabe
   
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