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Nachricht vom 23.07.2020 |
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Region |
Wandertipp: Auf den Spuren unserer Vorfahren im Wald bei Oberdreis |
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Die Rundwanderung mit einer Streckenlänge von etwa 7,5 Kilometern führt über befestigte Waldwege und Pfade an den ehemaligen Quarzitbrüchen von Berod vorbei, zum Naturdenkmal Beilstein und zur ehemaligen Tongrube „Guter Trunk Marie“ bei Oberdreis. Die Wanderstrecke ist auch für Familien mit Kindern geeignet. Da die Streckenführung nur über ebene Wege gewählt wurde, ist diese Wanderung auch für ungeübte Wanderer empfehlenswert. |
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Oberdreis. Inspiriert durch eine alte topografische Karte von Oberdreis, Roßbach und Berod bei Hachenburg haben wir eine Rundwanderung gemacht, welche die Wirkungsstätten unserer Vorfahren in der Nähe der drei Ortsgemeinden widerspiegelt. Die Wanderung führt vorbei an den ehemaligen Quarzitbrüchen von Berod bei Hachenburg, die heute aus mehreren Weihern bestehen, dann weiter zum Naturdenkmal Beilstein, einem imposanten Basaltfelsen im Wald bei Oberdreis und zur ehemaligen Tongrube „Guter Trunk Marie“, heute ein See mit Feuchtbiotop und angrenzender Erddeponie mit Photovoltaikfeld. Unterwegs überqueren wir die ehemalige Grenze zwischen Nassau und Preußen und rasten an der Sängerhütte, einer Schutzhütte des örtlichen Verkehrsvereins.
Ausgangspunkt der Wanderung ist ein Waldweg an der K10, von Welkenbach kommend in Richtung Roßbach (siehe Karte). Von dort gehen wir den Waldweg entlang bis zur nächsten Gabelung und folgen dem Pfad rechts durch den Wald (mit einem blauen Kreis gekennzeichnet). Nach etwa 200 Metern kommen wir an eine kleine Holzbrücke, die wir überqueren. An einem Baum links ist ein Schild mit der Aufschrift „ehemaliges Königreich Preußen“ angebracht, bei dem wir verweilen. Aus dem Heimatkundeunterricht ist uns noch bekannt, dass wir als sogenannte „Nassauer“ aus dem „Herzogtum Nassau“ kommend, gerade die ehemalige Grenze zum „Königreich Preußen“ überquert haben.
Nassau und Preußen
Das Herzogtum Nassau war einer der Mitgliedstaaten des Deutschen Bundes. Das Land bestand von 1806 an und lag auf dem Gebiet der heutigen Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz. Da Nassau im Deutschen Krieg auf der Seite Österreichs in der Schlacht bei Königgrätz gegen Preußen verloren hatte, wurde Nassau 1866 von den Preußen annektiert und das Staatsgebilde aufgelöst.
Von der „ehemaligen Grenze“ weiter wandernd erreichen wir schon nach kurzer Zeit die Quarzitbruch-Weiher in der Gemarkung Berod. Dass diese Weiher, die durch Überflutung der Quarzitbrüche entstanden sind, nicht künstlich angelegt wurden, erkennt man nicht nur anhand der natürlichen Lage, sondern auch daran, dass diese quasi wie aus der Natur heraus gewachsen erscheinen. Hier nutzen wir die erste Gelegenheit, den Speicherchip unseres Fotoapparates zu füllen. Nach gefühlten hunderten von Fotos verlassen wir diesen idyllischen Ort.
Quarzitbrüche bei Berod
Bei den Quarzitbruch-Weihern handelt es sich um die ehemaligen Quarzitbrüche in der Gemarkung Berod, in denen im 19. und 20. Jahrhundert Quarzit abgebaut wurde. Durch Sprengungen wurde das begehrte Gestein aus dem Felsen heraus „geschossen“. Quarzit wird für die Herstellung von Glas, Porzellan, Fliesen und feuerfesten Stoffen verwendet und war zu dieser Zeit hoch begehrt. Genau so, wie ein Arbeitsplatz in den Quarzitbrüchen, da sonst in der Gegend kaum Arbeitsplätze angeboten wurden. Früher zuerst mit einer Feldbahn und Schmalspurbahn abtransportiert, verließ 1984 der letzte mit Quarzit beladene LKW die Abraumhalden.
Weiter geht unsere Wanderung Richtung Beilstein. Wir folgen den gut platzierten Hinweisschildern und biegen vom Waldweg links ab. Schon nach etwa 100 Metern erblicken wir den imposanten Felsen. Um die Felsformation herum gehend muss unser Fotoapparat wieder Schwerstarbeit leisten. Nach immer neuen Fotomotiven suchend, fällt auf, dass linkerhand von dem Felsmassiv der Mensch seine Hand im Spiel gehabt haben muss, denn die umliegenden Felsbrocken sehen aus wie heraus gehauen oder gesprengt.
Historie vom Beilstein
Beim Beilstein handelt es sich um einen Basaltkegel vulkanischen Ursprungs. Er entstand vor etwa 20 Millionen Jahren durch den Ausbruch eines Vulkans während der tertiären Vulkantätigkeiten im Westerwald. Hatte der Basaltkopf ursächlich nicht die Erdoberfläche durchbrochen, wurde dieser im Laufe der Jahre durch Witterungseinflüsse freigelegt. Wikipedia verrät, dass an der Nordseite vom Beilstein noch in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts Basalt abgebaut wurde.
Am Beilstein machen wir kehrt bis zur nächsten Weggabelung und biegen rechts ab. Nach einigen hundert Metern entdecken wir rechts eine größere Schutzhütte, gebaut mit Fichtenstämmen in einem L-förmigen Grundriss. Hier machen wir Rast. Wir betreten das Innere der Hütte und setzen uns auf die an der Innenwand ringsherum montierte Holzbank. Wir sind erstaunt über die Größe der Hütte und nutzen wie so oft das Internet, um mehr über diese Schutzhütte in Erfahrung zu bringen.
Sängerhütte Oberdreis
Die Sängerhütte, so verrät uns das Internet, wurde 1975 vom Männergesangverein MGV Oberdreis als Grillhütte für die Feierlichkeiten des Vereins errichtet. Vorgesehen als Ort verschiedener Festivitäten, erweckte die Grillhütte schon bald das Interesse des Bauamtes, da die Betonbodenplatte und darauf die Grillhütte ohne Baugenehmigung errichtet worden war. Abrissverfügungen wurden vom Verein ignoriert, so dass man sich kollektiv mit den einzelnen Mitgliedern des MGV gegen die Anordnungen des Bauamtes wehrte. Einer angedrohten Freiheitsstrafe begegnete man mit der Überlieferung, dass dann jedes Vereinsmitglied ein paar Tage einsitzen würde. Letztendlich gab das Bauamt nach und die Grillhütte erhielt die ersehnte Genehmigung. Heute wird die Sängerhütte vom Verkehrsverein Oberdreis als Wanderhütte genutzt.
Nach erfolgreicher Stärkung wandern wir von der Sängerhütte Richtung Tongrube bis zur nächsten Wegkreuzung weiter. Dort biegen wir links in einen maroden Feldweg ein. Schon bald sehen wir rechts einen See durch die Bäume schimmern. Uns durch das Gebüsch Richtung See schlagend, blicken wir auf ein Naturbiotop, das unsere Blicke magisch anzieht. Nur das Gequake der Frösche durchdringt die Stille, die sich auf uns überträgt. Aus der ehemaligen Tongrube ist ein Naturparadies entstanden, das den Amphibien und verschiedenen Vogelarten nun als natürlicher Lebensraum dient. Ein aufgescheuchter Fischreiher lässt vermuten, dass in diesem See auch Fische heimisch sind. Auch hier leistet der Fotoapparat wieder Schwerstarbeit. Der hintere Teil der Tongrube wurde später als Erddeponie betrieben und aufgefüllt. Auf dem Gelände ist nun ein Photovoltaikfeld installiert.
Tongrube und Erddeponie
In der Oberdreiser Tongrube wurden verschiedene Tonsorten abgebaut. Durch den geringen Eisengehalt war der Ton aus Oberdreis begehrt. Bis zu 35 Arbeiter bauten gleichzeitig den Ton durch das sogenannte „Tonstechen“ ab. Jeder Arbeiter musste im Akkord pro Tag mindestens 5 Tonnen Ton abbauen, der über Blechrutschen in Loren gefüllt wurde. In der zur Grube gehörenden Tonzeche „Guter Trunk Marie“ wurde die Tonerde zu Schamottsteinen verarbeitet. Diese gemahlen und mit Tonsand vermischt, wurden mit der Feldbahn über Raubach zu den Hochöfen nach Oberhausen für die Eisengießerei verfrachtet.
Wir wandern weiter Richtung Erddeponie mit der riesigen Photovoltaikanlage, machen dort noch ein paar Fotos, um nach etwa hundert Metern rechts in den Weg einzubiegen, auf dem die Wanderung begonnen hat. Nach etwa 700 Metern erreichen wir den Ausgangspunkt der Wanderstrecke. Beeindruckt von der Fülle der Informationen treten wir die Heimfahrt an. (GRI)
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In unserer Facebook-Wandergruppe "Wandern im Westerwald" gibt es übrigens auch ständig schöne neue Ecken der Region zu entdecken. |
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Nachricht vom 23.07.2020 |
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