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Nachricht vom 18.08.2020 |
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Region |
Sport-Inklusionslotsen: Damit jeder Mensch Sport ausüben kann |
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Sie sind eine Rarität in der Republik: Der Landessportbund Rheinland-Pfalz gönnt sich 15 Sport-Inklusionslotsen. Das Pilotprojekt auf Bundesebene hat am 1. Januar 2020 begonnen und ist auf zwei Jahre begrenzt. Für Teile des Kreises Altenkirchen und des Westerwaldkreises sowie für den Kreis Neuwied ist Hartmut Simon aus Mündersbach verantwortlich. |
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Altenkirchen. Sie sind Ansprechpartner für Menschen mit und ohne Behinderungen, für Vereine und Verbände sowie für Institutionen der Behinderten - und Sozialhilfe. Im Landessportbund (LSB) Rheinland-Pfalz haben am 1. Januar 15 Sport-Inklusionslotsen jeweils ihre Arbeit aufgenommen."Das Projekt verfolgt das Ziel, dass alle Menschen selbstbestimmt und ohne Barrieren ihre gewünschte Sportart in den rheinland-pfälzischen Sportvereinen ausüben und sich möglichst gleichberechtigt im organisierten Sport einbringen können", lautet die offizielle Definition, an der sich Hartmut Simon (Mündersbach) orientiert. Er gehört zu jenem speziellen Kreis, der sich dieses Ziel mit Nachdruck zu eigen gemacht hat. Der 60-Jährige ist in der Region Koblenz/Westerwald unter anderem für die große Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld zuständig.
In der Jugend für Wirges gespielt
Im Sport kennt sich Simon wirklich aus, weiß um die Nöte und Sorgen, die behinderte Menschen haben, wenn sie sich einem "normalen" Verein anschließen möchten. Genau da setzt seine beratende Tätigkeit an. Simon versteht sich als Bindeglied, der Probleme erkennt, sie analysiert, um sie anschließend, im besten Fall, zu lösen. Das können fehlende Rampen in Sportanlagen für Rollstuhlfahrer sein, das können nicht vorhandene Transportmöglichkeiten sein, um Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit zu geben, vom Wohnort beispielsweise zu einer Sportstätte und wieder zurückzukommen. Der gelernte Industriekaufmann war aktiver Fußballer in Reihen der Glas-Chemie Wirges zu Jugendzeiten und als Erwachsener beim FC Mündersbach. Darüber hinaus führte er von 2006 bis 2018 die Breitensportabteilung seines Heimatvereins.
Erfolgreiche Bewerbung
Ein Flyer machte Simon auf das Projekt aufmerksam. "Ich habe mich beworben, wurde unter knapp 60 mit 14 weiteren ausgewählt", blickt er zurück. In drei eintägigen Seminaren in Bad Kreuzbach, Mainz und Ingelheim wurden die angehenden Lotsen jeweils auf ihren Job vorbereitet. "Dafür zahlt der LSB pro Kopf im Monat 450 Euro, weil er weiß, dass ein bisschen Anerkennung gut tut. Die Arbeitsstunden müssen festgehalten werden, und es werden auch nur die tatsächlich geleisteten Stunden pro Monat bezahlt.
Das ist auch sehr gut so, damit auch immer ein ,Anreiz' bleibt", sagt Simon. Die Finanzierung läuft über die "Aktion Mensch". Die Maßnahme ist auf zwei Jahre befristet. Nach derzeitigem Stand wird sie nicht verlängert, obwohl Simon eine Zugabe schon angeregt hat. "Die Arbeit der ersten beiden Monate, also im Januar und Februar, hat die Corona-Pandemie kaputt gemacht, wir können jetzt wieder bei Null beginnen", begründet er seinen Vorstoß, über den 31. Dezember 2021 hinaus in Amt und Würden zu bleiben.
Auch die Lebenshilfe kontaktiert
Vor dem Lockdown hatte Simon bereits Kontakte zu Vereinen, Organisationen und Institutionen geknüpft. Das geschieht in erster Linie zunächst einmal per Mail. Zu den Angeschriebenen zählt auch die Lebenshilfe im Kreis Altenkirchen. Wichtig sind im gleichfalls Gespräche mit politisch Verantwortlichen. So hat er alsbald einen Termin mit der Ersten Beigeordneten der Verbandsgemeinde Hachenburg, Gabriele Greis. Das alles dient dazu, ein Netzwerk zu etablieren, das für ihn und für seine Arbeit die wichtigste Grundlage ist. "Wir dürfen behinderte Menschen nicht als Last, sondern müssen sie als Gewinn ansehen", lautet für Simon das A und O seines "Nebenberufs". Er sei schon immer "sozial angehaucht" gewesen, findet den Umgang mit diesem Personenkreis "total interessant". Erste Erfolge bestätigen ihn in seinen Bemühungen. Einen Rollstuhlfahrer konnte er in einen Verein vermitteln, in dem der Mann seinem Hobby, dem Tanzen, nun nachgehen kann.
Präsentation bei Festen
Wenn eines Tages das "normale" Leben wieder in die Region Einzug gehalten hat, möchte Simon noch mehr in die Öffentlichkeit gehen, um die Arbeit als Sport-Inklusionslotse intensiver vorzustellen. Er kann sich gut vorstellen, mit einem Stand bei Sport- und Stadtfesten vertreten zu sein. "Es wird viel über Inklusion geredet, aber getan wird kaum etwas", ist für ihn ein unumstößlicher Fakt. Deswegen will er, wie das Treffen mit Greis andeutet, die Politik noch stärker sensibilisieren. In erster Linie möchte Simon ausloten, wie zum Beispiel Fahrdienste auf lokaler Ebene (Seniorentaxen etc.) helfen können, den Transport für Menschen mit Behinderung zwischen Wohn- und Sportstättenort zu gewährleisten. Gerade in dieser Blickrichtung hat er ein negatives Beispiel parat: Eine 50-jährige Behinderte aus einem kleinen Ort im Kreis Neuwied kann nicht einer sportlichen Betätigung nachgehen, weil sie selbst kein Auto fahren kann, ihr Vater mit über 80 Jahren kein Auto mehr fährt und die Mutter keinen Führerschein besitzt.
Koblenz/Westerwald: Die Aufteilung
Gemeinsam mit Susanne Bayer teilt sich Simon das Gebiet Koblenz/Westerwald auf. Er ist zuständig für die Verbandsgemeinden Altenkirchen-Flammersfeld, Hamm, Wissen, Hachenburg, Selters, Ransbach-Baumbach, Wirges und Höhr-Grenzhausen sowie den kompletten Landkreis Neuwied; Bayer kümmert sich um die Verbandsgemeinden Kirchen, Daaden-Herdorf, Betzdorf-Gebhardshain, Bad Marienberg, Rennerod, Westerburg, Wallmerod, Montabaur sowie um den kompletten Rhein-Lahn-Kreis. Simon ist unter Tel. 0157/74151573 oder per Mail an h.simon@silo.lsbrlp.de und Bayer unter Tel.0151/58743314 oder per Mail an s.bayer@silo.lsbrlp.de zu erreichen. (hak)
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Nachricht vom 18.08.2020 |
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