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Nachricht vom 04.12.2020
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Adventskalender – Teil 5: Das letzte Glas
24 kurze Krimis im Postkartenformat begleiten uns in diesem Jahr durch den Advent. Die Idee dazu hatte die Literatur-Werkstatt in Altenkirchen, die sich jüngst mit „Postkarten-Krimis“ beschäftigte. Das Ergebnis: 24 spannende und vielfältige Mini-Krimis, die das Warten auf Weihnachten verkürzen.
„Bring mir ein Bier“, brüllte er vom Sofa aus. Sie brachte ihm eine Flasche aus der Küche, in die sie zuvor ein Sedativum gekippt hatte. Wenig später war er eingeschlafen. Ein letztes Mal betrachtete sie ihn, sein Gesicht mit dem offenstehenden Mund, aus dem in einem dünnen Rinnsal der Speichel lief. Sie nahm ein Kissen und drückte es mit aller Kraft auf sein Gesicht. Er erwachte halb aus seiner Benommenheit und war doch stärker als sie gedacht hatte. Er zappelte und wehrte sich erbittert. Seine Hand riss an ihren Haaren, streifte über ihr Ohr. Da warf sie sich mit ihrem ganzen Gewicht auf das Kissen. Ein letztes Gurgeln, ein dumpfes Stöhnen, dann war es still. Sie blieb noch eine Weile auf ihm liegen. Die ganzen Jahre hatte er sie gedemütigt, geschlagen und misshandelt. Nun war es vorbei. Eine friedliche Rühe durchströmte sie, als sie schließlich aufstand, um den Arzt anzurufen. „Mein Mann rührt sich nicht mehr“, sagte sie. Als der Arzt die verkrampfte Hand des Verstorbenen öffnete, befand sich darin ein Ohrring. Er stützte und wollte keinen natürlichen Tod bescheinigen. „Ich muss die Kripo hinzuziehen“, meinte er. Sie saß einfach nur still da und sagte kein Wort. Als Kommissar Peters an der Haustür klingelte, öffnete ihm eine verhärmt aussehende Frau. „Ich muss Sie zum Tod Ihres Mannes vernehmen, möchten Sie eine Aussage machen?“ Sie nickte und bat ihn herein. An ihrem linken Ohr fehlte der Ohrring. Sie gestand alles. Als sie ins Polizeiauto einstieg, lächelte sie. Irgendwie wirkte sie glücklich.

© Roswitha Lemm 2020

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