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Nachricht vom 02.02.2021
Region
Personal-Wechsel im Neuwieder Forstrevier
Im Forstrevier Rodenbach, das den Neuwieder Stadtwald, die Märkerschaft Feldkirchen und Kleinprivatwald beinhaltet, tritt Andreas Hartig in die großen Fußstapfen des jahrzehntelang zuständigen Revierförsters Heinrich Kron, der in Ruhestand ging.
Die Revierförster Heinrich Kron (links) und Andreas Hartig. Foto. Helmi Tischler-VenterDierdorf. Forstamtsleiter Uwe Hofmann bezeichnete den scheidenden Revierförster Heinrich Kron als „größten Landschaftsmaler“, weil er stets sehr auf Abwechslung und Vielfalt in seinem Revier bedacht war. (Wir berichteten.) Das ästhetische Gespür Krons wird in seinen zahlreichen eindrucksvollen Landschaftsfotografien deutlich, die das Forstamt Dierdorf auf seiner Homepage publiziert.

Das Revier erstreckt sich vom Neuwieder Becken bis in den Westerwald und liegt im Naturpark Rhein-Westerwald. Das Erholungsbedürfnis der Bewohner in und um Neuwied berücksichtigte Kron stets bei seiner Wald-Gestaltung.

Im Rückblick stellt er fest, dass früher der Wald sehr aufgeräumt gewesen sei, weil es nur Holz zum Brennen gab. Als die fossilen Brennstoffe sehr billig und bequem verfügbar wurden, machten sich die Menschen nicht mehr die Arbeit mit dem Brennholz. Mittlerweile gibt es wieder etwa 80 Selbstwerber im Revier, weil das Holzmachen wieder ein Geschäft ist. Das machte dem Förster viel Arbeit, da er um Nachhaltigkeit zu gewährleisten, jeden einzelnen Selbstwerber traf. Man müsse den Wald sehr früh formen, damit er wirtschaftlich lohnend sei, auch für die stoffliche Verwertung, betont Kron.

Die Klimaerwärmung, die Bäume zum Verdursten bringt und dadurch Borkenkäferbefall fördert, macht den Förstern sehr große Sorgen. Forstamtsleiter Hoffmann verweist darauf, dass der Mensch in sehr kurzer Zeit sehr warm macht und fordert ein Wegkommen von fossiler Energie und Absenkung der Temperatur. „Die Klimaerwärmung wird die meisten der heimischen Baumarten überfordern. Unsere liebgewordene Buche wird in die Krise kommen!“ Der Kampf gegen das Waldsterben aufgrund des sauren Regens in den 80ern habe gezeigt, dass eine Maßnahme dann wirkt, wenn sie politisch gewollt ist. Die Fichte sei das erste Hitze-Opfer. Plus zwei Grad heiße: die Buche geht!

Naturverjüngung sei eine Möglichkeit der Aufforstung, es müssten aber auch andere Wege gegangen werden, denn wenn man die Natur sich selbst überlasse, würde sich die dominante Buche durchsetzen zu Lasten der Vielfalt im Wald, vom Bodenbewuchs bis zu den Kronen und der Vogelwelt.

Das Revier am Rhein war immer ein Laubholz-Revier mit geringem Fichtenanteil. Daher ist es nicht so gravierend vom Borkenkäfer betroffen wie die Reviere im Westerwald. Trotzdem besitzt die Stadt 980 Hektar Kahlflächen, die überwiegend in diesem Revier liegen. Da in Neuwied das Geld knapp ist, ist man froh über alles, was von Natur aus kommt. Auch weil die Förster den Nachfolgern Hinweise hinterlassen wollen, was vielleicht richtig ist. Der Aufbau der Kahlflächen ist für den Förster Andreas Hartig eine Herausforderung, auf die er sich freut, denn er ist aus seiner ostdeutschen Heimat eintönigere Wälder gewohnt. Weil er von Kron ausgebildet wurde, kennt und liebt Hartig das schöne Revier. Arbeitgeber ist für ihn die Stadt Neuwied gemeinsam mit der Märkerschaft Feldkirchen.

Hoffmann appelliert an die Revierförster: „Probiert was!“ Die Materie ist diffizil. Hitzeresistente Baumarten aus dem Mittelmeerraum kommen nicht einfach mit hiesigen Böden, Wind- Kälte- und Niederschlagsbedingungen zurecht, wie Versuche mit zum Beispiel Weymouth-Kiefer, Esskastanie, Douglasie, Schwarznuss, Hopfenbuche, Zirbel, Elsbeere, Speierling oder Wildbirne zeigten. Auch wenn das Klima passt, können Probleme auftreten, beispielsweise neue Schädlinge. Sein Fazit: Die Natur hat viel Zeit zu probieren, der Mensch hat jeden Tag Ansprüche und braucht lange Zeit zum Erkennen. Der Wald ist zwar nachwachsend, aber nicht endlos. Die Ansprüche müssen gesenkt und die Nachhaltigkeit gesteigert werden.

Das Spannungsfeld Natur und menschliche Ansprüche schreckt den jungen Revierförster Andreas Hartig nicht, er freut sich über das gestiegene Interesse am Wald und die Chance, in einer spannenden Zeit neue Projekte in den Wald zu bringen. Das Forsteinrichtungswerk, das sein Vorgänger hinterlässt, gibt sowohl Hilfestellung als Gestaltungsfreiraum bei seiner Arbeit. htv
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