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Nachricht vom 02.03.2021
Politik
Wie barrierefrei ist Unkel?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, traf sich Landtagskandidat Holger Wolf von Bündnis 90/Die Grünen mit Kerstin Schütte und Holger Schweitzer-Schütte zu einem gemeinsamen Stadtrundgang.
Kerstin Schütte und Holger Wolf. Foto: privatUnkel. Mit dem Zug am Bahnhof angekommen, wäre hier für Alleinreisende bereits Schluss gewesen. Denn wer auf einen Rollstuhl angewiesen ist, schafft es aus Richtung Neuwied kommend ohne Hilfe nicht einmal, den Bahnsteig zu verlassen. Auch das Bahnhofsvorgelände mit seinem unwegsamen Boden sowie die viel zu steile Rampe zum Bahnhofsgebäude stellen erhebliche Hürden dar. Auf den Gehwegen Richtung Fußgängerzone setzt sich das Bild fehlender Barrierefreiheit leider fort: Es fehlt an ausreichend abgesenkten Bordsteinen sowie an Bodenindikatoren und Überquerungsstellen für blinde und sehbehinderte Menschen. Das teilweise in die Fußgängerwege eingearbeitete Kopfsteinpflaster stellt für Menschen mit einer Gehbehinderung ein schwer zu überwindendes Hindernis und eine erhöhte Sturzgefahr dar.

Besonders schwierig wird es in der gepflasterten Fußgängerzone. Menschen mit Rollstühlen oder Rollatoren müssen hier viel Kraft aufwenden, um über das holprige Pflaster zu kommen. Sie werden dadurch gehindert, die dortigen Geschäfte zu besuchen. Noch schwieriger sind die gepflasterten Wege zum Rhein und der Rückweg bergauf. Bei Geschäften, die am Eingang mit einer Klingel ausgestattet sind, fiel zudem auf, dass diese oftmals für Rollstuhlfahrer*innen zu hoch angebracht sind.

Die öffentlichen Gebäude sind zwar für Menschen mit einer Gehbehinderung barrierefrei erreichbar, an Hilfen für Menschen mit Seh- oder Höreinschränkungen fehlt es hier jedoch ebenso. Selbst die Bücher im öffentlichen Bücherschrank am oberen Markt waren für Kerstin Schütte unerreichbar.
So fiel das Fazit des Rundgangs für die Eheleute Schweitzer-Schütte auch eher ernüchternd aus: „Es macht nicht wirklich den Eindruck, als ob sich die Stadt Unkel in den vergangenen Jahrzehnten mit den Bedürfnissen von Menschen mit einer Einschränkung schonmal tiefergehend auseinandergesetzt hätte“, zeigte sich Holger Schweitzer-Schütte enttäuscht.

Dieser Bewertung schloss sich auch Holger Wolf an: „Ein barrierefreier Schiffsanleger und der erhoffte Umbau des Unkeler Bahnhofs mag ein Anfang sein. Doch bis zu einer barrierefreien Innenstadt ist es in Unkel noch weit. Natürlich kann man nicht alles von heute auf morgen verbessern, aber auch kleine Maßnahmen könnten zwischenzeitlich helfen, die innerstädtische Barrierefreiheit zu verbessern. Dazu könnte zum Beispiel die bessere Gestaltung visueller Informationen durch große Schriftzeichen und Bilddarstellungen oder ein Bodenleitsystem in öffentlichen Gebäuden gehören. Die Orientierung im öffentlich zugänglichen Verkehrs- und Freiraum sollte über ein durchgängiges vernetztes Leitsystem gewährleistet werden. Nur auf zukünftig stattfindende Umbau- oder Erneuerungsarbeiten zu vertrösten erscheint inakzeptabel“.
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